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Neue US-Studie: Fracking gefährdet auch Flüsse und Seen

Durch das Fracking können gesundheitsschädliche Stoffe nicht nur in das Grundwasser gelangen, sondern sogar in Flüsse und Seen gespült werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie aus den USA. Auch ein Forscherkongress in Deutschland zeigte deutlich: Viele Fragen sind noch ungeklärt. Solange aber die Risiken und Langzeitfolgen des Frackings nicht ausreichend untersucht sind, muss es verboten werden.

Durch das Fracking können gesundheitsschädliche Stoffe nicht nur in das Grundwasser gelangen, sondern sogar in Flüsse und Seen gespült werden. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler um Sheila Olmstead von der Forscherorganisation „Ressources for the Future“ aus Washington. Im Wasser flussabwärts hinter Kläranlagen im US-Bundesstaat Pennsylvania, in denen Abwässer von Fracking-Anlagen gereinigt werden, fanden die Forscher erhöhte Chlorid-Konzentrationen. Zudem stellten sie fest, dass die Konzentration von Schwebestoffen sich erhöhe, wenn die Zahl der Bohrplätze in einem Gebiet steige. 18 zusätzliche Bohrplätze steigerten die Konzentration von Schwebestoffen in Flüssen und Seeen um mehr als fünf Prozent. Dafür machen die Wissenschaftler Regenwasser verantwortlich, das vom Bohrplatz abfließt. Sowohl Chlorid, als auch die Schwebstoffe hätten negative Folgen für die Umwelt, so die US-Wissenschaftler und fordern weitere Untersuchungen. Ihre Studie veröffentlichten sie im Fachjournal PNAS.

Bisher drehte sich die Diskussion über die umstrittene Erdgasfördermethode vor allem um mögliche Gefahren für das Grundwasser. Nach Ansicht des Umweltbundesamtes sei die US-Studie aber nicht auf Deutschland übertragbar. In Deutschland müssten alle Bohrplätze vollständig versiegelt sein. Das gesamte Wasser am Bohrplatz – auch das Regenwasser – müsse vollständig aufgefangen und „ordnungsgemäß entsorgt werden, so schreibe es die Abwasserverordnung vor. Bei hochbelastetem Wasser sei sogar noch eine Vorbehandlung nötig, bevor es in die Kläranlage dürfe. Für diese Vorbehandlung des hochbelasteten Wassers aus Fracking-Bohrungen müssen geeignete Verfahren aber erst noch entwickelt werden.

Beim sogenannten Fracking wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien in den Boden gepresst, um dort Risse zu erzeugen, damit das Erdgas austreten kann. Mit den Risiken dieses Verfahrens befasste sich jüngst auch die Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft (DGG) in Leipzig. Unter der irreführenden Überschrift „Forscher wollen Fracking in Deutschland“ berichtet Spiegel-Online über diese Tagung. Dort wurde offenbar vor allem deutlich, wie viele ungeklärte Fragen es in Zusammenhang mit dem Fracking noch gibt, die erst noch einer gründlichen wissenschaftlichen Untersuchung bedürfen. So heißt es bei spiegel.de:

Neuere Daten aus den USA haben die Sorge von Anwohnern befeuert, das zähe Fracking-Gemisch könnte aus der Tiefe aufsteigen: In der Nähe von Bohranlagen wurden dort erhöhte Gasmengen im Boden gemessen. Die Daten aus den USA seien aber schwierig zu deuten, sagt Sauter: Man wisse nicht, wie viel Gas in der Zeit vor dem Fracking dort schon aufgestiegen sei.

Mit anderen Worten: Genaues weiß man nicht. Einige Wissenschaftler vertraten die Meinung, Fracking unterhalb von 1000 Metern sei sicher. Messungen in den USA hätten nämlich gezeigt, das kein bekannter Riss länger als 500 Meter geworden sei. Doch diese Auffassung ist unter den Forschern höchst umstritten:

Die Daten sorgten auf der DGG-Tagung allerdings für Diskussionen. Risse von 500 Metern müssten keineswegs das mögliche Maximum sein, gab ein Forscher zu bedenken. Schließlich beruhten die Kenntnisse lediglich auf der Messung von ein paar Tausend künstlicher Risse. Ob Fracking also wirklich bereits in 1000 Metern Tiefe erlaubt werden könnte, sei fraglich. Weitere Daten wären erforderlich.

Die Gefahr von Erdbeben meinten die Forscher ausschließen zu können, sofern außerhalb tektonischer Spannungszonen gefrackt werde, heißt es in dem Artikel weiter. Die Herausforderung liege aber darin, Risikogebiete eindeutig zu erkennen. In Nordengland sind 2011 beim Fracking mindestens 100 Meter Gestein auf einmal gebrochen, was ein spürbares Erdbeben auslöste.

Wie Spiegel-Online aus Aussagen wie diesen schlussfolgern kann, die „Forscher wollen Fracking in Deutschland“ bleibt rätselhaft. Viel mehr sprechen die vielen offenen Fragen und fehlenden Daten doch eher für ein Fracking-Moratorium. So warnte der Hydrogeologe Martin Sauter von der Uni Göttingen laut Spiegel-Online davor mit dem Fracking „einfach loszulegen wie in den USA“. Dort seien viele Fehler gemacht worden. Zunächst müsse man herausfinden, ob Fracking in großem Stil sicher funktioniere. Solange die Risiken und Langzeitfolgen des Frackings nicht ausreichend erforscht sind, muss es verboten werden. „Einfach loszulegen“ mit dem Fracking in großem Stil – wie es die Bundesregierung will – wäre verantwortungslos. Unterschreiben Sie deshalb jetzt unseren Appell und fordern sie mit uns ein Verbot von Fracking!

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Autor*innen

Yves Venedey war Campaigner im Kampagnen-Team 1, verantwortlich für Klima-Themen. Er war schon Marktforscher, Briefträger, Geschäftsführer, Journalist und Pressesprecher. Yves Venedey ist Autor des Buchs "Abschalten", das 2011 im Fischer Verlag erschienen ist. Alle Beiträge

11 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
    • Sehr interessant!
      EGAL, WELCHEN Bereich es trifft – sei es Energie-, Agrarwirtschaft … oder was auch immer -, im Grunde zeigt die Bundesregierung JEDES MAL, AUF WELCHER SEITE sie steht!
      Auf Seiten der (großen) Wirtschaftunternehmen – NICHT auf Seiten aller Bürger …
      Wir haben, wie mir scheint, schon lange nicht mehr eine DEMOkratie = VOLKsherr-schaft, sondern wohl eher eine Oligarchie!
      Es wird hauptsächlich Klientelpolitik betrieben …
      Gott sei Dank gibt es ja einige Organisationen, die sich z.B. u.a. für die ERHALTUNG der Demokratie in unserem Lande einsetzen – Campact e.V. ist nur eine davon …
      Was sie macht, ist gelebte Demokratie.

  1. Ich möchte hier einen Gedankengang zum Weltwassertag am 22.3.2013, der über die „Arbeitskreis Fracking Braunschweigerland“, http://www.ak-fracking.de gegangen ist, posten:

    „…Einerseits wird Wasser absichtlich z.B. durch Minenbetriebe kontaminiert.
    Auf der anderen Seite kaufen Weltkonzerne wie Nestlé, Coca Cola oder Pepsico verbleibende, saubere Wasserquellen auf und verkaufen die Nässe für teures Geld in Einweg-Plastikflaschen.
    In armen Ländern können die Einwohner sich kein sauberes Wasser leisten.

    Nachrichtenmeldung 2010: UN erklärt Anspruch auf reines Wasser zum Menschenrecht

    „… Sauberes Wasser ist jetzt ein Menschenrecht. Die Vereinten Nationen haben den Anspruch auf reines Wasser in die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte aufgenommen…“

    “ ..Deutschland gehört nach den Worten seines UN-Botschafters Peter Wittig zu den entschiedensten Verfechtern des Rechts auf sauberes Wasser. „Weltweit haben 884 Millionen Menschen keinen genügenden Zugang zu sauberem Wasser und mehr als 2,6 Milliarden keinen zu einfachen sanitären Anlagen. Jedes Jahr sterben etwa zwei Millionen Menschen an den Folgen unsauberen Wassers, die meisten von ihnen sind Kinder.“ Deutschland habe sich noch eine klarere Verantwortung in der Resolution gewünscht, stimme diesem Kompromiss aber zu…“

    aus Die Zeit Online vom 28.07.2010

    http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2010-07/un-wasser-menschenrecht

    Trotzdem lehnte der Deutsche Bundestag im Februar 2013 zwei Resolutionen ab, Wasser als Menschsrecht zu beschließen und die Privatisierung der Wasserversorgung zu verhindern. Das ist ein Skandal!

    Deutschland steht kurz davor, seine Luft, sein Boden und sein Grundwasser in nicht dagewesenen Umfang durch die Aufsuchung von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten unter Einsatz von Fracking-Technologie zu kontaminieren. Das ist ein Skandal!

    Unsere Kinder und ihre Kinder haben ein Recht auf eine saubere, gesunde Umwelt. Das gilt im übrigen auch für die Kinder in Südamerika, Afrika, Russland und in den ehemaligen sowjetischen Ländern, wo Erdöl und Erdgas ohne Rücksicht auf die Gesundheit der Bevölkerung abgepumpt werden und Wasser durch den Abbau von Mineralien kontaminiert wird…“

    Das was bei Fracking gerade passiert, macht die noch FDP/CDU Regierung auch bei der Energiewende!
    Und dabei achten sie nur auf Firmeninteressen und nicht auf das Wohl der Bürger.-uns !

  2. Ich dachte, aus Fehlern lernt man – wenn man SELBST welche gemacht hat …
    ABER ist es nicht noch viel BESSER, aus Fehlern, die ANDERE gemacht haben, zu lernen?!
    WARUM also – selbst quasi am eigenen Leib erleben WOLLEN, die GLEICHEN Fehler machen zu können – wie sie ERST VORHER bereits andere getan haben? DAS ist doch so was von DUMM, ODER nicht?!
    DAHER – warum lernen wir nicht alle VONEINANDER – eben von den SCHON von anderen gemachten ERFAHRUNGEN?
    Das verkürzt im Grunde das ganze Verfahren, und man würde sich als nächsten Schritt vielleicht überlegen, welche nötigen Prüfungen von Verfahren unternommen werden müssen, um mögliche Risiken und Nebenwirkungen bei Fracking weitgehendst unterbinden zu können …
    Das ALLERDINGS ist eine langwierige Sache, und die Frage bleibt durchaus bestehen, ob man die bei Fracking entstehenden negativen Einflüsse auf Natur und Umwelt ÜBERHAUPT GANZ ausschließen kann!
    Deshalb erscheint es wohl AM BESTEN, wenn auf Fracking VOLLKOMMEN ver-
    zichtet wird, und STATTDESSEN GLEICH auf Gewinnung und Förderung ALTERNATIVER ENERGIEN umgestiegen wird …
    Dies spart wahrscheinlich ZEITAUFWAND und KOSTEN – die bei möglicher Forschungsarbeit in puncto Fracking entstehen.
    Die sollte man DEMNACH besser in Erneuerbare Energien investieren.

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