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Merkel-Berater: #Fracking lohnt sich nicht

"Fracking ist für die Energiewende entbehrlich", so lautet das nüchterne Fazit der "Umweltweisen". Die Merkel-Berater glauben nicht, dass durch die Schiefergasförderung die Energiepreise in Deutschland gesenkt werden können. Und wegen der "gravierenden Wissenslücken" über die Umweltauswirkungen des Frackings sei es derzeit nicht verantwortbar, die Technologie kommerziell einzusetzen.

Der Bundesregierung dürfte wohl kaum gefallen, was ihre eigenen wissenschaftlichen Berater aufgeschrieben haben: „Die Gewinnung von Erdgas durch Fracking ist für die Energiewende entbehrlich“, so lautet das nüchterne Fazit einer 56-seitigen Stellungsnahme zu Fracking, die der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) heute auf einer Pressekonferenz in Berlin vorstellte. Zudem sei eine kommerzielle Nutzung der umstrittenen Technologie angesichts der „gravierenden Wissenslücken“ über ihre Umweltauswirkungen derzeit nicht verantwortbar, so die unmissverständliche Warnung der Sachverständigen an die Bundesregierung. Ungeklärt seien insbesondere die umweltverträgliche Entsorgung der anfallenden Abwässer, die Sicherheit der Bohrlöcher bzw. Förderanlagen insbesondere hinsichtlich des Grundwasserschutzes, die Langfristfolgen der Eingriffe und die Klimabilanz von Schiefergas.

„Die Gewinnung von Schiefergas in Deutschland wird die Energiepreise nicht senken und auch keinen nennenswerten Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten können. Damit besteht aus deutscher Perspektive auch kein energiepolitisches Interesse an der Förderung“, schreiben die sieben Professoren, die häufig auch als die „Umweltweisen“ bezeichnet werden. „Nach heutigem Kenntnisstand sind die heimischen Potenziale, die unter angemessenen Umweltauflagen wirtschaftlich rentabel gefördert werden können, viel zu niedrig, um einen nennenswerten Einfluss auf die Gaspreise in Deutschland haben zu können.“ Mit anderen Worten: Fracking lohnt sich wirtschaftlich gar nicht.

2013_05_Cover_Fracking

Aus Vorsorgegründen dürfe Fracking auf keinen Fall im Einzugsbereich aktueller oder möglicher Trinkwasserschutzgebiete erfolgen. Zudem empfiehlt der SRU eine schrittweise Klärung der offenen Fragen, indem zunächst nur Pilotprojekte zugelassen werden. Dabei sollte der Prozess der Planung und Durchführung dieser Pilotprojekte transparent und unter Beteiligung der Öffentlichkeit gestaltet werden. Auftretende Kosten seien im Sinne des Verursacherprinzips von der extrahierenden Industrie zu tragen, so die Sachverständigen. Allerdings drängt sich die Frage auf, wozu solche Pilotprojekte überhaupt gut sein sollen, wenn das Fracking in Deutschland energiepolitisch sowieso keinen Sinn macht, wie die Sachverständigen überzeugend dargelegt haben?

Die Stellungsnahme der Umweltweisen zeigt sehr deutlich, dass die von Fracking-Befürwortern wie Bundeswirtschaftsminister Rösler (FDP) geschürten Hoffnungen auf niedrigere Gaspreise durch Fracking einer nüchternen, wissenschaftlichen Überprüfung nicht standhalten. Fracking in Deutschland könne sich vielleicht für einzelne Konzerne betriebswirtschaftlich lohnen, volkswirtschaftlich sinnvoll sei es aber nicht, so die Regierungsberater.

Zugleich warnen die Umweltweisen sehr deutlich vor einem Rollback in der Klima – und Energiepolitik. Mit Verweis auf den Schiefergasboom in den USA versuchen nämlich gerade die Lobbyisten der energieintensiven Industrie Seite an Seite mit EU-Energiekommissar Günther Oettinger (CDU) in der europäischen Klima- und Energiepolitik eine Art Energiewende rückwärts durchzusetzen. Eine Revision in der Klima- und Energiepolitik im Hinblick auf das billige Schiefergas in den USA sei „gänzlich verfehlt“, so der Sachverständigenrat. Die Auswirkungen auf die ökonomische Wettbewerbsfähigkeit würden oftmals überzeichnet.

Vielleicht kommt die Stellungsnahme der Umweltweisen gerade noch rechtzeitig. Denn die schwarz-gelbe Koalition streitet sich immer noch über zwei Gesetzentwürfe, die dem Fracking in Deutschland den Weg ebnen würden. Merkel, Rösler und Altmaier sollten endlich mal auf ihre eigenen wissenschaftlichen Berater hören und einsehen, dass Fracking nicht nur gefährlich, sondern auch entbehrlich ist.

Autor*innen

Yves Venedey war Campaigner im Kampagnen-Team 1, verantwortlich für Klima-Themen. Er war schon Marktforscher, Briefträger, Geschäftsführer, Journalist und Pressesprecher. Yves Venedey ist Autor des Buchs "Abschalten", das 2011 im Fischer Verlag erschienen ist. Alle Beiträge

13 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Fracking, das hört sich schon im Wortlaut negativ an. Die Zukunft ist doch hybrid, oder? Wozu noch sowas dubioses? Wäre es paranoid wenn ich glaube, dass so etwas Erdbeben auslösen kann? Naja…

  2. Berlin: Beratungen über das Fracking-Gesetz sind gescheitert, 05.06.2013

    „…In der gestrigen Sitzung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, in der über das seit langem diskutierte Fracking-Gesetz beraten wurde, konnte keine Einigung über das Gesetz erzielt werden. Grund dafür sind nicht zuletzt die zahlreichen Proteste gegen Fracking. So machte etwa campact gestern mit einer Aktion vor dem Bundestag erneut auf die Risiken und die Proteste in der Bevölkerung aufmerksam. (Z.B. haben bereits über 162.500 Menschen den Apell Fracking stoppen: Keine Chemie ins Grundwasser! von campact unterzeichnet.)

    Nun wird dieses Gesetz nicht mehr – wie ursprünglich geplant – vor der Bundestwagswahl verabschiedetet werden. Einerseits bleibt dadurch das Fracking weiterhin nach aktuellem Recht erlaubt. (Dies bedauert vor allem die FDP, wie in diesem Artikel der F.A.Z. zu lesen ist: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/energiepolitik/umstrittene-foerdermethode-regeln-fuer-fracking-werden-nicht-verschaerft-12208518.html ).
    Andererseits besteht darin aber auch die Chance weitreichendere Gesetze zu schaffen, als das bisher geplante. Kritiker äußern vor allem, dass dieses Gesetz vordergründig Fracking erlauben würde und nicht weit genug gehe….“

    „…Das an sich ist zwar noch weit weg von den Forderungen der Bürgerinitiatven, die sich gegen Fracking engagieren (s. die Korbacher Resolution http://www.resolution-korbach.org/ ), ist aber ein Schritt in die richtige Richtung. Es ist dringend nötig zwischen den wirtschaftlichen Interessen der Politik und den Interessen der Förderunternehmen auch die Gefahren und Risiken sachlicher zu bewerten, um im Sinne der Umwelt und der Energiewende entscheiden zu können…“

    Mehr dazu: http://ak-fracking.de/wiki/Meldungen/2013-06-05_Kein_Gesetz_vor_der_Wahl#Berlin:_Beratungen_.C3.BCber_das_Fracking-Gesetz_sind_gescheitert

  3. Regeln für Fracking werden nicht verschärft
    04.06.2013 · „…Union und FDP können sich nicht auf ein neues Gesetz mit schärferen Vorschriften für die Förderung von Gas und Öl einigen. In FDP und Union wird jetzt verlangt, weitere Bohrungen bis zu einer Neuregelung auszusetzen….“
    http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/energiepolitik/umstrittene-foerdermethode-regeln-fuer-fracking-werden-nicht-verschaerft-12208518.html

    Vielleicht führte dieses ja auch mit dazu:
    25.5.2013 / 200 Liter giftiges Wasser im Boden
    „…Rotenburg – Von Jens Wieters – Die Arbeiter auf der Verpressanlage für Lagerstättenwasser des Energiekonzerns RWEDea in Grapenmühlen bei Visselhövede waren gestern Abend sichtlich bemüht, niemanden bei ihrer hektischen Betriebsamkeit in Vollschutzanzügen samt Atemmaske zuschauen zu lassen…“.
    http://www.kreiszeitung.de/lokales/rotenburg/rotenburg/liter-giftiges-wasser-boden-2923416.html

    Wer wissen möchte was schon für Unfälle in Nds./ Deutschland durch Fracking geschehen sind, kann dieses auf der Homepage des „Arbeitskreis Fracking Braunschweiger Land“ unter „Pressespiegel“ tun:
    http://ak-fracking.de/wiki/Hauptseite
    (Es lohnt sich, die Artikel fangen bei 2006 an!)

    Lieben Gruß Simone vom http://www.ak-fracking.de

    P.S.: nicht vergessen machen und weitersagen:
    http://www.resolution-korbach.org/

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