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Bienensterben vorm Kanzleramt: Wir demonstrieren mit den Imkern!

175.000 Unterschriften gegen das Bienensterben im Kanzleramt übergeben - über 50 lautstarke Bürger/innen und Imker/innen machen mit einer Kundgebung auf ihre Forderungen aufmerksam. Die Aktion war ein voller Erfolg!

Über 160.000 Unterschriften gegen das Bienensterben an den Landwirtschaftsvertreter des Kanzleramts übergeben, über 50 lautstarke Bürger/innen und Imker/innen machen mit einer Kundgebung auf ihre Forderungen aufmerksam – unsere heutige Aktion war ein voller Erfolg!

Der Platz vor dem Kanzleramt hat sich heute in einen Acker verwandelt: Zwei Giftspritzer sind gekommen, um mit Kanistern auf ihrem Rücken Pestizide zu versprühen. Sie rücken den Bienen zu Leibe – Aktivistinnen in Bienenkostümen, die erst straucheln, und dann nieder sinken. Doch plötzlich ertönen die Stimmen der Imker/innen: „Lasst die Pestizide sein – Bienensterben nein, nein, nein!“ Sie stellen sich schützend vor ihre Bienen und stoppen die Giftspritzer.

Aktion Bienensterben stoppen – Fotos cc-by-nc: Jakob Huber für Campact

Über 50 Menschen sind heute früh trotz Eis und Schnee vor das Kanzleramt gekommen, um diese Szenen öffentlich zu machen, die sich auf allen konventionellen Äckern von der Nordsee bis zum Bodensee abspielen: Immer mehr Pestizide in der Landwirtschaft fordern immer mehr Opfer unter den Honigbienen ebenso wie unter anderen wichtigen Insekten wie Hummeln und Schmetterlingen. In Maismonokulturen finden die Bienen keine Nahrung mehr.

Dass dies nicht nur die Imker/innen angeht, dafür steht das Bündnis von Bürger/innen und Imker/innen heute morgen vor dem Kanzleramt. Dafür steht auch der enorme Erfolg unseres Online-Appells „Stoppt das Bienensterben!“ an Landwirtschaftsministerin Aigner. Rund 180.000 Menschen haben ihn bislang unterzeichnet. Der Appell läuft noch bis Anfang Februar. Dann wollen wir ihn auf der Landwirtschaftsmesse „Grüne Woche“ an Landwirtschaftsministerin Aigner öffentlich überreichen. Heute konnten zwei Vertreter der Imker den ersten Schwung Unterschriften an den Landwirtschaftsvertreter des Kanzleramts überreichen und damit zeigen, wie viele Bürger/innen hinter den Forderungen der Imker/innen stehen. Eine beeindruckende Zahl!

Julia Siems spricht auf der Kundgebung für die Imker/innen. Sie holte in diesem Winter, wie viele ihrer Berufskollegen, schon unzählige tote Bienen aus den Bienenkörben. Sie zeigt auf einen großen Bienenkorb, den die Imker/innen mitgebracht haben: Er ist übersät mit Bienenleichen. Wenn diese wichtigen Bestäuberinnen fehlen, dann ist ein Großteil unserer Landwirtschaft in Gefahr. Deshalb ist es erschreckend und absurd, dass die Landwirtschaft selbst zum größten Feind der Biene wird. Mit Pestiziden und Monokulturen macht sie den Bienen das Leben schwer, bis sie geschwächt an Parasiten wie der Varroamilbe eingehen.

Doch wir können das ändern: Gerade ringen unsere Landwirtschaftsminister/innen in Brüssel um die nächste große Agrarreform. Wenn es nach Agrarkommissar Dacian Ciolos geht, soll sie zumindest in Ansätzen grüner und gerechter werden. Ein wichtiger Teil besteht darin, dass nur noch Bauern die vollständigen Subventionen bekommen, die ökologische Maßnahmen auf ihren Feldern umsetzen. Sieben Prozent ihrer Ackerfläche soll zu ökologischen Ausgleichsflächen werden. Das heißt, dass hier keine Pestizide eingesetzt werden dürfen und dass Blühstreifen entstehen. Die Agrarindustrielobby versucht seit Monaten, dies als Flächenstilllegung zu brandmarken. Dabei ist ein bracher Acker gar nicht gewünscht – sondern ein blühender Acker mit Platz für Tierarten, ein Acker ohne Pestizide und Monokulturen. Ilse Aigner hat in den vergangenen Monaten das Schlagwort der Flächenstilllegung oft genug wiederholt. Jetzt haben wir es satt! Auf der Grünen Woche werden wir sie direkt mit unseren Forderungen konfrontieren.

Wir brauchen ein Systemwechsel in der Landwirtschaft: Weg von der Industrialisierung hin zu einer bäuerlich-ökologischen Landwirtschaft. Ein großes, gemeinsames Zeichen setzen wir am kommenden Samstag, den 19.1., in Berlin. Gutes Essen, gute Landwirtschaft – jetzt! Raus auf die Straße! Kommen Sie zur Demo. Und bringen Sie Familie, Freunde und Bekannte mit!

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Autor*innen

Astrid Goltz, Jahrgang 1983, hat Kulturwissenschaften in Lüneburg und Santiago de Chile studiert. Seit vielen Jahren ist sie ehrenamtlich in Umweltprojekten aktiv, zuletzt bei den Klimapiraten. Hauptamtlich hat sie für die BUNDjugend zum ökologischen Fußabdruck gearbeitet und für den BUND das Klimaforum Bonn 2010 mit organisiert. Ihre Schwerpunktthemen als Campaignerin bei Campact sind Gentechnik und Agrarpolitik sowie Flüchtlingspolitik. Alle Beiträge

11 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Zur Verdeutlichung der Leistungen der Honigbienen für unser Öko- und Ernährungssystem kurz ein paar Fakten:
    *Ca. 1/3 unserer Nahrung ist direkt bestäubungsabhängig.
    *Der Wert der Bestäubungsleistungen durch die Honigbienen beträgt in Deutschland etwa 4 Milliarden € im Jahr.
    *Zu ca. 10% profitiert der Imker durch die direkten Bienenprodukten wie z.b. Honig, Wachs, Propolis und Gelee Royal aber zu ca. 90% die Menschen und das Öko-System durch die Bestäubungsleistungen.

    Ein Zitat das von Albert Einstein stammen soll:
    „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.“

    Man wird sehr schnell feststellen, dass der Honig eigentlich nur ein Nebenprodukt der Honigbienen für uns darstellt , aber ihre unverzichtbare Bestäubungsleistung für uns Menschen und unsere Enährung von existenzieller Bedeutung ist.

  2. Alles schön und gut, aber die ImkerInnen sind doch selbst für ein immer wiederkehrendes Massensterben verantwortlich. Die Herstellung von Honig fordert viele Bienenopfer und ist alles andere als honigsüß!
    Immer wieder erstaunlich wie manche Menschen sich selbst belügen und vor der Außenwelt sich produzieren.

    • Wie kommen Sie auf die idee, dass die Honigernte Bieneopfer kostet? Ich würde sie gerne einmal einladen, bei der Honigernte dabei zu sein. Wenn überhaupt, dann kann man manchen Imkern vorwerfen, immer bis auf den letzten Tropfen aus den Bienen rausholen zu wollen – aber das ist ja genau das wogegen sich die Demo richtet. Gegen Gewinnmaximierung und für Nachhaligkeit.

      Ansonsten wäre mein Vorschlag: Erst mal informieren bevor man irgendwelche Behauptungen ausfstellt.

    • Ich habe mich informiert.
      Zuckerlösung ist kein Honig oder warum essen wir nicht einfach diese, anstatt den Bienen den Honig zu nehmen? Das Biosystem der Bienen ist auf den Honig ausgelegt und nicht auf irgendwelche Lösungen vom Menschen hergestellt. Deswegen vielen Dank für die Einladung, aber ich glaube das führt zu nichts.

  3. Es ist recht interessant:
    Man setzt wie viel an Schädlingsbekämpfungsmittel ein, um später hohe Ernteerträge zu erzielen, UND JETZT gehen aber dadurch u.a. auch Bienen und Hummeln zugrunde, welche dann die Pflanzen nicht mehr bestäuben können, so dass die Ernte dennoch schlecht(er) ausfällt als ursprünglich erwartet?
    Und dann gelangt von den Erträgen leider immer noch KEIN geringer Teil – noch bevor er
    in den Handel gelangt (!) und AUCH DANACH (!) – buchstäblich in die Tonne!
    Meine Güte, was sind wir Menschen doch DESTRUKTIV und Verschwender in jeder Hinsicht:
    Zeit, Arbeit, Kraft, Energie und Kosten o.dgl.!
    So, wie wir Menschen handeln, ist das auf jeden Fall nicht wirtschaftlich UND NOCH vieles mehr!
    Einfach nur dumm …

  4. Mit Schülern starte ich gerade das Projekt „Aktion-Bien“ – http://groenert.bildung-rp.de – zur Rettung der Bienen und Förderung der Imkerei. Da wir nicht nur versuchen, unsere Schüler im selbständigen Umgang mit den Internetnetzwerken und modernsten Mess- und Experimentiergeräten zu schulen, sondern uns auch bemühen, sie in der Entwicklung zu aktiven Bürgern zu fördern, die ihre Zukunft durch nachhaltiges, ökologisches Händeln gestalten und den Mut haben, etwas zu bewegen, passen ihre Aktionen beispielhaft in unser Projekt: Wir dürfen keine Angst haben, unsere Meinung auf die Strasse zu tragen, um das Handeln der Politiker durch solche Protestbewegungen zu lenken! Danke für ihr Engagement und die Berichterstattung!

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