Atomkraft
Im Zeichen der Sicherheit: Aktion vor RWE-Hauptversammlung in Essen
Eigentlich ist die Gruga-Halle am Essener Messegelände seit Jahrzehnten bekannt für die Konzerte zahlreicher Popbands und für Sportevents. Doch heute drängen sich keine Groupies oder Handballfans vor dem Eingang zur Halle in Schmetterlingsform – heute sind es die Aktionäre des international tätigen Energiekonzerns RWE, die zum Veranstaltungsort strömen. Die meisten von ihnen stellen sich geduldig […]
Eigentlich ist die Gruga-Halle am Essener Messegelände seit Jahrzehnten bekannt für die Konzerte zahlreicher Popbands und für Sportevents. Doch heute drängen sich keine Groupies oder Handballfans vor dem Eingang zur Halle in Schmetterlingsform – heute sind es die Aktionäre des international tätigen Energiekonzerns RWE, die zum Veranstaltungsort strömen. Die meisten von ihnen stellen sich geduldig in langen Schlangen auf, um die restriktiven Sicherheitskontrollen über sich ergehen zu lassen.
Selbst wenn sich die Debatte vor dem im RWE-Hellblau gehaltenen Eingangsportal auch um Sicherheit dreht, dominiert hier das grelle Gelb der Anti-Atom-Bewegung. Mit vielen Schildern, Transparenten und unserem Wackel-AKW auf dem Trampolin wollten wir die Kapitalbesitzer auf das Erdbebenrisiko im Zusammenhang mit dem Investitionsvorhaben des Konzernvorstands hinweisen. Doch der GAU passiert schon beim Aufbau der Aktion: Es fehlt ein wichtiges Bauteil für das Trampolin! Das macht die Aktion noch dramatischer, denn diesmal schwankt der Boden unter dem Modell der Risiko-Reaktoren nicht nur – zusammen mit der hölzernen Hilfskonstruktion bricht er ganz weg und der Reaktor fällt auseinander.
Vollständiger Zusammenbruch des Modells der Belene-Reaktoren vor der Essener Gruga-Halle.
Damit dieses Schicksal den richtigen Reaktoren erspart bleibt, fordern wir die Aktionäre dazu auf, dem Investitionsplan von Vorstandschef Jürgen Großmann gleich ganz den Boden zu entziehen. Mit Flugblättern appellieren wir an sie, sich den Hauptversammlungs-Anträgen unseres Kampagnenpartners urgewald anzuschließen. Der hat Dr. Gueorgui Kastchiev mitgebracht, den ehemaligen Chef der bulgarischen Atomaufsichtsbehörde. Er wird den RWE-Eignern in der Versammlung von der alltäglichen Korruption in seinem Heimatland erzählen und fragen, warum ausgerechnet beim größten Investitionsvorhaben des Landes alle Regeln eingehalten werden sollten. Fehler an der Sicherheitstechnik würden bei einem Erdbeben nahezu zwangsläufig zu einer Katastrophe führen.
Derweil sitzen auf dem Podium des RWE-Aufsichtsrats zahlreiche Bekannte von Campact: In einer Reihe die Oberbürgermeister von Essen, Dortmund und Mülheim direkt nebeneinander. Sie hatten wir kennengelernt und zur Diskussion aufgefordert, als wir Anfang März im Rahmen einer Aktionstour durch Nordrhein-Westfalen wichtigen Migliedern des Kontrollgremiums beinahe 25.000 Gelbe Karten von Campact-Aktiven überreicht haben. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Dr. Thomas Fischer, nimmt in der Reihe davor Platz. Er war in den letzten Wochen und Monaten einer der Hauptkontrahenten von Vorstandschef und Atom-Fan Jürgen Großmann in der Frage der Beteiligung am AKW im Erdbebengebiet – heute hat er seinen Rücktritt angekündigt. Sie alle werden hier von weiteren Sicherheitsleuten vor den gemeinen Aktionären abgeschirmt.
Zahlreiche Campact-Aktive fordern die RWE-Aktionäre auf, die Finger von der Risiko-Investition im Erdbebengebiet zu lassen.
Bei so vielen Metelldetektoren, Ausweiskontrollen und Wachleuten drängt sich die Frage auf, warum RWE nur hier in Sicherheit investiert – aber gleichzeitig plant, das gefährlichste Atomkraftwerk Europas zu finanzieren.