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170.000 Menschen meinen: „BILD? Nein, danke!“

Die Resonanz auf unsere Kampagne zur Jubiläums-Aktion der BILD ist überwältigend: Mittlerweile wollen über 170.000 Menschen die BILD nicht einmal geschenkt. An die hundert Online Medien und Blogs schrieben bisher über die Absage-Aktion. Auch Medien wie u.a. der WDR, die Frankfurter Rundschau sowie das Handelsblatt berichteten. Bei Twitter schafften es die Hashtags #Briefkasten und #Bild […]

Die Resonanz auf unsere Kampagne zur Jubiläums-Aktion der BILD ist überwältigend: Mittlerweile wollen über 170.000 Menschen die BILD nicht einmal geschenkt. An die hundert Online Medien und Blogs schrieben bisher über die Absage-Aktion. Auch Medien wie u.a. der WDR, die Frankfurter Rundschau sowie das Handelsblatt berichteten. Bei Twitter schafften es die Hashtags #Briefkasten und #Bild zum Start der Aktion unter die Top Ten der „Deutschen Twitter-Trends“.

„BILD für ALLE – Zum 60. Geburtstag: Diese einmalige Aktion geht mit der größten BILD-Auflage und Reichweite aller Zeiten einher! […] Verteilung: ca. 41 Mio. Haushalte inkl. Werbeverweigerer innerhalb eines Tages“, mit diesen Worten hatte der Axel Springer Verlag Anzeigenkunden für seine gigantische Marketing-Maßnahme geworben. (Original-PDF von Axel Springer)Schnell entstand eine Gegenbewegung im Internet. Die Initiative www.alle-gegen-bild.de hatte die Idee, die Absage der BILD per Web-Formular ganz einfach zu ermöglichen und fragte Campact um Unterstützung. Am 12. April 2012 startete die Kampagne dann ganz offiziell. Inzwischen hat auch der Axel Springer Verlag reagiert: „Alle bei uns eingehenden Widersprüche werden wir im Erscheinungsfall selbstverständlich beachten“, erklärte ein BILD-Unternehmenssprecher zu Beginn der Campact-Aktion auf Anfragen von Journalist/innen. Und ruderte gleichzeitig zurück: Die endgültige Entscheidung über die Geburtstagsaktion sei noch gar nicht gefallen. Der Verlag weigert sich hartnäckig mehr dazu zu sagen – trotz vieler Anfragen von Medien, darunter auch Fernsehsender wie der ZDF.

Das zeigt: Offenbar ist die Strategie der Bild, alles zu vermeiden, was der Absage-Aktion noch mehr Aufmerksamkeit verschaffen würde. Die kritische Diskussion über die BILD ist dem Axel Springer Verlag somit alles andere als egal. Aufmerksamkeit ist nun mal nicht immer förderlich. Vor allem, wenn man massenhaft Geld in eine großflächige Plakatkampagne mit Prominenten investiert hat – mit dem Ziel, der BILD ein seriöseres Image zu verpassen. Viele Menschen lehnen die regelmäßige Verletzung von Persönlichkeitsrechten und die skrupellosen Methoden der BILD ab. Der Konzern hat keinerlei Interesse daran, dass darüber weiter so intensiv gesprochen wird – schon gar nicht öffentlich.

Facebook-Titelbild „Ich will keine BILD in meinem Briefkasten! Und Du?“

Die Aktion lässt kaum einen kalt und wird auch kritisch diskutiert. Zur inhaltlichen Diskussion beigetragen hat auch die ARD-Dokumentation „BILD. Macht. Politik.“ über die BILD. Natürlich gibt es auch Stimmen, die meinen, die BILD sei ein harmloses Käseblatt, die ganz normalen Boulevard-Journalismus betreibe. Doch viele Menschen wissen sehr wohl, warum sie zu ihrem Statement „Keine BILD in meinem Briefkasten!“ stehen und vertreten diese Position engagiert in ihrem Umfeld und im Internet.

Teilweise sind auch Betroffene darunter oder Menschen, die Personen kennen, denen die BILD übel mitgespielt hat. So schreibt eine Frau auf Facebook: “Dieser Fall ist mir persönlich bekannt: ein 14jähriges Mädchen bekam 5 Mark für einen Botengang; ihr Auftraggeber wartete in seinem Auto auf Antwort; als sie zu ihm zurückkam, wurde sie von ihm gepackt, in das Auto gezerrt, verschleppt und sexuell mißbraucht …Diese Zeitung titelte: Für 5 Mark ging sie mit! In der Folge wurde sie sowohl von Mitschülern als auch in der Nachbarschaft wie eine Hure behandelt und auch so betitelt. Daß sie sich nicht das Leben nahm, rührt nur von der Fürsorge guter Freunde und der Familie – weder staatliche Stellen noch ihre Lehrer schützten sie!”

Mittlerweile gibt es Teilnehmer/innen der Aktion, die ihr Facebook-Titelbild auswechseln oder auch ihr Facebook-Profilbild, um Stellung zu beziehen und andere dazu anzuregen, es ebenfalls zu tun. Damit könnten auch Leute von der Absage-Aktion erfahren, die bislang nichts davon gehört haben. Es bleibt spannend: Wird die massenhafte Verweigerung der BILD-Zeitung die magische Schallgrenze von 200.000 Absagen durchbrechen? Viel Zeit bleibt nicht mehr, denn damit der Verlag die Widersprüche am 23.6., also am Tag der geplanten Werbeaktion, berücksichtigen kann, müssen sie frühzeitig vorliegen.

Bislang will der Axel Springer Verlag den Sturm der Widersprüche anscheinend einfach aus sitzen. Deshalb freuen wir uns, wenn viele mithelfen, die Aktion bekannt zu machen – zum Beispiel per Mail, per Facebook oder per Twitter. Denn je mehr Menschen Bild eine Absage erteilen, desto stärker wird das Signal.

Jetzt online Widerspruch einlegen!

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Autor*innen

Sandra Schuttenberg, Jahrgang 1981, arbeitet seit Jahren für Non-Profit-Organisationen, zuletzt als Campaignerin bei der Tibet Initiative Deutschland e.V.. Ehrenamtlich ist sie seit 2010 der Socialbar verbunden. Sie studierte Germanistik in Bonn und absolvierte zusätzlich ein Studium an der PR Akademie Berlin für Kommunikation. Bei Campact war sie als Social-Media-Redakteurin. Alle Beiträge

10 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Bekam heute folgende Mail.

    Sehr geehrter Herr Müller oder Meier,

    vielen Dank für Ihre Email vom 13.04.2012, deren Eingang wir hiermit bestätigen. Bei Durchführung der BILD Jubiläumsaktion am 23.06.2012 wird Ihr Widerspruch beachtet. Um dies sicherstellen zu können, benötigen wir allerdings Ihre genaue Postanschrift.

    Bitte übersenden Sie Ihre vollständige Adresse bis zum 25.05.2012 an die Mail-Adresse antwort@bild.de.

    Mit freundlichen Grüßen

    Axel Springer AG

    Axel-Springer-Str. 65

    10888 Berlin

    Gruß
    Jojo

  2. Naja, wenn wir 10% (4,1Mio.) zusammen bekommen, haben wir die Kritische Masse erreicht, ich meine die kretikfähige !

    Der Rest kann sich wahrscheinlich nicht mal mehr genug Klopapier leisten ?

  3. Wie prophezeit, das ist ein Eintrag in eine Datenbank. Für den Fall, dass sie das überhaupt durchziehen wollen, ist einfach nichts passiert. Ausser natürlich, dass sich 170.000 Leute in Bewegung setzen um der BILD publicitity zu geben.
    Glückwunsch campact – grosses Kino.
    Das nächste Mal fordert auf, dass die Zeitungen unfrei zurückgesandt werden.

    • Die Verbreitung der Aktion ist ein starkes Zeichen dafür, dass der Bevölkerung echter Journalismus und die Würde des Menschen wichtig ist.

  4. Moin

    Ich habe gerade auch meinen Widerspruch per Mail gesendet. Der Springer-Verlag will die Werbekampagnen aussitzen. Gut das kann er, aber ich werde diese Werbung zu dem bringen, der sie mir gebracht hat….einem Postkasten. Mein Papiermüll ist mir zu schade für diese Werbung.

  5. Was soll man von solch einem Journalismus – wie bei der BILD – halten, der Informationen, z.T. Halbwahrheiten, – in so aufreißerischer bis lasziver Aufmachung verpackt – an den Mann oder auch an die Frau zu bringen versucht, dass wohl geradezu die primitiven Urinstinkte angesprochen werden – mit der Folge, dass manche mit einem gewissen
    niedrigen Level darauf anspringen und dieses bekannteste Tagesblatt
    Deutschlands tatsächlich kaufen?!
    BILD und betreffende Käufer – passen die nicht zusammen wie Topf und Deckel?!
    Oder könnte man es auch nicht so formulieren:
    Da haben sich sozusagen zwei gesucht und gefunden … ?! – – –

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