Feminismus Globale Gesellschaft
Wie unterstützen wir Menschenrechtsverteidiger*innen in autoritären Staaten? Wie begegnen wir strategisch eingesetzter Desinformation – vor allem gegen Frauen, die sich um demokratische Ämter bewerben? Welche Strategien helfen gegen Antifeminismus und Rechtsextremismus? Und wie können wir auch heute noch wirksam für nukleare Abrüstung eintreten?
Fragen wie diese brauchen dringend kluge Antworten. Und genau auf diese Fragen hat das Centre for Feminist Foreign Policy (CFFP) seit 2018 praktische Antworten entwickelt – durch über 60 Projekte und mehr als 40 Publikationen in Bereichen wie Frieden und Sicherheit, feministischer Außenpolitik, internationaler Entwicklungszusammenarbeit oder Menschenrechtsverteidigung. Auch Campact e.V. hat dabei unterstützt.
CFFP hat die feministische Außenpolitik international geprägt
Nun beendet das CFFP seine Arbeit. Die Organisation, die feministische Außenpolitik international mitgeprägt hat – durch bahnbrechende Analysen, mutige Allianzen und eine klare Vision für eine gerechtere Welt – stellt zum Juni 2025 ihre Aktivitäten ein.
Als Campact möchten wir das nicht kommentarlos hinnehmen.
Vor zwei Monaten veröffentlichte Kristina Lunz, eine der beiden Geschäftsführerinnen, den Essay „Nichts darf jemals digitale Hetzjagden rechtfertigen“. Darin beschreibt sie eindrücklich, wie sie und das Team monatelang Ziel hemmungsloser, orchestrierter digitaler Angriffe, Gewalt, Desinformation und Diskreditierung wurden – und wie genau solche Attacken Demokratien untergraben und Menschen zermürben. Diese Erfahrungen dürften eng mit der Entscheidung zur Schließung zusammenhängen. Ihr Ziel: Einschüchterung. Ausgrenzung. Rückzug.
Digitale Gewalt trifft vor allem Frauen
Auch die Anfang des Jahres erschienene Studie von HateAid und der Technischen Universität München „Angegriffen & alleingelassen: Wie sich digitale Gewalt auf politisches Engagement auswirkt. Ein Lagebild.“ macht das Ausmaß deutlich: Digitale Gewalt trifft vor allem Frauen. Sie verändert ihre politische Arbeit – oder bringt sie zum Verstummen. Immer mehr ziehen sich zurück. Die Eskalation von Hass, Anfeindung und öffentlicher Diskreditierung in sozialen Medien ist längst nicht mehr nur ein individuelles Problem – sie ist eine Gefahr für unsere Demokratie.
Das Centre for Feminist Foreign Policy wurde nicht durch fehlende Relevanz oder mangelnde Wirkung geschwächt. Im Gegenteil: Die Organisation war in Think-Tank-Kreisen, zivilgesellschaftlichen Bewegungen und politischen Debatten weit über Deutschland hinaus wirksam.
Was bedeutet es für unsere Demokratie, wenn Menschen, die sich für Menschenrechte einsetzen, so sehr unter Druck geraten, dass sie ihre Organisation aufgeben? Was bedeutet es, wenn solidarisches Miteinander durch Misstrauen ersetzt wird – und Kritik in ideologische Vernichtungsschläge umkippt?
Wir brauchen Debatten – aber mit Haltung
Als Campact erleben wir täglich, wie stark progressive Kräfte in Bedrängnis geraten: von rechts, von Lobbyinteressen – und zunehmend auch von innen. Wenn wir uns gegenseitig zerlegen, weil wir nicht in jedem Punkt übereinstimmen, wenn wir Differenz nicht aushalten, sondern sanktionieren, dann schwächen wir uns selbst.
Wir brauchen Debatten, ja. Wir brauchen Widerspruch, Reibung, klare Positionen. Aber wir brauchen sie konstruktiv. Mit Haltung, nicht mit Häme. Mit dem Willen zur Veränderung, nicht zur Ausgrenzung.
Centre for Feminist Foreign Policy hat Maßstäbe gesetzt
Das CFFP hat Maßstäbe gesetzt. Für eine Außenpolitik, die nicht Macht über Menschen, sondern Menschen in den Mittelpunkt stellt.
Wir danken euch – für euren Mut, eure Arbeit, eure Unerschrockenheit.
Und wir rufen dazu auf, aus diesem Ende eine gemeinsame Lehre zu ziehen:
• Lasst uns streiten – ohne zu zerstören.
• Lasst uns unbequem bleiben – aber solidarisch.
• Lasst uns einander schützen – vor digitaler Gewalt, vor Isolation, vor dem Verlust unserer gemeinsamen Ziele.
Demokratie braucht uns. Alle. Jetzt mehr denn je.
Danke, CFFP, für sieben Jahre wegweisende Arbeit.