78 Prozent der Bundesbürger sprechen sich angesichts der Affäre um die Bespitzelung von Bahnmitarbeitern für einen Rücktritt von Bahnchef Hartmut Mehdorn aus. Das ergab eine von uns Ende letzter Woche in Auftrag gegebenen Emnid-Umfrage. Lediglich 19 Prozent wollen, dass der Bahnchef im Amt bleibt (Details der Umfrage als pdf-Datei).
Die Umfrage erzeugt nochmal ordentlich Rückenwind für unsere Kampagne, während der Bahnchef im Vorfeld der Sondersitzung des DB-Aufsichtsrats am kommenden Mittwoch, den 18. Februar in Frankfurt immer stärker unter Druck kommt. Die bisher Mehdorn gegenüber relativ loyalen Bahn-Gewerkschaften Transnet und GDBA erwarten nach Informationen der FTD, dass der Bahnchef endlich „auf ernsthafte Aufklärung umschaltet“. Wenn Mehdorn hingegen weiter „Katz und Maus“ spiele, sei eine Rücktrittsforderung unvermeidbar.
Verliert Mehdorn am Mittwoch den Rückhalt der Gewerkschaften, dann könnte auch die Unterstützung von Bundeskanzlerin Merkel bröckeln. Sie will den Bahnchef zwar unbedingt halten, um ihn nach der Wahl bei einer schwarz-gelben Mehrheit mit einem dem bürgerlichen Lager entstammenden Nachfolger besetzen zu können. Doch laut FTD will die Kanzlerin einen Rücktritt Mehdorns nicht im Weg stehen, sollten die Gewerkschaften diesen fordern.
Derweil wird die Aussage Mehdorns immer unplausibler, er habe von der Bespitzelung von über 186.000 Mitarbeiter/innen nichts gewusst. Der Spiegel zitiert in seiner heutigen Ausgabe ein Papier, nachdem die zuständige Revisionsabteilung direkt dem Vorstand unterstellt war: „Die interne Revision ist eine Gruppenfunktion der Konzernleitung. [Sie] erstellt jährlich ein Revisionsprogramm, das der Genehmigung durch den Konzernvorstand bedarf.“ Mehdorn scheint glatt gelogen zu haben.