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Große Koalition: fertig verhandelt – wir ziehen Bilanz

Die vergangenen fünf Wochen waren intensiv. Seit Mittwoch liegt der Koalitionsvertrag vor. Was haben wir mit unseren Kampagnen erreicht?

Wir haben gebangt, diskutiert und sind für unsere Überzeugungen auf die Straße gegangen: Die vergangenen fünf Wochen waren für viele Campact-Aktive intensiv. Für mich gehörten sie zu den aufregendsten des Jahres – im Guten wie im Schlechten. Seit Mittwoch liegt der 185 Seiten starke Koalitionsvertrag vor. Jetzt warten wir gespannt auf den Ausgang des SPD-Mitgliederentscheids.

Was haben wir mit unseren Kampagnen erreicht? Wie stehen unsere Chancen, wenn die Große Koalition kommt?

  • Laut Koalitionsvertrag will die Große Koalition Abgeordnetenbestechung endlich unter Strafe stellen. Das hatte die CDU in der vergangenen Legislaturperiode noch blockiert.
  • Außerdem haben sich Union und SPD darauf festgelegt, dass sie die Spekulation mit Nahrungsmitteln eindämmen wollen – einen der zentralen Gründe für steigende Preise und damit für Hunger.
  • Die vereinbarte Mietpreisbremse reicht nicht aus, sie ist aber ein erster Schritt hin zu bezahlbaren Mieten.
  • Die neue Bundesregierung will die EU-Datenschutzgrundverordnung zügig weiter verhandeln und schnell verabschieden.
  • SPD und CSU konnten die Einführung eines bundesweiten Volksentscheides nicht durchsetzen. Allerdings war die Forderung nach Volksentscheiden so präsent wie noch nie. Da mehr als 80 Prozent der Bürger/innen mehr direkte Demokratie im Bund wollen, wird die CDU ihren Widerstand mittelfristig aufgeben – wenn die Befürworter/innen jetzt nicht aufgeben.

Unten lesen Sie, welche Konsquenzen wir daraus ziehen – ebenso wie aus all den Möglichkeiten, die die Koalitionäre in den Verhandlungen verpasst haben:

  • Trotz des NSA-Skandals werden die Abgeordneten die Geheimdienste in den kommenden vier Jahren nicht wesentlich wirksamer kontrollieren können.
  • Das Bundesverfassungsgericht hat die Vorratsdatenspeicherung gekippt. Die Große Koaltion will sie wieder einführen.
  • Kurz nach der Wahl spendeten Auto-Industrielle große Summen an die Union. Im Koalitionsvertrag findet sich kein Satz zur Begrenzung solch dubioser Parteispenden.
  • Auch das von SPD und CSU befürwortete generelle Gentechnik-Verbot steht nicht im Koalitionsvertrag.
  • Der Vertrag enthält zwar Kritik an der Förderung von Erdgas mittels Fracking. Doch die konkret aufgeführten Hürden für die Industrie sind niedrig.
  • Schwarz-Rot plant einen Frontalangriff auf die Energiewende. Nach der Photovoltaik geht es der Windkraft an den Kragen. Die Koalition setzt auf Kohlekraft und will mit neuen Subventionen verhindern, dass alte Kohlemeiler eingemottet werden. Erneuerbare Energien will sie mit einem Ausbaudeckel blockieren.

Die Gegenüberstellung zeigt: Der Koalitionsvertrag lässt nicht viel Gutes erwarten. Aber zum Glück ist ein Koalitionsvertrag nur eine Absichtserklärung – und noch lange kein Gesetz. Darin liegt unsere Chance. Denn die Große Koalition wird auf den Protest von Bürgerinnen und Bürgern reagieren müssen:

  1. Bereits im Mai steht mit der Europawahl der erste Stimmungstest an. Dann folgen wichtige Landtagswahlen. Trotz ihrer parlamentarischen Mehrheit kann der neuen Bundesregierung die öffentliche Meinung daher nicht egal sein.
  2. Für viele ihrer Vorhaben ist die Regierung auf die Zustimmung im Bundesrat angewiesen. Dort verfügt Schwarz-Rot nicht über eine eigene Mehrheit. Zudem sind auch SPD-geführte Länder nicht an den Koalitionsvertrag gebunden, sondern verpflichtet, die Interessen ihrer Länder zu vertreten. Daran werden wir sie mit unseren Aktionen erinnern.
  3. Kein Gesetz verlässt den Bundestag unverändert. Und dort gibt es viele Koalitionsabgeordnete – insbesondere sozialdemokratische – , die nicht zufrieden sind mit dem Koalitionsvertrag. Das eröffnet uns Gelegenheiten, Kampagnen nicht nur in Berlin, sondern auch in den Wahlkreisen der Abgeordneten auszufechten.

Die parlamentarische Opposition war seit Jahrzehnten nicht so schwach wie in diesem Bundestag. Daher kommt es nun auf uns an: auf Bürgerinitiativen, Verbände und engagierte Bürger/innen wie Sie.

Wie kraftvoll und vielfältig diese Allianz sein kann, haben wir am Samstag gezeigt: Im Berliner Regierungsviertel demonstrierten 16.000 Menschen für die Energiewende und gegen ein Comeback der Kohlekraft. Gemeinsam umzingelten wir das Kanzleramt. Mit dabei waren hunderte Drachen, die zuvor auf 1.750 Filmabenden von Campact- und .ausgestrahlt-Aktiven bemalt worden waren. Alle Nachrichtensendungen berichteten über die Demo – in den Heute-Nachrichten und dem Heute-Journal waren wir gar die erste Meldung. In den kommenden Wochen und Monaten wollen wir zusammen mit Ihnen diesen ermutigenden Auftakt fortsetzen.

Gemeinsam mit hunderttausenden Menschen schnell auf politische Entwicklungen reagieren – mit schlagkräftigen Aktionen im Internet und auf der Straße. Dafür steht Campact. Möglich ist dies nur Dank der Unterstützung der derzeit rund 15.000 Campact-Förderer/innen.

Um im neuen Jahr mit noch mehr Kraft ein Gegengewicht zur Großen Koalition zu bilden, benötigen wir dringend bis zum Jahresende 2.000 weitere Förderer/innen. Daher meine Bitte: Stärken Sie Campact mit einem regelmäßigen Beitrag den Rücken! 

Schon 5 Euro im Monat helfen enorm.

Als Campact-Förderer/in werden Sie zur jährlichen Ideenwerkstatt eingeladen und erhalten mehrmals im Jahr spezielle Förderer-Informationen per E-Mail. Am Jahresanfang erhalten Sie eine steuerlich absetzbare Spendenquittung über Ihre Beiträge. Ihre Unterstützung können Sie jederzeit formlos kündigen.

Wenn Sie bis zum 8. Dezember 2013 Campact-Förderer/in werden, erhalten Sie von uns als Bestärkung für ihr politisches Handeln Florian Kesslers Buch „Mutbürger: Die Kunst des neuen Demonstrierens“.

Falls Sie Brief oder Fax bevorzugen, einfach unser Förderer-PDF ausdrucken. Laden Sie hier das PDF-Formular herunter!

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Autor*innen

Dr. Felix Kolb ist Politikwissenschaftler. Er promovierte zwischen 2002 und 2005 an der FU Berlin über die politischen Auswirkungen sozialer Bewegungen. Seine Dissertation erschien im Campus-Verlag. Nach dem Studium war er Pressesprecher von Attac. Zusammen mit Christoph Bautz stieß er die Bewegungsstiftung an und initiierte mit ihm und Günter Metzges Campact. Er ist seit April 2008 Geschäftsführender Vorstand. Auf Twitter findet man ihn unter @felixkolb Alle Beiträge

7 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Warum hört man jetzt nichts mehr über Volksentscheide?
    Es haben 178.000 Menschen die Petition unterschrieben. Wir können jetzt nicht einfach aufgeben nach dem Motto „mal sehen, was die GroKo daraus macht“. Dass kann ich gleich sagen: nichts.

    Wir dürfen das Thema nicht in der allgemeinen Ablenkung versinken lassen !

  2. es ist doch im grunde genommen völlig egal wer an der Macht ist welche partei und welche politiker (Fischer von den grünen) und welche personen, wenn die mal lunte gerochen haben ticken sie doch alle gleich und belügen uns nach strich und faden. Zu guter letzt wollen sie doch allesamt nur so lang wie möglich das ruder in der hand halten, damit später die pensionen stimmen der normale bürger in diesem land hat doch keine stimme mehr.
    was mich an dieser ganzen politik überhaupt noch interssesiert, ist die „umwelt“ die natur und ein genfreies gemüse von der tierhaltung ganz zu schweigen und…ändert sich was?? weder bei grün bei rot oder gelb es bleibt stets nur bei blablabla und sonst nichts aber ich bin sehr sehr sehr froh dass es ihre organisation und ihre stimme gibt, vielen dank dafür.

  3. Nun ist doch das Produkt 18.Bundestag „Große Koalition“ entstanden und auf den Weg gebracht worden-und das noch vor Weihnachten.Dafür sorgten bestimmt wieder „Überversorgte“, wo der Hammer hängt und wie Geldströme zu fließen haben zu Lasten wirtschaftlich nicht privilegierte Mitbürgerinnen und Mitbürger.Ich stimme dem „Licht der Aufrechten“ zu.
    Ich hatte,wie viele andere auch, gehofft, daß die CDU/CSU dieses Mal Mehrheiten im Bundestag suchen müßte bei anstehenden wichtigen Abstimmungen. Ein riesen großer Trost trotz allem war die Tatsache, daß die FDP aus dem Bundestag „geflogen“ ist.Auch ich gehöre zu den Pflichtversicherten.

  4. Die große Koalition erfüllt vor allem den Zweck, mit den alten
    belasteten Personen die Macht der Banken und Konzerne aufrecht zu halten.
    Demnächst fahren dann die Bargeldtransporter der Bundespolizei von Holland auch vor
    die Zentrale der SPD in Berlin ,um die Abgeordneten mit dem 10 fachen ihres
    Gehaltes mundtot zu halten. Hier wird keine Regierung gebildet, sondern ein
    Regime installiert.
    Eine Minderheitsregierung der CDU würde den Bundestag wiederbeleben.
    Unsere heutigen Politiker wären völlig überfordert.

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