AfD Feminismus Rechtsextremismus Datenschutz Digitalisierung Europa Agrar Umwelt WeAct Demokratie

Trinkwasser retten, Gülleflut stoppen

Tierfabrik-Besitzer kippen immer mehr Gülle auf die Felder und vergiften so unser Wasser. Agrarminister Schmidt verhandelt jetzt mit den Ländern über Gegenmaßnahmen. Doch die Agrarlobby wehrt sich. Jetzt müssen wir Bürger/innen unser Wasser retten.

Tierfabrik-Besitzer kippen immer mehr Gülle auf die Felder und vergiften so unser Wasser. Agrarminister Schmidt verhandelt jetzt mit den Ländern über Gegenmaßnahmen. Doch die Agrarlobby wehrt sich. Jetzt müssen wir Bürger/innen unser Wasser retten.

Teilen
E-Mail senden

Teilen
E-Mail senden

Unser Trinkwasser ist in Gefahr: Die Zahl der Tierfabriken, in denen Schweine und Hühner auf engstem Raum zusammengepfercht werden, wächst rasant. Und die Besitzer können ihre Gülle bisher weitgehend unkontrolliert auf die Äcker kippen – und damit ins Grundwasser.

Daher brauchen wir jetzt strenge Regeln, wieviel Gülle ausgebracht werden darf. Doch die mächtigen Lobby der Agrarindustrie macht dagegen Front. Mit schlimmen Folgen: Agrarminister Christian Schmidt hat einen viel zu laschen Entwurf für eine neue Düngeverordnung vorgelegt. Mit ihm würde die Gülle weiter ungehindert auf unsere Felder strömen.

Doch wir haben eine Chance, unser Trinkwasser zu retten

Der Bundesrat muss der Düngeverordnung zustimmen. Einige Bundesländer wollen ein scharfes Düngerecht durchsetzen, andere drohen, sich dem aggressiven Lobbying der Agarindustrie zu beugen. In wenigen Wochen wird entschieden. Damit die Länder nicht einknicken, müssen wir ihnen den Rücken stärken – und uns so der Agrarindustrie entgegenstellen.

Sobald wir 200.000 Unterschriften zusammen haben, wollen wir unseren Appell den einflussreichsten Agrarministern der Länder und Landwirtschaftsminister Schmidt öffentlich übergeben.

Seit 2010 hat sich die Anzahl der Megaställe fast verdoppelt

Und die Anlagen werden immer größer. Deswegen bringt die Agrarindustrie ihre Gülle schon längst nicht mehr nur aus, um Mais oder Weizen besser wachsen zu lassen. Sie muss schlicht den Kot aus den Agrarfabriken loswerden.

Eine Folge: An mehr als 50 Prozent der EU-kontrollierten Grundwasser-Messstellen in Deutschland liegt die Nitrat-Belastung über dem Grenzwert. Dabei ist zu viel Nitrat gefährlich. Bei Säuglingen kann es Blausucht verursachen und bei Erwachsenen erhöht es das Krebsrisiko.

Die Politik muss daher das Verspritzen von Gülle konsequent begrenzen. Zusammen mit unserem Bündnispartner Aktion Agrar fordern wir: Die gesamte Nährstoffbilanz eines Agrarbetriebs gehört lückenlos erfasst. Pro Hektar und Jahr dürfen höchstens 170 Kilogramm Stickstoff ausgebracht werden. Dies muss streng kontrolliert und bei Verstoß geahndet werden. All das fehlt bislang in Agrarminister Schmidts Verordnungsentwurf. So wird das Düngerecht die Gülleflut nicht stoppen – wenn wir Bürger/innen jetzt nicht einschreiten.

Eine starke Düngeverordnung kann verhindern, dass sich die Massentierhaltung weiter ungebremst ausbreitet

Bereits 2012 konnte die Bewegung für eine andere Agrarpolitik wichtige Verbesserungen im Baurecht erkämpfen, die den Bau von Megaställen erschweren. Seither ist die Bewegung stetig gewachen. Vor wenigen Wochen gingen in Berlin 50.000 Menschen für eine bäuerliche Landwirtschaft auf die Straße. Dieser Rückenwind erhöht unsere Chancen auf eine starke Düngeverordnung. Sie kann verhindern, dass sich die Massentierhaltung weiter ungebremst ausbreitet. Denn wird die Gülleflut begrenzt, wirkt das wie ein Deckel auf die überall sprießenden Megaställe – und schützt zugleich unser Trinkwasser.

TEILEN

Autor*innen

Dr. Chris Methmann ist Geschäftsführer von foodwatch Deutschland. Vorher hat er bei Campact Kampagnen geleitet. Als langjähriger Aktivist und Campaigner in der Klimabewegung streitet er für ein Ernährungssystem, das die Grenzen unseres Planeten endlich respektiert – und setzt sich dafür ein, dass nur ehrliches, gesundes und zukunftsfähiges Essen auf unseren Tellern landet. Alle Beiträge

42 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Nette Aktion, aber ich denke, dass Massentierhaltung sich nicht aufgrund von laschen Düngeverordnungen ausbreitet, sondern weil eine „massive“ Nachfrage nach Fleischwaren besteht. Und da hilft auch ein Aufruf nach „bäuerlicher Landwirtschaft“ nichts, denn jedes Tier muss früher oder später sein großes Geschäft erledigen, egal auf welche Weise es eingepfercht wird.

    -> Solange eine Nachfrage X nach Tierprodukten besteht, wird eine Menge X an Gülle produziert.

    Deswegen denke ich, dass der Verzicht auf Tierprodukte hier ebenfalls als Aufruf dienen kann 😉

    Liebe Grüße!

    • Klar ist: Diese Massentierhaltung gibt es, weil der Fleischkonsum bei uns zu hoch ist – und das liegt auch daran, dass die Nachfrage nach Fleisch ungebrochen ist. Da gilt es anzusetzen: mit Aufklärungskampagnen, Bildungsmaterial und Bewusstmachung des Problems. Allerdings würde es zu kurz greifen, *nur* hier anzusetzen. Um ein Beispiel aus dem Alltag zu nehmen: Straßenverkehrserziehung ersetzt ja auch kein Tempolimit. Und bei der Düngung mangelt es genau an einem solchen Limit. Es braucht klare Grenzen für die Ausbringung von Gülle, anders ist das Problem nicht in den Griff zu bekommen.

  2. Ich finde es auch sehr wichtig, dass die Düngeverordnung strenger wird, damit unser Trinkwasser weniger belastet wird. In dem Ort, in dem ich wohne, kann können wir wegen zu hoher Nitratwerten kein Trinkwasser mehr beziehen…
    Ich finde es aber wichtig nicht nur die Düngeverordnung zu verändern, sondern auch unser eigenes Verhalten zu reflektieren. Schließlich gibt es so viel Dung, weil generell viel zu viel Fleisch gegessen wird, weswegen so viele Tiere gehalten werden müssen!

  3. Nachdem ich schon in der Zeitung Berichte über die Grundwassergefährdung gelesen habe, halte ich die Kampagne für eine gute Sache und habe sie auch unterschrieben. Vielen Dank an die Campaigner für den Einsatz. Allerdings wäre ich auch dafür, dass die strengen Kontrollen nicht in noch mehr Bürokratie ausarten und damit vor allem zulasten der Kleinbauern gehen, die sich vor lauter Papierkram nicht mehr um ihre Tiere kümmern können, wie ich es bei Verwandten selbst mitbekomme. Wie könnte man sich auch sinnvoll dafür einsetzen, dass Tierhaltung nicht durch die vielen Vorschriften weiter industrialisiert wird?

    • Bei dieser Kampagne habe ich lange gezögert zu unteschreiben, eben weil wichtige Aspekte nicht klar transportiert werden.
      So fehlt die angesprochene mögliche Auswirkung auf die ökologische Tierhaltung.
      Dieser Versuch, sich auf die Angst des Großstädters vor dem unbekannten und wahrscheinlich insgesamt irrelevanten Gift aus Gülle zu verlassen und über diesen Hebel die Megaställe zu torpedieren, wird wahrscheinlich wenig bewirken. Da wäre mir eine Aktion gegen die Massentierhaltung lieber.
      Mal überlegen, was wirklich relevant ist und mitzieht.

      Viele Grüße
      Thomas Teichmann

    • Genau das befürchte ich auch. Lückenlose Dokumentation der Nährstofflüsse ist erstens unrealistisch, zweitens für kleine Betriebe eine unzumutbare bürokratische Belastung.
      Allen anderen Aspekten des Aufrufs stimme ich zu.
      Zusätzlich wäre noch denkbar, alle Betriebe dazu zu verpflichten, einen Mindestanteil des verwendeten Futters im eigenen Betrieb zu erzeugen bzw. die Verwendung eingeführter Futtermittel stark zu beschränken, aber das ist vermutlich nicht Sache der Düngemittelverordnung.
      Vorschläge für eine Stärkung der weniger industrialisierten Tierhaltung gibt es sicherlich bei der AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft). Aber auch das ist nicht unbedingt eine Frage der Düngemittelverordnung….

    • Ich stimme zu, dass die Dokumentation der Nährstoffkreisläufe gerade für viele kleine Betriebe eine Belastung ist. Deshalb fordert unser Kampagnenpartner Aktion Agrar auch, dass die Berichtspflicht erst für Betriebe ab 3 Großvieheinheiten pro Hektar verbindlich sein soll. Und hier braucht es dann auch unabhängige Kontrollen und Bodenproben, die sicherstellen, dass alles korrekt dokumentiert wird. Sonst würde es in der Tat darauf hinauslaufen, dass die großen Betriebe mit schicken Büros schicke Akten zusammenstellen und damit fein raus sind, die kleinen an den zusätzlichen Regeln aber kaputt gehen. Und das wollen wir auf jeden Fall vermeiden.

    • Immer wird von Kontrollen geredet, sie werden gefordert – wir sind überreguliert. Wer kontrolliert den. Sind es Leute mir Sachverstand aus der Praxis, die selbst mal Tiere gehalten haben, oder Leute mit einem falschen Bild, wie Tierhaltung überhaupt funktioniert.
      Die Fehler wurden in der Vergangenheit gemacht, in dem landlose Tierhaltung zugelassen wurde.
      Wenn ein Betrieb nur so viele Tiere halten kann, wie er Land hat (hier stehen wieder die 170 kg/N ha im Raum) würde nicht zu viel Gülle auf die Felder ausgebracht werden. Verschärfung heißt für die Kleinbetriebe nur noch mehr bürokratischen Aufwand. Gesetze sind für alle gültig, in der Vergangenheit hat es sich immer gezeigt, dass die Großen davon profitieren und die Kleinen sind dann halt nicht mehr da.

  4. Unser Trinkwasser ist in Gefahr: Die Zahl der Tierfabriken, in denen Schweine und Hühner auf engstem Raum zusammengepfercht werden, wächst rasant. Und die Besitzer können ihre Gülle bisher weitgehend unkontrolliert auf die Äcker kippen – und damit ins Grundwasser.

    Meine Meinung:
    Die Gülle muss in einen Zustand versetzt werden, das Sie dem Trinkwasser bzw. Dem Boden nicht schadet.
    Es gibt viele Möglichkeiten die Gülle biologisch aufzubereiten, das sie keinen Schaden anrichtet. Wir brauchen keine Agrarfabriken, wenn wir keine Lebensmittel von Amtwegen wegwerfen.

    Doch wir haben eine Chance, unser Trinkwasser unsere Bauern zu retten in dem wir bei uns selbst anfangen und nicht den Anderen vorschicken und unsere Verantwortung abgeben.

  5. Wir versuchen seit Wochen nun schon Eure Webseite zu erreichen, sie ist von hier in Frankreich ständig blockiert ich versuche nun hier Euch zu informieren.
    Ein Unterzeichnen ist somit auch nicht mehr möglich.
    Die Überwacheung des Internet ist hier in FR schon weiter vortgeschritten …

    LG an alle die mutig weiter die Missetaten der Macht benennen. Bernd

  6. Antibiotika in der Gülle sind das bei weitem größere Problem. Diese Medikamente sind so extrem langlebig, dass sie sich in der Natur kaum abbauen. Anders als die Stickstoffverbindungen werden Antibiotika noch nicht einmal in Kläranlagen herausgefiltert. Entsprechende Technologien sind bisher nicht verfügbar. Ich möchte vorschlagen, die Kampagne um entsprechende Forderungen nach Antibiotikabegrenzungen und Förderung der Technologieentwicklung zu erweitern.

  7. … und einmal mehr wird versucht, mittels Gesetzen an den Symptomen herumzudoktern, statt die grundsätzlichen Probleme anzupacken. Weniger Fleischkonsum und wenn überhaupt, dann natürlich gewachsenes. Aber alle wollen es ja lieber billig.
    Dann kommt halt jetzt zum Sch… (fr)essen auch noch das Sch… saufen dazu. So, wie es mit den Tierne auch gemacht wird.
    Jede Ursache bringt eine entsprechende Wirkung mit sich. Früher oder später!

    • Naja, am Fleischkonsum ist schwer anzusetzen. Klar ist: Diese Massentierhaltung gibt es, weil der Fleischkonsum bei uns zu hoch ist – und das liegt auch daran, dass die Nachfrage nach Fleisch ungebrochen ist. Da gilt es anzusetzen: mit Aufklärungskampagnen, Bildungsmaterial und Bewusstmachung des Problems. Allerdings würde es zu kurz greifen, *nur* hier anzusetzen. Um ein Beispiel aus dem Alltag zu nehmen: Straßenverkehrserziehung ersetzt ja auch kein Tempolimit. Und bei der Düngung mangelt es genau an einem solchen Limit. Es braucht klare Grenzen für die Ausbringung von Gülle, anders ist das Problem nicht in den Griff zu bekommen.

  8. Die Gülle fällt nun mal an und irgendwo muss man sie deponieren. Es ist völlig für die Katz, eine Kampagne anzustrengen, für das was mit der Gülle „nicht“ gemacht werden soll, solange es keine brauchbare Alternative gibt.
    Die einzige brauchbare Alternative ist, weniger Gülle zu produzieren. Aber die Gülle wird nicht nach Maß „produziert“, sie fällt an, ob man will oder nicht.
    Daraus folgt wiederum, dass die Ursache für den übermäßigen Gülleanfall beseitigt werden muss. Die Ursache ist der hohe Fleischkonsum in Europa.
    Daraus folgt wiederum: Machen Sie keine Kampagne gegen die Ausbringung der Gülle, weil es keine Alternative gibt. Aber machen sie eine Kampagne gegen den Fleischverzehr. Führen sie den Menschen in Europa drastisch vor, welche Konsequenzen der Fleischverzehr nach sich zieht und verlangen Sie von der Bevölkerung, weniger Fleisch zu essen und verlangen Sie von der Politik den Fleischexport zu verbieten.
    Eine Kampagne die die Gülleausbringung verbieten will, ist eine Seifenblase die ohne Spuren in der Luft zerplatz. Außer Spesen nichts gewesen.

    • Ein erheblicher Teil der Schweinefleischproduktion in Deutschland erfolgt nicht für den deutschen oder europäischen Bedarf, sondern für den Export. D.h. es wird Soja importiert, in Deutschland in Schweinefleisch „veredelt“, und das Fleisch wieder exportiert. Die Gülle bleibt hier. Lesen Sie dazu den Bericht „System billiges Schweinefleisch
      Eine verschärfte Düngeverordnung wird es schwerer machen, dieses System weiter fortzuführen. Es ist nicht die ganze Agrarwende, aber ein Baustein. Darüber hinaus engagieren wir uns im Bündnis „Wir haben es satt“ für eine umfassende Agrarwende die den Bäuerinnen und Bauern eine gute Existenz sichert durch die Produktion gesunder Nahrung ohne Zerstörung der Umwelt.

    • Ca. 40 % des in Deutschland produzierten Billigfleisches wird exportiert. Wir sind Exportweltmeister. Müssen wir auch noch die ausländischen/einheimischen Märkte für Nahrungsmittel kaputt machen ? In Deutschland wurde schon die Babynahrung knapp, weil die Chinesen so wild darauf sind. (Hängt natürlich auch mit den Nährgewohnheiten deutscher Mütter zusammen.) Aber gemach, wir importieren auch: holländische Gülle und Kot, LKW-Landungs-weise bis nach S.-H.
      Fleischproduzenten (Schwein und Huhn) klagen über nicht auskömmliche Preise. Sie überleben nur wegen der Eu- und D- Subventionen. Wie passt das alles zusammen ? Es gibt nur einen Oberbegriff: Irrenhaus !

Auch interessant

Agrar, Umwelt, WeAct Erfolg: Ostdeutsche Ackerflächen atmen auf Agrar, Ernährung, Europa, Gentechnik Weltrettung durch Gentechnik? Bitte keine Märchen! Agrar, Klimakrise Wie die Klimakrise die Landwirtschaft bedroht Agrar, Ernährung Hofübernahme durch Dennree: Wenn keiner mehr offen spricht Agrar, Naturschutz, Umwelt Diese 5 bedrohten Arten profitieren von ökologischer Landwirtschaft Agrar, Protest Landwirtschaft in Deutschland: 1,2 Prozent und eine Menge Verantwortung Agrar 3 Fragen an … Lina Gross zur „Wir haben es satt“-Demo Agrar, Klimakrise Agrarpolitik: In drei Schritten zur Neuausrichtung Agrar, Montagslächeln Montagslächeln: Trittbrettfahrer Agrar, Ernährung Verschwundene Küken
Campact ist eine Kampagnen-Organisation, mit der über 3 Millionen Menschen entschlossen für progressive Politik eintreten und unsere Demokratie verteidigen. Wenn wichtige politische Entscheidungen anstehen, starten wir Kampagnen - digital und auf der Straße. Wir schmieden breite Bündnisse und mobilisieren eine starke Bewegung für die gemeinsame Sache. NewsletterHilfe und FAQKontaktDatenschutzImpressumCookie Einstellungen