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23.000 protestieren für Bauernhöfe statt Agrarindustrie!

Das war klasse, Leute! 23.000 Menschen kamen heute vor dem Kanzleramt für Bauernhöfe statt Agrarindustrie zusammen – das sind sogar mehr als im letzten Jahr, wo der Dioxin-Skandal die Menschen bewegte und Bauern und Verbraucher zum ersten Mal gemeinsam unter dem Motto „Wir haben es satt!“ durch Berlin zogen. So viel Besuch von Bauern und […]

Das war klasse, Leute! 23.000 Menschen kamen heute vor dem Kanzleramt für Bauernhöfe statt Agrarindustrie zusammen – das sind sogar mehr als im letzten Jahr, wo der Dioxin-Skandal die Menschen bewegte und Bauern und Verbraucher zum ersten Mal gemeinsam unter dem Motto „Wir haben es satt!“ durch Berlin zogen. So viel Besuch von Bauern und Verbrauchern hatte die Kanzlerin vor ihrem Amtssitz wohl noch nie.

Am Hauptbahnhof hatten sich die Menschen gesammelt, um dann in einem langen Zug vor das Kanzleramt zu ziehen. Mit Sprech-Chören, Samba-Rhythmen und Kuhglocken trotzten die Demonstrant/innen dem Schneeregen. Bei uns konnten die Menschen noch schnell ein eigenes Demoschild gestalten. „Viele bunte Hühnerrassen anstatt Turbo-Pharmamassen“ und „Tiere würden Freiheit wählen“ konnte auf der Demo dort lesen.

Andere hatten sich als Hühner verkleidet oder schoben eine Schubkarre vor sich her, in der Pflanzen und Botschaften sprossen. Ein Tross von Treckern war ebenfalls in die Hauptstadt gekommen und führte den Demozug an. Dieser war so gigantisch lang, dass die ersten am Kanzleramt ankamen, als die letzten noch nicht einmal losgezogen waren.

Bei der Kundgebung vor dem Kanzleramt wurden die Menschen mit heißer Protestsuppe empfangen. Aktionskoch Wam Kat und seine Crew hatten die Suppe aus ungenormtem Gemüse gekocht, das den Supermarktnormen nicht entspricht. Diese völlig überzogenen Normen legen sich übrigens auch die Bioläden auf. Dabei geht es nicht um Qualität, sondern nur um die Form und Farbe des Gemüses. Der Demo-Koch wurde von zahlreichen Helfer/innen unterstützt, die am Vorabend während einer „Schnippel-Disko“ 750 kg Gemüse verarbeiteten.

Die Träger der Kampagne „Meine Landwirtschaft“ enthüllten ein Denkmal, das der bayrische Künstler und Biobauer Stephan Kreppold geschweißt hatte. Auf einem drei Meter hohen Teller sieht man, wie eine große Gabel die Agrarindustrie abräumt. Das Denkmal soll im Juni nach Brüssel fahren. Als dauerhafter Platz ist der Besselpark in Kreuzberg im Gespräch.

Anschließend brachten Redner und Rednerinnen die Forderungen der Demo auf den Punkt. Romuald Schaber vom Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM) mahnte, öffentliche Gelder müssten für Leistungen an die Gesellschaft gezahlt werden. Sie seien nicht dazu da, der Agrarindustrie die Taschen zu füllen.

Ulrike Mehl vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) forderte anlässlich des Antibiotika-Skandals von Ministerin Aigner: „Wir brauchen ein klares Reduktionsziel für Antibiotika in der Tierhaltung – wie in den Niederlanden. Wir brauchen bundesweit Transparenz beim Einsatz von Medikamenten, um Missbrauch endlich vorzubeugen – was in Dänemark bereits der Fall ist. Mit ihrem letzten Gesetzentwurf kommt Aigner ihrer Verantwortung nicht nach. Ohne einen Richtungswechsel in der Agrarpolitik werden die Risiken der Massentierhaltung noch zunehmen.“

„Solange für Massentierhaltung hierzulande rund sechs Millionen Tonnen Soja aus Ländern des Südens importiert werden und Dumping-Exporte aus Deutschland nach Afrika gelangen, bedient die Bundesregierung einseitig die Agrarindustrie“, sagte Claudia Warning vom Evangelischen Entwicklungsdienst (EED).

Auf der Demo war es überall zu spüren: die Bewegung für gesundes Essen und eine bäuerliche Landwirtschaft ist quicklebendig! Wir haben ein mächtiges Signal an die Bundesregierung gesendet und gehen gestärkt in die kommenden Auseinandersetzungen, von der Mastanlage vor Ort bis zur Agrarpolitik in Brüssel. Wir freuen uns, dass so viele Menschen dabei waren und danken für ihr vielfältiges Engagement.

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Autor*innen

Astrid Goltz, Jahrgang 1983, hat Kulturwissenschaften in Lüneburg und Santiago de Chile studiert. Seit vielen Jahren ist sie ehrenamtlich in Umweltprojekten aktiv, zuletzt bei den Klimapiraten. Hauptamtlich hat sie für die BUNDjugend zum ökologischen Fußabdruck gearbeitet und für den BUND das Klimaforum Bonn 2010 mit organisiert. Ihre Schwerpunktthemen als Campaignerin bei Campact sind Gentechnik und Agrarpolitik sowie Flüchtlingspolitik. Alle Beiträge

7 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Meine Reaktion auf diese Tierhaltung ist, ich esse kein Fleisch

    mehr und ich schäme mich dies solange getan zu haben.

  2. Es macht mich wütend und haltlos, wenn ich sehe, wie unbekümmert diese unsere Politiker mit dem Protest umgehen. Wie weiterhin Klientelpolitik gemacht wird. Wie schwer es ist, in einer Demokratie, die stets in den Himmel gehoben wird, zu ertragen, dass das Volk keinen Einfluss hat auf Änderungen, die das Volk als richtig erachtet. Umwelt, Tierschutz und Klimaschutz mit Füßen getreten wird.
    Was wollen und können unsere Volksvertreter die Abgeordneten außer fette Diätenerhöhungen für uns erreichen? NICHTS! Nein dieses System ist unerträglich!

  3. Wo fängt eigentlich die Massentierhaltung an bei wie viel tieren?
    Jeder redet darüber aber keiner hat eine Ahnung !

    • Nach der Definition im Bundesimmissionsschutzgesetz, die wir sowie das Netzwerk Bauernhöfe statt Agrarfabriken zur Grundlage nehmen, spricht man ab Anlagen mit folgendem Viehbestand von Massentierhaltung: 1.500 Schweine, 560 Sauen, 4.500 Ferkel, 15.000 Geflügel, 600 Rinder.

  4. Wir wollen keine tierquälerische Massentierhaltung . Wenn schon Tierhaltung , dann artgerecht mit ausreichend Bewegung und Tageslicht.

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