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15 Jahre Missbrauchsskandal

Mehrere Tausend identifizierte Missbrauchsopfer, über Hunderttausend im Dunkelfeld – und die katholische Kirche übernimmt immer noch keine Verantwortung. Der „Eckige Tisch e.V.“ setzt sich mit WeAct für eine angemessene Entschädigung der Betroffenen ein.

Gemeinsam mit Betroffenen-Initiativen macht sich der Eckige Tisch e.V. für eine Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche stark – hier bei einer gemeinsamen Aktion.
Netzwerktreffen mit dem Eckigen Tisch e.V. und Betroffenen-Initiativen. Foto: Leona Goldstein

Seit 15 Jahren ist der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche bekannt – noch immer warten die Betroffenen auf eine angemessene Entschädigung. Die Kirche hält sich bedeckt und versucht die Schuld von sich zu weisen: Die Täter hätten privat und nicht kraft ihres Priesteramtes gehandelt. Und wenn Opfer in Zivilklagen Entschädigung fordern, beruft sich die Kirche immer häufiger auf die sogenannte „Einrede der Verjährung“. So verhindert sie, dass die Klagen weiter verhandelt werden können.

Dieses Vorgehen stößt auf Entsetzen – das beweist nun eine repräsentative Bevölkerungsumfrage des Eckigen Tisch e.V., die mit Hilfe des WeAct Impact Fund finanziert wurde. Am Dienstag, 14. Januar, war der Verein in der Bundespressekonferenz, um die Ergebnisse vorzustellen. Ein Datum mit Geschichte: Genau vor 15 Jahren wurde der Missbrauchsskandal aufgedeckt.

Matthias Katsch und  Astrid Mayer bei der Bundespressekonferenz 15 Jahre katholischer Missbrauchsskandal (Eckiger Tisch e.V.) im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin, 14.01.2025
Matthias Katsch, Geschäftsführer und Sprecher von Eckiger Tisch e.V. und Astrid Mayer, Mitglied des Aktionsbündnis der Betroffeneninitiativen bei der Bundespressekonferenz zum Thema 15 Jahre katholischer Missbrauchsskandal in der Bundepressekonferenz.

Katholische Kirche muss Verantwortung übernehmen

Die Mehrheit der Gesamtbevölkerung in Deutschland, nämlich neun von zehn Bürger*innen, verurteilt laut Umfrage das Verhalten der katholischen Kirche. Auch mehr als zwei Drittel der Mitglieder der katholischen Kirche kritisieren diese für ihren Umgang mit den Forderungen der Betroffenen und den Prozess der Aufklärung und Aufarbeitung.

Als gemeinnütziger Verein vertritt der Eckige Tisch e.V. die Interessen von Betroffenen sexualisierter Gewalt in der Kindheit und Jugend im Kontext der katholischen Kirche. Mit einer Petition auf WeAct, der Petitionsplattform von Campact, setzt er sich dafür ein, dass die Kirche nicht auf Verjährung plädieren darf. Sie muss Verantwortung übernehmen und die Betroffenen angemessen entschädigen.

Sexualisierte Gewalt in der katholischen Kirche

Heute ist der katholische Missbrauchsskandal in Deutschland allgemein bekannt. Am 14. Januar 2010 berichteten Betroffene erstmals vom Kindesmissbrauch, den sie als Schüler*innen in den 70er-Jahren durch Priester des Jesuitenordens erlitten haben. Darauf folgte eine Welle der Enthüllungen über sexualisierte Gewalt in katholischen Bildungseinrichtungen und Pfarrgemeinden. 

Die Aufklärungsarbeit und Aufarbeitung hält bis heute an. Auch jetzt, 15 Jahre später, gibt es eine hohe Dunkelziffer. Es gibt keine angemessene Entschädigung der Betroffenen, die Anerkennungszahlungen der Kirche sind häufig sehr gering. Die Betroffenen, die auf Entschädigung klagen, erleben die Verfahren häufig als retraumatisierend. Und die Kirche? Will nicht zahlen, sieht die Schuld häufig in der Eigenverantwortung der jeweiligen Priester*innen statt in der Institution Kirche – und versucht immer wieder, sich auf Verjährung der Fälle zu berufen.

Aktiv für die Betroffenen: Der Eckige Tisch

Jahrelang hat die Kirche die Taten nicht nur vertuscht – sondern die Täter gedeckt. Recherchen der ARD zeigen, dass die katholische Kirche aktiv mutmaßlichen Sexualstraftätern geholfen hat, sich ins Ausland abzusetzen. „Auch die Tatsache, dass sie dort finanziell versorgt worden sind, zeigt, dass das mit Vorbedacht geschieht und das ist ein kriminelles Wirken, was sich hier abzeichnet“, sagt Matthias Katsch, Geschäftsführer des Eckigen Tisch e.V.

Fördern, was bewegt: Der WeAct Impact Fund

WeAct, die Petitionsplattform von Campact, unterstützt erfolgversprechende Petitionen auch finanziell – mit einer Förderung aus dem WeAct Impact Fund. Das Team bestärkt progressive Initiativen so dabei, aus Petitionen erfolgreiche Kampagnen zu machen.

Gemeinsam mit dem Aktionsbündnis der Betroffeneninitiativen gibt der Eckige Tisch e.V. nicht auf: Im Januar initiierte der Verein ein Strategietreffen, bei dem vielfältige Aktionen für die Kampagne für eine gerechte Entschädigung geplant wurden. Das Treffen konnte ebenfalls mithilfe des WeAct Impact Fund finanziert werden.

Im März 2025 soll die Petition anlässlich der Jahreshauptversammlung an die Deutsche Bischofskonferenz übergeben werden. Bis dahin sind verschiedene Aktionen geplant – und es werden weitere Unterschriften gesammelt. Unterzeichne jetzt die Petition des Eckigen Tisch und unterstütze die Betroffenen.

Klicke hier, um die Petition zu unterzeichnen
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Autor*innen

WeAct ist die Petitionsplattform von Campact – einer Kampagnen-Organisation, die sich mit über drei Millionen Menschen für progressive Politik einsetzt. Im Campact-Blog berichtet das Team von WeAct regelmäßig über laufende Petitionen und aktuelle Erfolge. Alle Beiträge

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