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Aigner nimmt Stellung zum Bienensterben

Post von Frau Aigner! Ihr Ministerium nimmt Stellung zu unserem Bienen-Appell – und unterstellt, dass unser Appell auf „Irrtümern“ basiere! In unserer Antwort lassen wir die leeren Argumente wie Seifenblasen platzen.

Überraschung: Post von Frau Aigner! Mitten im Trubel der Demo „Wir haben es satt!“ erreicht uns eine E-Mail aus dem Landwirtschaftsministerium. Dr. Immo Janz, Referent für Bürgerangelegenheiten, nimmt darin für seine Ministerin Stellung zu unserem Bienen-Appell, den mittlerweile über 190.000 Bürger/innen unterzeichnet haben.

Der Brief aus dem Ministerium zeigt deutlich, dass Ilse Aigner das Bienensterben als ein Anliegen vieler Bürger/innen nicht länger ausblenden kann. Genauso macht die Art des Briefes deutlich, dass die Ministerin glaubt, sie könne uns mit halbgaren Aussagen zu Deutschlands Vorreiterrolle im Agrar-Umweltschutz abspeisen. Das ist besonders ein Affront gegen unsere Partnerorganisationen der Berufsimker, die sich seit Jahrzehnten in verschiedensten Gremien und mit großer Expertise für die Belange der Bienen einsetzen.

So beginnt Aigners Bürgerreferent: „Frau Bundesministerin Aigner nimmt Ihre Besorgnis um die Gesundheit unserer Bienenvölker sehr ernst. Leider basiert die Petition aber offenbar auf einigen Irrtümern.“ Die Irrtümer laut Landwirtschaftsministerium betreffen unsere Aussagen zur EU-Agrarreform, die Zulassung und das Monitoring von Bienen gefährdenden Pestiziden und die Ausbreitung von Monokulturen in Deutschland. So viele Irrtümer – eine starke Unterstellung!

Dabei fällt es uns ausgesprochen leicht, auf die schwachen Aussagen des Herrn Janz mit schlagkräftigen Argumenten zu antworten. Im Appell fordern wir Frau Aigner dazu auf, nicht länger den Vorschlag der Kommission zu blockieren, sieben Prozent ökologische Vorrangfläche auf jedem Acker als Bedingung an die Vergabe von Fördergeldern an die Bäuer/innen zu knüpfen.

Herr Janz schreibt nun, die ökologischen Vorrangflächen sollten ganz aus der Produktion genommen werden: „Wussten Sie, dass dann in ganz Deutschland rund 800.000 Hektar Ackerfläche aus der produktiven landwirtschaftlichen Nutzung heraus genommen werden müssten, also eine Fläche, die fast der Ackerfläche von Baden-Württemberg entspricht? Dies ist vor dem Hintergrund des weltweit steigenden Bedarfs an Nahrungsmitteln nicht vertretbar.“

Unserer Kenntnis der aktuellen Verhandlungen um die Agrarreform nach ist das nicht richtig: „Seit über einem Jahr weisen EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos und seine Mitarbeiter die Behauptung z.B. des Deutschen Bauernverbands und Ihres Hauses zurück, dass es sich bei den ökologischen Vorrangflächen um Flächenstilllegungen handelt. Sie müssten wissen, dass Vertreter/innen Ihres Hauses, aber auch des Umweltministeriums seit über einem Jahr im Detail mit Umwelt- und Naturschutzverbänden und -expert/innen darüber nachdenken und verhandeln, welche Nutzungsformen auf ökologischen Vorrangflächen sinnvoll und vertretbar sind. Wussten Sie, dass beispielsweise eine biologische Bewirtschaftung der Fläche als äquivalent zur Ausweisung der sieben Prozent Vorrangfläche angesehen werden soll? Müssen wir daraus schließen, dass Sie die Umstellung auf ökologischen Landbau als Form der Stilllegung verstehen?“

Auch zu dem von konservativer Seite noch immer gepredigten irrwitzigen Zusammenhang von hiesiger landwirtschaftlicher Produktivität und dem Hunger in der Welt haben wir einiges zu sagen: „Alle ernst zu nehmenden Expertisen sind sich darin einig, dass Hunger nicht einer zu geringen Produktion von Nahrungsmitteln geschuldet ist, und erst recht nicht zu geringer Erträge von deutschen Feldern. Wussten Sie, dass nur noch 46 Prozent der weltweiten Getreideernte als Nahrungsmittel eingesetzt wird und davon zudem noch ein nicht unerheblicher Teil weggeworfen wird? Die überwiegende Ernte wandert in Futtertröge und Tanks. Wussten Sie, dass 20 Prozent der deutschen Ackerfläche der Produktion von Energie- und Industriepflanzen dient und über 40 Prozent der Produktion von Tierfutter? Eine für nachhaltige Landwirtschaft notwendige Extensivierung auf sieben Prozent der europäischen Ackerfläche mit dem Hunger auf der Welt in Verbindung zu bringen, halten wir für zynisch.“

Beim Thema Pestizide ist sich Herr Janz sicher: Bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln würden die Auswirkungen auf die Bienengesundheit ausreichend geprüft. In einem Bienen-Monitoring könnten kurzfristig Gefahren und Risiken, die von Pestiziden ausgehen, erkannt werden. Die Imker sehen das anders: „Das Genehmigungsverfahren vernachlässigt die Kombinationswirkungen bei der üblichen gleichzeitigen Gabe mehrerer Pestizide. Auch subletale (nicht tödliche) Effekte werden nur unzureichend getestet, obwohl zahlreiche Wissenschaftler davor warnen.“

Die Imkerverbände berichten von einem Fall, bei dem weder das Zulassungsverfahren, noch das Bienen-Monitoring die Bienenvölker vor dem Tod durch Pestizide bewahren konnten:
„Am Oberrhein starben über 10.000 Bienenvölker an der Verbreitung von Pestizidrückständen über gebeiztes Saatgut. Doch erst nachdem Imkervertreter diesen Ausbreitungsweg dokumentiert und zusätzlich eine Demonstration vor der Ihrem Hause unterstellten Behörde veranstaltet hatten, wurden einige Anwendungen dieser Wirkstoffe untersagt.“

Mit guten Argumenten konnten wir den unhaltbaren Aussagen aus Frau Aigners Ministerium begegnen. Am Ende unseres Antwortschreibens bitten wir um eine angemessene Antwort. Jetzt sind wir gespannt, ob wir eine Antwort erhalten, die mit mehr als Anschuldigungen und schlecht recherchierten Zahlen aufwarten kann. Für den Dialog wäre das sicher hilfreich. Denn wir alle wollen ja von Frau Aigner, dass sie sich jetzt bei den Verhandlungen in Brüssel und in ihren letzten Monaten als Bundesministerin für eine bienenfreundliche Landwirtschaft einsetzt.

Erst einmal drückt sich Frau Aigner um eine direkte Auseinandersetzung mit unseren Forderungen. Den Termin zur Übergabe der über 190.000 Unterschriften am kommenden Samstag auf der Grünen Woche hat ihr Büro uns heute abgesagt. Da ihr Referent die knappe Zeit der Ministerin während der Grünen Woche als Grund nannte, gehen wir davon aus, dass wir die Unterschriften Anfang Februar direkt vor Aigners Ministerium überreichen können. Wir bleiben dran!

Helfen Sie mit, die 200.000 Unterschriften zu erreichen. Verbreiten Sie die Aktion im Netz!

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Autor*innen

Astrid Goltz, Jahrgang 1983, hat Kulturwissenschaften in Lüneburg und Santiago de Chile studiert. Seit vielen Jahren ist sie ehrenamtlich in Umweltprojekten aktiv, zuletzt bei den Klimapiraten. Hauptamtlich hat sie für die BUNDjugend zum ökologischen Fußabdruck gearbeitet und für den BUND das Klimaforum Bonn 2010 mit organisiert. Ihre Schwerpunktthemen als Campaignerin bei Campact sind Gentechnik und Agrarpolitik sowie Flüchtlingspolitik. Alle Beiträge

21 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Die Imkerverbände haben schon vor einigen Jahren (3 oder 4) Unterschriften gegen die Verwendung von Neonicotinoiden gesammelt und Frau Aigner überreicht – ich habe damals auch einige Listen gesammelt, obwohl mir eigentlich schon im vorhinein klar war, daß die Unterschriften im Papierkorb landen. Und in der Tat: rausgekommen ist (leider) nichts – die Imker sind halt nur eine kleine Gruppe. Hoffentlich ist die Öffentlichkeit jetzt so wachgerüttelt, daß das Thema nicht mehr unter den Tisch gekehrt werden kann! – Und: es ist Wahljahr!!!!!

  2. liebe Leser,

    es ist Brauch und Sitte von Frau Aigner, dass sie mit dem aufmüpfigen Volk keinen Dialog eingeht.
    Selbst wir Bauern und Bäuerinnen, deren Ministerin sie ja ist, kommen nicht dran.
    Entweder es antwortet jemand vom Ministerium, oder man bekommt gar keine Antwort.
    So kürzlich geschehen bei einer Gesprächsanfrage wegen der neuerlichen Milchquotenerhöhung. (die Frau Aigner übrigens für Deutschland nicht ausgeben müsste).
    Diese Milch wird ausschließlich aus Futtermittelzukauf von anderen Ländern und Erdteilen produziert, weil wir hierzulande gar kein übriges Futter mehr haben.

    Wir sollten den Wählern in ihrem Wahlkreis mal mitteilen, dass die bayrische Kronprinzessin keine Lust mehr auf den Umgang mit dem niedrigen Volk hat.

    • Es stimmt nicht, dass sich Frau Aigner dem Dialog ganz verwehrt. Denn sie hat uns jetzt zu Gespräch und Unterschriften-Übergabe für kommenden Mi., den 6. Februar in ihr Ministerium eingeladen. Wir sind sehr gespannt, was sie uns zu antworten hat. Zum Beispiel ob es richtig ist, wie es in den Medien steht, dass sie die 7% ökologische Vorrangfläche auf 3,5% kürzen will. Und wenn ja, warum sie das vorhat. Ich werde natürlich hier im Blog berichten!

  3. Ich befasse mich seit vielen Jahren mit dem Thema Gesundheit
    und Umwelt. Dabei konnte ich auch eine Ausbildung in Radiäst-
    hesie absolvieren, Dadurch ist es mir möglich, z.B. anhand der
    spezifischen eigenen Information (vergl. Homöopathie) von Gift-
    stoffen, diese bei Abfrage in Lebensmitteln festzustellen. So
    lassen sich beispielsweise Geschmacksverstärker in „fertigen“
    Lebensmitteln, den sog. Fertigprodukten mühelos nachweisen.
    Genauso gut kann man Giftstoffe im Obst und Gemüse feststellen.
    u.a. auch in Milchprodukten, die von Kühen stammen, die gentech-
    nisch belastete Futtermittel verzehrt haben. Es ist immer die urei-
    gene Frequenz eines chemischen Bestandteils, der immer wieder
    nachweisbar ist, beispielsweise der „Bazillus Thuringensis,“ der
    dafür sorgt, daß beim Genmais jede Maispflanze diese Chemikalie
    als Antibiotika und Schutz gegen den Maisschädling „Maiszünsler“ in
    sich trägt. Wenn eine Kuh solchen Mais frisst, läßt sich der Weg die-
    ses Antibiotikas bis in das Endprodukt Milch, Butter usw verfolgen.
    Besonders die Bienen leiden unter der immer mehr mit Giftstoffen be-
    lasteten Natur, den Äckern und Wiesen, wo sie ihre Pflanzen und
    Blumen beim Honigsammeln aufsuchen.
    Bereits im Jahre 1855 hat der Indianerhäuptling Seattle in seinem
    berühmt gewordenen Brief an den damaligen 14. amerikanischen Prä-
    sidenten Franklin dem „Weißen Mann“ den Untergang prophezeit,
    wenn er weiter so massiv in die Natur eingreift und deren Gesetze
    missachtet, das ‚Wasser ungeniessbar und die Tiere grausam
    abschlachtet. Seine These war; “ Die Erde ist unsere Mutter.Was
    die Erde befallt, befällt auch die Söhne der Erde. Denn das wissen
    wir, die Erde gehört nicht den Menschen, der Mensch gehört zur
    Erde! Alles ist miteinander verbunden!“ Und eine weitere Aussage
    von Ihm: Der weiße Mann wird vor vollen Tellern verhungern! – Und
    weiter: Eines Nachts werdet Ihr im eigenen Abfall ersticken.“y(Ori-
    ginal-Text aus demBuch: „Wir sind ein Teil der Erde“) Seine Worte
    wurden nicht gehört, sein Volk hat nicht überlebt. *** Werden wir
    sie hören? Werden wir überleben?***
    Auch Einstein sagte im letzten Jahrhundert voraus: Erst stirbt die
    Biene, dann stirbt der Mensch. Wenn die Biene stirbt, hat der
    Mensch nur noch 4 Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keineBe-
    stäubung mehr, keinePflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Men-
    schen mehr.
    Liebe – Überlebens-Grüsse

    Mayer Johann

  4. :::::…es ist schon unglaublich, mit welcher „dickfälligkeit“ und Dreistigkeit hier der Bürger für BLÖD verkauft werden soll und verheimlicht werden soll,
    daß auch Frau Aigner NICHT dem Volk „dient“, das sie gewählt hat u.von dem sie per Steuern ihr üppiges Gehalt bezieht !!
    ja, sie sogar versucht, „die Hand, die sie ernährt, zu beißen“ – doch das geht nicht gut. sie ist jetzt schon eine verlorene Kandidatin, die ihren Job SCHLECHT gemacht hat und bald beenden muß. Selbst schuld.
    und sie lieber mit den Zerstörern unserer Umwlt zusammenarbeitet, als das zu tun, wofür sie mal gewählt wurde: zu schützen u. zu fördern.
    Ich kann nur sagen: mein Beileid, Frau Aigner, für ihre Täuschung mit lächelndem Gesicht.

  5. Liebes Campact-Team,
    herzlichen Glückwunsch zu dieser gelungenen Kampagne! Ihre Antwort auf den peinlichen Ministeriums-Schrieb ist das i-Tüpfelchen. Wäre das Thema nicht so traurig und die Dreistigkeit der Volksvertreter nicht so offensichtlich – es wäre geradezu ein Genuß, Ihre Stellungnahme zu lesen. Mit gut recherchierten Fakten und feiner Ironie lassen Sie Aigners Pappkameraden ziemlich schlapp aussehen. Unsere Familie geht gerne auf die von Ihnen organisierten Demos, weil sie professionell, friedlich und phantasievoll sind.
    Vielen Dank, Ihre Familie S. aus Schleswig-Holstein (Imker)

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