Unglaubliche Story – Da fällt einem Nichts mehr ein
Man kann sich das bildlich vorstellen: Wladimir Putin sitzt zu später Stunde im Kreml und checkt noch ein letztes Mal seine E-Mails. Oh, der Campact-Newsletter – die machen jetzt auch was gegen Fracking?! Putin wittert die Chance – und greift sofort zum Hörer. “Herr Methmann, ich habe da ein Angebot, das sie nicht ablehnen können. Auch Greenpeace ist schon an Bord!” Womit eine für die Weltgeschichte höchst bedeutende Kooperation begann…
Man kann sich das bildlich vorstellen: Wladimir Putin sitzt zu später Stunde im Kreml und checkt noch ein letztes Mal seine E-Mails. Oh, der Campact-Newsletter – die machen jetzt auch was gegen Fracking?! Putin wittert die Chance – und greift sofort zum Hörer. “Herr Methmann, ich habe da ein Angebot, das sie nicht ablehnen können. Auch Greenpeace ist schon an Bord!” Womit eine für die Weltgeschichte höchst bedeutende Kooperation begann…
Klingt in Deinen Ohren absurd? Nicht, wenn Du NATO-Generalsekretär bist und Anders Fogh Rasmussen heißt. Der verkündetet jetzt nämlich auf einer Tagung in England:
Ich habe Verbündete getroffen, die bestätigen können, dass Russland als Teil seiner durchgeplanten Informations- und Desinformationstätigkeiten aktiv mit sogenannten Nicht-Regierungsorganisation – also Umweltschutzorganisationen, die gegen Schiefergasförderung vorgehen – zusammenarbeitet, um die europäische Abhängigkeit von russischen Gasimporten aufrechtzuerhalten.
Die NATO hat einen ganzen Stab mit hochqualifizierten Analysten. Doch entweder sind die alle gerade kollektiv im vorgezogenen Sommerurlaub – oder im NATO-Hauptquartier in Brüssel werden bewusstseinerweiternde Substanzen rumgereicht – woher sonst soll diese abstruse Verschwörungstheorie kommen?
Die Kollegen von Greenpeace kommentierten den Vorwurf treffend:
30 Greenpeace-Mitarbeiter saßen vergangenes Jahr in einem russischen Gefängnis und sahen sich einer möglichen Haftstrafe von 15 Jahren ausgesetzt. Die Idee, dass wir Marionetten von Putin seien, ist dermaßen lächerlich, dass man sich fragen muss, was die im Nato-Hauptquartier für ein Zeug rauchen.
Man muss sich als Fracking-Befürworter schon ziemlich in die Ecke gedrängt fühlen, wenn man zu solchen abstrusen Verschwörungstheorien greift. Das sei ein ganz klein bisschen Irre – findet auch der Kabarettist Nils Heinrich (WDR2), zu hören in seinem Podcast. Gehen den Fracking-Freunden etwa die Argumente aus? Oder macht Anders Fogh Rasmussen seinen Mittelnamen “Fogh” zum Programm? Sind die in Brüssel wirklich den ganzen Tag dicht? Oder glauben die das wirklich? Wir wissen es nicht – empfehlen aber: Lasst uns die NATO auf den Boden der Tatsachen zurückholen und zeigen: Der Fracking-Protest ist eine Bürger/innenbewegung.
Und auch wenn man sich die absurde Verschwörung wegdenkt, ist das Argument, wir bräuchten so etwas wie Freedom-Fracking gegen Russland, ziemlich um die Ecke gedacht. Denn die naheliegende Lösung ist doch: Das Erdgas nicht woanders herbekommen, sondern den Verbrauch senken. Dass das geht, hat gerade wieder eine Studie des renommierten Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) in Kassel festgestellt. Dort heißt es:
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass durch eine konsequente (volkswirtschaftlich jedoch rentable) Weiterverfolgung der Energiewende im Jahr 2030 rund 400 TWh Erdgasimporte eingespart werden können (entspricht den Importen aus Russland im Jahre 2013).
Unabhängigkeit von russischem Gas gibt es nämlich auch ohne schädliche Nebenwirkungen (mehr dazu später in diesem Blog) – anders als der Drogenkonsum im NATO-Hauptquartier.
„Die bösen Russen sind schuld“
erinnert mich an gewisse Seiten aus dem Geschichtsbuch – wiederholt sich das etwa alles wieder …