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Mutter seit sieben Jahren von Familie getrennt

Vor sieben Jahren wurde eine in Deutschland integrierte Familie durch die Abschiebung der schwangeren Mutter Gazale Salame und ihres Kleinkinds in die Türkei auseinander gerissen. Seitdem kämpft die Mutter für ihre Rückkehr. Fordern Sie in einem offenen Brief an den niedersächsischen Ministerpräsidenten David McAllister die Rückkehr der Mutter.

Es ist erschreckend, wie unmenschlich und zäh unsere Behörden sein können. Für Menschen ohne gesicherten Aufenthalt bedeutet das jahrelanges Leid. Vor sieben Jahren wurde eine in Deutschland integrierte Familie durch die Abschiebung der schwangeren Mutter Gazale Salame und ihres Kleinkinds in die Türkei auseinander gerissen. Seitdem kämpft die Mutter für ihre Rückkehr. In einem offenen Brief fordert nun Heiko Kauffmann, Vorstandsmitglied von Pro Asyl, vom niedersächsischen Ministerpräsidenten David McAllister, der Missachtung des Kindeswohls im Fall der Familie Salame/Siala endlich ein Ende zu setzen. Unterzeichnen Sie hier den Brief:
http://www.nds-fluerat.org/7498/aktuelles/aufruf-familienzusammenfuehrung-und-rueckkehr-gazale-salame/

Die im Jahr 2005 abgeschobene junge Frau musste ihren Mann und zwei ihrer Kinder im Kreis Hildesheim/Niedersachsen zurücklassen. Dort wohnen noch immer Vater Ahmed Siala mit den beiden älteren Töchtern. Die schwangere Mutter Gazale wurde mit ihrer einjährigen Tochter in die Türkei ausgewiesen. Die Polizei kam plötzlich, als der Vater die älteren Mädchen zur Schule brachte. Die Ausländerbehörde veranlasste sofort, dass die schwangere Mutter mit Kleinkind das nächste Flugzeug in die Türkei nehmen musste. Und riss damit die Familie auseinander. Die Mutter lebt jetzt in einem ärmlichen Viertel der türkischen Stadt Izmir. Seit fast sieben Jahren kämpft die Familie um ein gemeinsames Aufenthaltsrecht.

Die Eltern sind Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem Libanon. Sie flohen als kleine Kinder aus Beirut zu uns. Gazale lebte 17 Jahre in Deutschland, Ahmed ist seit 26 Jahren hier. Drei der vier Kinder sind in Hildesheim geboren. Es ist unglaublich, dass man nach so vielen Jahren eine integrierte Familie entzweit. Dabei gibt es ein Recht auf Familienzusammenführung. Und für Menschen, die lange Jahre ohne gesicherten Aufenthaltsstatus in Deutschland leben, gibt es ein Bleiberecht. Die Behörden müssen es allerdings auch umsetzen. In diesem Fall nutzten sie alle Spielräume aus – zum Schaden der zerrissenen Familie. Und die Politiker stahlen sich um ihre Verantwortung für die Behörden.

Noch absurder ist die Ausweisung der staatenlosen Kurdin aus dem Libanon in die ihr völlig fremde Türkei. Die Behörde argumentierte folgendermaßen: Gazales Familie floh damals mit Hilfe türkischer Pässe von Beirut über die Türkei nach Deutschland, deshalb müsse sie nach den Papieren Türkin sein. Diese Abschiebung hat rein gar nichts mit der Rückkehr in die „Heimat“ zu tun, mit der politisch so oft argumentiert wird: eine Frau aus dem Libanon, die seit Kinderalter in Deutschland wohnt und hier eine Familie gegründet hat, wird gezwungen, in der Türkei zu leben. Das macht ohnmächtig, weil es zeigt, wie das falsche Urteil einer Behörde ein ganzes Leben zerschlagen kann.

Wir unterstützten die Familie Salame vor fünf Jahren mit einer Kampagne an die zuständigen Landespolitiker. Damals war der heutige Bundespräsident Wulff noch Ministerpräsident und hätte sich persönlich für die Mutter einsetzen können. Doch er unternahm nichts, um der humanitären Familien-Katastrophe ein Ende zu setzen. Rund 24.000 Menschen sandten E-Mails, in denen sie forderten, dass die Mutter zurück zu ihren Kindern dürfe. Philipp Rösler, damals FDP-Landsvorsitzender, heute Wirtschaftminister, blieb ebenfalls tatenlos. Schließlich konnten wir über eine Stunde mit dem niedersächsischen Innenminister Uwe Schünemann sprechen. Der Minister blieb damals uneinsichtig. In einem Film zeigten wir das Schicksal der Familie:

Fünf Jahre später – was bleibt zu tun? Das Schicksal von Gazale Salame darf nicht in Vergessenheit geraten. Deshalb ist es wichtig, dass möglichst viele Menschen den Offenen Brief an Ministerpräsidenten McAllister unterzeichnen. Und es ist wichtig, dass viele Leute vor Ort die Familien, die unter drohender Abschiebung leiden, persönlich unterstützen.

Außerdem müssen wir ein Auge auf diskriminierende Politik haben. Mit unserer aktuellen Kampagne machen wir öffentlich, dass das Asylbewerberleistungsgesetz 40.000 Kindern ihre Grundrechte raubt. An den Stellen, wo Gesetze selbst die Menschenrechte verletzen, müssen wir aktiv werden. Damit unwürdige Abschiebungen wie im Falle Gazale Salame bald der Vergangenheit angehören.

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Autor*innen

Astrid Goltz, Jahrgang 1983, hat Kulturwissenschaften in Lüneburg und Santiago de Chile studiert. Seit vielen Jahren ist sie ehrenamtlich in Umweltprojekten aktiv, zuletzt bei den Klimapiraten. Hauptamtlich hat sie für die BUNDjugend zum ökologischen Fußabdruck gearbeitet und für den BUND das Klimaforum Bonn 2010 mit organisiert. Ihre Schwerpunktthemen als Campaignerin bei Campact sind Gentechnik und Agrarpolitik sowie Flüchtlingspolitik. Alle Beiträge

5 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. schade,das wir die entscheider nicht ausweisen können,dann ginge es allen besser +die entscheider würden was lernen!!

  2. Ich verstehe nicht:
    Mit welcher Begründung und Berechtigung wurde die schwangere Frau mit Kleinkind ausgewiesen?
    Was war die Ursache oder welche Rechtsgrundlage lag für eine solche Entscheidung seitens der Behörden vor?
    Das geht aus dem obigen Artikel gar nicht hervor!
    Wenn NICHTS dementsprechendes vorliegt, was eine solche Ausweisung in die Türkei – nicht einmal die ehemalige Heimat dieser Frau oder der Familie überhaupt – berechtigt, dann wäre das ja BehördenWILLKÜR!
    Der obige Artikel sagt leider zu wenig darüber aus, wie genau der ganze Sachverhalt von Anfang an ist.
    Vielleicht könnte Campact mehr Näheres darüber berichten?
    Ich finde, ein Offener Brief reicht allein nicht, wenn tatsächlich Willkür seitens der maßgebliche/n Behörde/n in der Angelegenheit vorherrschen
    würde, was leider aus obigem Bericht aber nicht hervorgeht.
    Müsste da nicht ein ganz anderer Weg beschritten werden? – – –

    • @Marina: Der Campact-Blog selbst weist auf den Link zu den Veröffentlichungen auf der Homepage des Flüchtlingsrats Niedersachsen hin.
      Wer nachvollziehen will, welche seelischen Grausamkeiten gegen die Eltern, Kinder und Geschwister der Familie Siala/ Salame verübt wurden und werden, sollte diesem vorgegebenen Pfad zur umfangreichen Dokumentierung folgen.

    • @Hubertus

      Was ist aus der Revision geworden? Wenn die doch schon 2009 vor dem Bundesverwaltungsgericht lief, muss der Rechtsstreit doch eigentlich längst entschieden sein?

  3. Jeder sollte wohnen dürfen, wo er will. Niemand hat das Recht jemandem vorzuschreiben ans andere Ende der Welt zu ziehen!

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