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25.000 demonstrieren für Bauernhöfe statt Agrarfabriken!

Heute in Berlin: Ein gewaltiger Demozug zieht sich vom Hauptbahnhof bis vor das Kanzleramt. 25.000 Menschen sind trotz klirrender Kälte von -7 Grad aus dem ganzen Bundesgebiet gekommen - mit einer Botschaft: WIR HABEN ES SATT!

Wir haben es satt - Demo in Berlin / Fotos von Jakob Huber/ Campact e.V. Frei zur Nicht-Kommerziellen Nutzung (siehe creative commons-Lizenz). Für kommerzielle Verwendung wenden Sie sich bitte an Jörg Haas, presse@campact.de

Heute in Berlin: Ein gewaltiger Demozug zieht sich vom Hauptbahnhof bis vor das Kanzleramt. 25.000 Menschen sind trotz klirrender Kälte von -7 Grad aus dem ganzen Bundesgebiet gekommen – mit einer Botschaft: WIR HABEN ES SATT!

25.000 demonstrieren für Bauernhöfe statt Agrarfabriken – Fotos cc-by-nc: Jakob Huber für Campact

Ein riesiger Erfolg! Trotz der eisigen Temperaturen sind dem Aufruf des Demobündnisses, das dieses Jahr über 60 Organisationen zählte, mehr Menschen gefolgt als in den Jahren zuvor!!! Agrarpolitik bewegt! Die Verbraucher/innen lassen sich von den Agrarkonzernen keine Lügen über glückliche Käfighühner und Turboschweine mehr auftischen. Sie wollen wissen, was auf ihrem Teller liegt. Landwirtschaftsministerin Aigner bekommt heute anstatt der kalten Häppchen auf der Messe „Grüne Woche“ unseren heißen Protest zu spüren.

Von überall her sind die Demonstrant/innen gekommen: Mit Bussen, die schon in der Nacht aufgebrochen sind, etwa aus dem südlichsten Bayern. Viele Bauern sind dabei, die für ihre Milch kaum mehr einen Preis bekommen, von dem sie leben können. Die Großbetriebe verdrängen sie. Bauern und Bäuerinnen fahren auf ihren Traktoren dem Demozug voraus. Sie kommen aus Schleswig-Holstein und aus dem Wendland.

Aktive aus Bürgerinitiativen gegen Massentierhaltung sind dabei, Imker in ihrer Berufskleidung, deren Bienen vom Bienensterben durch Parasiten, Pestizide und Monokulturen bedroht sind, Veganer/innen und Menschen, die sich für globale Gerechtigkeit zu Themen wie Landgrabbing und Spekulation mit Nahrungsmitteln einsetzen. Und am Ende kommen 20 internationale Gäste der Demo auf die Bühne, die von Kenia bis Wales für eine bäuerlich-ökologische Landwirtschaft kämpfen. Was für eine Energie!

Man sieht heute die schönsten Slogans und die kreativsten Verkleidungen. Da haben drei Leute ihre Slogans aufeinander abgestimmt: „regional“, „saisonal“ und „phänomenal“ laufen nebeneinander. Daneben drei Mädchen mit Blumen im Haar und grünen Röcken aus Tüll, die das Bienensterben stoppen wollen: „Auch wir wollen unseren Kindern von Blümchen und Bienchen erzählen können!“ ist ihre Botschaft auf Karton. Woanders sieht man: „Das Schwein ist uns nicht Wurst!“ Am Campact-Stand kann man Demoschilder noch schnell mit einem eigenen Slogan versehen.

Und dann fällt der Startschuss und die Demo setzt sich in Bewegung. Der Campact-Wagen kämpft sich vor durch die Menschenmasse. Das ist gar nicht so einfach, denn wir haben dieses Jahr einen großen Truck, um eine „gefährliche“ Fracht zu transportieren: Ein metergroßes, aufblasbares Brathähnchen, das von einer Person mit Aigner-Maske und einem Agrarfabrikanten mit einer überdimensionalen Antibiotika-Spritze vollgepumpt wird. Menschen mit Schutzanzügen laufen am Wagen entlang, um die Menge vor Killerkeimen aus dem Huhn zu schützen.

„Frau Aigner“ grüßt in die Menge, doch unser Moderator Roman ruft: „Glauben wir ihr, wenn sie von unseren Bauern spricht und die Agrarindustrie meint? Nein! Wir sagen: Tierfabriken – WIR HABEN ES SATT!“ Und weiter geht’s im Chor: Bienensterben – WIR HABEN ES SATT! Agrarkonzerne – WIR HABEN ES SATT! Und noch lauter als an unserem Wagen schallt es nachher vor dem Kanzleramt aus den Kehlen von 25.000 Menschen. Zuerst: WIR HABEN ES SATT! Und am Ende: WIR KOMMEN WIEDER!

So senden die Demonstrant/innen ein klares Signal an Kanzlerin Merkel und Landwirtschaftsministerin Aigner. Dies ist umso wichtiger, weil 2013 ein besonderes Jahr ist – ein Jahr der agrarpolitischen Entscheidungen. Wir brauchen den Kurswechsel in der Agrarpolitik. Sonst haben wir bald nur noch ausgeräumte Agrarsteppen in der Hand weniger Konzerne. Die Vergabe der EU-Agrarsubventionen muss deshalb grüner und gerechter werden. Ministerin Aigner darf die guten Vorschläge der Kommission nicht länger blockieren. Und auch mit dem Ausgang der Bundestagswahl wird entschieden, ob es eine Agrarwende geben wird. Und die Wende hat schon begonnen: Am Kanzleramt haben wir heute mit einer traditionellen Kuhglocke die Agrarwende eingeläutet.

Wie geht es jetzt weiter, wenn sich die Demonstrant/innen nach dem Marsch die Füße und Finger wieder aufgewärmt haben? Wir bleiben Ilse Aigner hart auf den Fersen. Anfang Februar wollen wir sie auf der „Grünen Woche“ mit unseren Forderungen zum Bienensterben konfrontieren. Dafür werden wir ihr die unglaubliche Zahl von über 200.000 Unterschriften unter unserem Appell überreichen. Helfen Sie mit, die fehlenden 10.000 Unterschriften zu erreichen! Unterzeichen Sie den Appell und verbreiten Sie ihn im Netz!

Vielen Dank an unsere Unterstützer/innen im Internet und an alle, die mit demonstriert haben. Herzlichen Dank auch an unsere Helfer/innen am Campact-Wagen. Und an alle Bienen-Retter. Bis zum nächsten Mal – Ihr seid wunderbar!

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Autor*innen

Astrid Goltz, Jahrgang 1983, hat Kulturwissenschaften in Lüneburg und Santiago de Chile studiert. Seit vielen Jahren ist sie ehrenamtlich in Umweltprojekten aktiv, zuletzt bei den Klimapiraten. Hauptamtlich hat sie für die BUNDjugend zum ökologischen Fußabdruck gearbeitet und für den BUND das Klimaforum Bonn 2010 mit organisiert. Ihre Schwerpunktthemen als Campaignerin bei Campact sind Gentechnik und Agrarpolitik sowie Flüchtlingspolitik. Alle Beiträge

8 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Haben Sie schon das DIE STORY-Video „Der Schweine-Baron“ im WDR gesehen, was am 14.01.2013 um 22 Uhr gelaufen ist?
    Der Niederländer Adriaan Straathof gilt als der grösste „Schweinehalter“ Europas, er hat riesige Agrar-Fabriken in Ostdeutschland (Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklen-burg-Vorpommern) gebaut – und dies nicht ganz legal. Schwarzbauten, Tierquälerei, Überbelegung der Mastanlagen … – dies ALLES war und ist nur möglich, weil die dortigen Behörden NICHT in der Lage sind, dagegen etwas zu unternehmen – oder wollen diese das überhaupt?!
    Nebenbei von mir bemerkt:
    Mich würde auch nicht wundern, wenn er satte Subventionen für seine ÜBERDIMEN-SIONALEN Tierfabriken bekäme, und nutzt er seine Biogasanlagen wohl auch als Energieversorgung?
    Ich war ziemlich erschüttert, als ich den Bericht von Thomas Kasper gesehen habe.
    Vielleicht ist er noch auf der entsprechenden Website vom WDR zu sehen …
    Schauen Sie sich ihn an – wenn noch möglich – und machen Sie sich selbst ein Bild!
    Und noch eins zum Schluss:
    Vielleicht liegt es auch an unzureichenden Gesetzen und Vorschriften (Schlupflöcher und Lücken) wie auch an zu wenigen und lasch durchgeführten Kontrollen, selbst wenn sich die Behörden an jene halten würden?!
    Man sollte, wie ich finde, die entsprechenden Gesetze, was die Tierhaltung und DARÜBER HINAUS (!) betrifft, UNBEDINGT überprüfen, ob sie noch zeitgemäß u.dgl. sind, und den neuesten (u.a. ökologischen) Anforderungen anpassen –
    ALSO dementsprechend REFORMIEREN!
    Ich gehe davon aus, dass doch die Mehrheit der Bevölkerung im Grunde GEGEN eine Agrarindustrie eingestellt ist, und Politik und Wirtschaft (bundes- wie auch EU-weit) sollten sich darauf einlassen –
    im Sinne des DEMOkratieverständnisses. Das gesamte Volk ist nämlich Souverän und NICHT eine (bestimmte) Klientel hieraus!

  2. Die „Tagesschau“ von heute und andere gleichgeschalteten Medien berichteten nicht mal als „Randnotiz“ von der Massendemonstration der Bürger – man bringt lieber minutenlages Gerede über die FDP und CDU.
    Das ist schon Propaganda -man kann doch keine 25.000 Menschen ausblenden- oder doch !

    Morgen sind Nds. wahlen und da will man lieber keine, 25.000 Bürger zeigen die, die CDU/FDP Regierungsarbeit satt haben !

    Morgen wählen gehen und die Lobbyistischen Nds. Landesregierung abwählen!

    Bitte weiter sagen!

    Bereiten wir dennen CDU/FDP einen Erdrutsch ins Nichts, u.a. durch Ihre pro Fracking Arbeit !
    (Siehe vorangeganegenen Kommentar)

    • So viel zum öffentlich-rechtlichen und damit in puncto freie Meinungsäußerung o.dgl. ausgewogenen (?) Fernsehen …

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