In Belene hat wieder einmal die Erde gebebt! Wie bulgarische Medien berichteten, hatte das Beben, das in der Nacht von Samstag auf Sonntag die Menschen in der Region in Panik versetzte und aus ihren Häusern vertrieb, eine Stärke von 5,3 auf der Richter-Skala. In der Nacht vor dem Tschernobyl-Jahrestag und nur drei Tage nach der RWE-Hauptversammlung, ist das Erdbeben eine eindringliche Warnung an den Energiekonzern, die Finger von seinen Investitionsplänen zu lassen.
Insbesondere Jürgen Großmann, der Vorstandsvorsitzende des Essener Stromversorgers, möchte sich mit seinem Unternehmen mit rund 1,5 Milliarden Euro am Bau zweier Atomreaktoren russischen Designs in Nordbulgarien beteiligen. Das sorgt auch im Konzern für heftige Diskussionen: Auf der Aktionärsversammlung am vergangenen Mittwoch kritisierten Finanzinvestoren den Manager erstmals öffentlich: Der Vorstand dürfe nicht hinnehmen, dass der Energiekonzern im Zusammenhang mit der „tickenden Zeitbombe“ Belene genannt werde (vergleiche taz-Interview).
Erst über ein halbes Jahr nach Bekanntwerden der Investitionsplanungen gab der Vorstand auf der Hauptversammlung bekannt, dass das Unternehmen seismische Gutachten in die Planung einbeziehen möchte. Das Beben zeigt jedoch, dass es sich bei dem geplanten Atomkraftwerk in Belene um Hochrisiko-Reaktoren handelt. Im Frühjahr 1977 kamen bei einem Beben 120 Menschen ums Leben. Wackelt die Erde unter einem Atomkraftwerk in einer ähnlichen Stärke, droht eine Katastrophe, die derjenigen von Tschernobyl in nichts nachstehen dürfte.