Äußerst spontan organisiert war sie, unsere Aktion vor der Sondersitzung des Aufsichtsrats der Deutschen Bahn AG in Frankfurt zur Spitzelaffäre. Lange tappten wir im Dunkeln, wo die Sitzung stattfinden sollte und weder Bahn noch Bundesverkehrsministerium waren bereit, Infos zu geben. Erst zwei Tage vorher erhielten wir den Termin zugespielt und luden Campact-Aktive aus Frankfurt und Umgebung ein.
Trotzdem fanden sich immerhin 25 Campact-Aktive bei strahlendem Himmel vor dem Sitzungsgebäude ein. Sie überreichten einer Mehdorn-Puppe eine Entlassungsurkunde, die von über 12.000 Campact-Aktiven in den letzten Tagen im Internet unterzeichnet wurde. Sie schwenkten Schilder mit der Aufschrift „Mehdorn kündigen“ und plädierten mit Sprechchören dafür, den Bahnchef endlich aufs Abstellgleis zu verschieben.
Die Medienresonanz war recht gut: Ein dpa-Fotograf schickte sofort begeistert Bilder in seine Redaktion, die auch in etlichen Zeitungen erschienen (FAZ / Welt). Sieben Fernsehteams fanden sich ein. In den Abendnachrichten des Hessischen Rundfunks wurden Bilder der Aktion und auch eine längere Interviewsequenz gesendet.
Im Gebäude konnte sich das tagende Gremium allerdings noch nicht auf eine Kündigung von Mehdorn einigen. Mehdorn bekam jedoch die Zuständigkeit für die Aufklärung der Spitzelaffäre genommen. Stattdessen wurde ein „Compliance-Ausschuss“ gebildet, dem der Aufsichtsratsvorsitzende und ehemalige Bundeswirtschaftsminister Werner Müller, Arbeitnehmervertreter sowie die Ex-Minister Gerhart Baum und Herta Däubler-Gmelin angehören.
Bis zum 27. März soll das Gremium einen Zwischenbericht vorlegen, dem im April ein Endbericht folgen wird. Erst danach soll über personelle Verantwortlichkeiten und damit auch über die Zukunft Mehdorns gesprochen werden. Mehdorn kommt dies zupass, zumal er hoffen kann, dass sich bis dahin die öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema gelegt haben könnte.
Wir werden weiter dran bleiben und die Ablösung des Bahnchefs fordern. Dabei geht es nicht nur um die Person Mehdorn, sondern darum, mit einem neuen Bahnchef ein neues Kapitel in der Unternehmenspolitik der Bahn aufzuschlagen. Statt die Bahn als internationales Logistikunternehmen auf einen möglichst raschen Börsengang zu trimmen, muss sie wieder dem Allgemeinwohl verpflicht werden und für attraktive, preiswerte, häufige und flächendeckende Zugbverbindungen sorgen. Zentraler Orientierungspunkt muss ein Bahn, die zu einer klimafreundlichen Alternative zu Auto und Flugzeug wird.