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TTIP und die Magie der Zahlen

Was eine Zahl alles verändern kann! 470.000 – das macht den Unterschied zwischen ignoriert und prominent. 470.000 nötigt Spitzenpolitiker zu Kommentaren und Journalisten zu einer Einsicht: Etwas ist faul mit TTIP. Aber nicht nur deutsche Medien sind heute voll mit dieser Zahl. Glyn Moody ist Journalist des britischen Guardian, eine der wenigen mutigen Zeitungen mit […]


Was eine Zahl alles verändern kann! 470.000 – das macht den Unterschied zwischen ignoriert und prominent. 470.000 nötigt Spitzenpolitiker zu Kommentaren und Journalisten zu einer Einsicht: Etwas ist faul mit TTIP.

Aber nicht nur deutsche Medien sind heute voll mit dieser Zahl. Glyn Moody ist Journalist des britischen Guardian, eine der wenigen mutigen Zeitungen mit echtem jounalistischem Ethos. Und auch er hat diese Zahl vernommen. Aber dazu später.

Glyn Moody ist ein pointierter und kluger Kritiker des geplanten Deals zwischen den USA und der EU. Er hat mit geholfen aufzudecken, wie unter dem Deckmantel eines Handelsabkommens Politik gemacht werden soll, undemokratisch, intransparent und bürgerfern. Auf der re:publica heute nimmt er die angeblichen Vorteile von TTIP auseinander.

Das zusätzliche Wirtschaftswachstum durch TTIP ist im optimistischsten Szenario pro Jahr 0,048 Prozent, ein Plus das statistisch von Null nicht zu unterscheiden ist. Und welche Nachteile handeln wir uns dadurch ein? Was bedeutet die Angleichung von Regeln diesseits und jenseits des Atlantiks konkret?

Die EU-Kommission beteuert regelmäßig, dass europäische Standards nicht gesenkt werden sollen. Aber werden die Europäischen Standards nicht gesenkt, müssten die US-Standards auf europäisches Niveau angehoben werden, um sich einander anzugleichen. Die US-Regierung lässt allerdings keinen Zweifel daran, dass die USA weder auf Hormonfleisch und Chlorhühnchen, noch auf Gentechnik verzichten werden. Bleibt nur noch die dritte Möglichkeit: gegenseitige Anerkennung der Regeln und Normen.

Glynn Moody nennt dazu ein paar Zahlen: In der EU sind 1.300 Substanzen für die Verwendung in Kosmetika verboten. In den USA sind es 11. Gegenseitige Anerkennung heißt, dass US-Kosmetika (ohne Kennzeichnung) hier auf den Markt gebracht werden. Somit ist in der EU der Verkauf von Kosmetika mit 1.289 bislang verbotenen Substanzen möglich.

Das Beispiel zeigt: Gegenseitige Anerkennung und Absenkung von Standards sind genau dasselbe.

Blei in Kosmetik durch TTIP

Und dann sagt Glyn Moody diese bezaubernden Worte. Er zitiert den EU-Handelskommissar Karel De Gucht, der gestern gesagt hat Campact habe vielleicht 470.000 Unterschriften gesammelt, aber er repräsentiere 500 Millionen. „Das sagt jemand, der nicht demokratisch gewählt wurde sondern dessen Job ausgekungelt wurde,“ so Moody, „Campact hat mehr demokratische Legitimation als er!“ Und er dankt uns für die „phantastische Arbeit“.

Dieser Dank gilt Ihnen, die Sie gerade diese Zeilen lesen. Bitte fühlen Sie sich gemeint. Denn es ist Ihre Unterschrift, Ihre Weiterleitung an Freunde, Ihre Spende, Sie sind es die zu Aktionen und Flashmobs kommen, Denk-Zettel verteilen und mit Freunden diskutieren.

Sie und ich, wir sind zwei von über 470.000. Deshalb haben wir die Chance, dieses Abkommen zu verhindern. Zauberhaft, diese Magie der Zahl!

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16 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Sehr geehrte Frau Strasser,

    im Vertrauen, ich habe zu den Äußerungen der PolyTikern, Frau Merkel,Herr Gabriel,
    Herr Seehofer, nur um einige zu nennen kein Vertrauen. Die Aussagen zeugen von
    Bla Bla Bla, Geheimniskrämerei, null Transparenz und schon gar nicht von Fairplay
    gegenüber dem „Stimmvieh“, dem „gemeinen Volk“.

    Was gedenkt „campact“ zu tun, wenn das Gesäusel von Herrn Gabriel nur Windhauch ist?
    Gibt es in den anderen EU-Ländern Aktivitäten zu diesem wichtigen Themenkreis?
    Warum wurde eine Bürgerbeteiligung noch nicht initiiert?
    Sollte die Arbeit von „Compact“ von Erfolg sein, wer prüft den Vertragsentwurf inhaltlich
    damit die Geschäftemacher durch die Hintertüre wieder einmarschieren?
    Das Land ohne konkreter Landes-Bezeichnung (USA) hat bereits mehrere Freihandelsabkommen (Kanada, Mexiko und mit einem Verbund von südamerikanischen
    Staaten) zu seinen Gunsten ausgehandelt. Der Fall in Kanada ist bekannt. Die anderen
    Vertragspartner werden genötigt ihre wertvollen Bodenschätze zu verpfänden.

    Warum hat die Europäische Union das Angebot eines Freihandelsabkommen mit
    Russland vor mehr als 2 Jahren abgelehnt?

    Für eine ehrliche Antwort wäre ich Ihnen dankbar.

    Beste Grüße JLB

    • Sie sind hier im Blog von Campact – mit a – nicht Compact. Da ist ein himmelweiter Unterschied.

  2. Alle Politiker sind Staatsdiener und der Staat sind wir!
    Es wird wahrhaftig Zeit, es ihnen mal wieder deutlich zu erklären. Wenn es für die Gabriels und Merkels so toll ist, sollen sie doch nach Amerika auswandern und dort schön an den dort erlaubten Giften sterben. Hier haben wir Bürger die Aufgabe, es ihnen unmöglich zu machen, der Gier der wenigen Großindustriellen Tür und Tor zu öffnen!

  3. TTIP und die Magie des Chlorhühnchens

    efsa hält Chlorhühnchen für unbedenklich, Trittin mag nicht entscheiden ob Chlor- oder Antibiotikahühnchen besser sind und die deutsche Trinkwasserverordnung lässt Chlordioxid (darum geht’s) zu.

  4. Mal eine Idee: Lässt sich bei einer Petition nicht auch erfragen, wieviel Leute DAFÜR sind? Will sagen – wirklich demokratisch wäre es doch, beide Seiten abzufragen. Dann hätte man direkt ein schönes Meinungsbild und man muß sich das nächste mal nicht vorwerfen lassen „nur“ 470000 Unterschriften gegen irgendwas zusammen bekommen zu haben. De Gucht belächelt diese Zahl und weiß dabei garnicht wieviel Leute von TTIP und der campact Petition noch nichts gehört haben. Also technisch müsste sich das doch umsetzen lassen…

    • Sie werden in diesen Tagen verschickt. Sie kommen noch, keine Bange. Sie müssen ja auch erst kurz vor der Wahl verteilt werden.

  5. Der arrogante Umgang der EU mit uns Bürgern ist nicht mehr länger hinnehmbar! Das geheime und undemokratische Auskungeln zu Lasten sehr vieler europäischer Standards. Das sind Rechte, Normen, die dem Schutz des Individuums vor bloßen Wirtschaftsinteressen dienen.
    Das spätere Streitigkeiten nicht vor demokratisch legitimierten Gerichten ausgekungelt werden und dann sogar für Staaten und deren Gerichte verbindlich sein sollen, das alles schreit zum Himmel!
    Man muss sich fragen: Wessen Interessen vertreten diese EU Kommissare eigentlich? Und wenn sie eben NICHT die Bürgerinteressen vertreten, wessen Interessen vertreten sie dann und WARUM? Die Antwort steht für mich persönlich fest: Die EU Kommission kungelt mit der Wirtschaft! Warum? Geld. Posten. Ämter.
    Und angesichts dieser Situation bekommen wir 470.000 Stimmen zusammen? NUR 470.000 bei dieser Situation und bei 500 Millionen Bürgern?
    Das ist nicht wirklich viel…
    Und hinterher waren wieder alle dagegen.

  6. Super Erfolg für uns alle – 470.000 Unterschriften.
    Wichtig wäre jetzt noch zu wissen, welche EU-Abgeordneten uns im Kampf gegen das Freihandelsabkommen unterstützen, damit wir die richtigen Abgeordneten bei der EU Wahl wählen.

    • Wir bereiten im Rahmen dieser Aktion https://www.campact.de/ttip/denkzettel/mitmachen/ gerade eine Seite mit Informationen über alle zur Wahl stehenden Parteien und ihre Haltung zu TTIP vor. Nächste Woche geht sie online. Eine Einschätzung aller demokratischen Parteien, die in mindestens einem Landtag vertreten sind findet sich bereits auf dem Denk-Zettel. Hier im Web werden dann auch die Neu- und Kleinparteien bewertet werden.

  7. Wie hat das Dickerchen (Gabriel) gesagt: wir sind gegen etwas das es noch gar nicht gibt.
    Warum nicht bei solchen Aussichten?

    • Ich sehe es durchaus als Anerkennung, wenn er sagt: „470.000 Unterschriften gegen etwas, was es noch gar nicht gibt, das muss man erst mal machen!“ Und das ist ja auch genau unser Punkt. TTIP gibt es (noch) nicht und das soll auch so bleiben.

  8. Wenn einer Macht hat,dann ist es das Volk was auch den Wohlstand sichert mit seiner Steuerlast.

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