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Datenhandel: Der Trick mit dem Kleingedruckten

Beziehungskrisen, Essgewohnheiten und Krankheiten: Allein bei dem Gedanken daran, was Google, Facebook & Co. alles über uns wissen, kann einem Angst und Bange werden. Wie wir beim Thema Datenschutz über den Tisch gezogen werden, erklärt dieses Video:

Beziehungskrisen, Essgewohnheiten und Krankheiten: Allein bei dem Gedanken daran, was Google, Facebook & Co. alles über uns wissen, kann einem Angst und Bange werden. Wie wir beim Thema Datenschutz über den Tisch gezogen werden, erklärt dieses Video:

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Das Kleingedruckte: Oft wird geschummelt

Eine amerikanische Studie kam im Jahr 2012 zu folgendem Ergebnis: Würden wir alle Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) durchlesen, die wir im laufe eines Jahres abnicken, wären wir ganze 76 Arbeitstage lang beschäftigt. Hinzu kommt: Lesen heißt noch lange nicht verstehen. Denn meistens wimmelt es im Kleingedruckten nur so vor lauter komplizierten Fachbegriffe und Juristendeutsch. Selbst Experten müssen massig Zeit einplanen, um zu verstehen, was beispielsweise in den AGB von Facebook steht.

Datenschutz spielt nicht nur im Netz eine Rolle. Wer kennt das nicht: Um an einem Gewinnspiel teilnehmen zu können, soll man der Weitergabe und Nutzung seiner Daten für Werbezwecke zustimmen. Statt des großen Gewinns schlägt man sich dann anschließend mit einer unerwünschten Werbeflut herum. Dabei ist so etwas eigentlich illegal: Das sogenannte Koppelungsverbot untersagt es bei Gewinn- oder Geschenk-Aktionen eine Pauschal-Genehmigung für die Verwendung der Daten zu jeglichem Zweck als Bedingung zu setzen. Ein weiterer Trick: Nicht selten findet man bei Verträgen und Formularen die Angabe zur Nutzung der Daten für Werbezwecke vorangekreuzt. Aber auch das ist illegal.

Laut deutschem Datenschutzrecht ist eine Einwilligung zur Datennutzung nur dann gegeben, wenn sie auf einer freien und bewussten Entscheidung eines Verbrauchers beruht. Doch das legen Unternehmen meist anders aus. Online wird das „Kleingedruckte“ gerne buchstäblich klein gedruckt und gerne versteckt angezeigt. Die Geschäftsbedingungen sind meistens viel zu lang und kompliziert. Oft kommen blumige Formulierungen dazu wie „Daten werden möglicherweise erfasst“ und Daten werden „unter Umständen“ verknüpft. Wer blickt da schon durch? Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat unlängst Google wegen eben solcher Formulierungen abgemahnt.

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Mangelnde Kontrolle für Konzerne

Die Strafen bei Datenschutzverstößen sind viel zu gering und werden von datenhungrigen Konzernen aus der Portokasse bezahlt. Unternehmen wie Facebook und Google suchen sich gerne EU-Mitgliedsstaaten mit einem niedrigen Datenschutzniveau als Unternehmenssitz in Europa aus und pfeifen auf Kontrollen. Das Ergebnis: Daten- und Verbraucherschützer haben oft das Gefühl gegen Windmühlen zu kämpfen.

Die EU-Datenschutz-Verordnung könnte das ändern: Das EU-Parlament fordert Strafen in Höhe von bis zu 5 Prozent des jährlichen Umsatzes bei Verstößen. Das wären im Fall von Facebook und Google schnell ein paar Millionen. Außerdem könnte erstmals Abhilfe zu ellenlangen Geschäftsbedingungen geschaffen werden: Einheitliche Datenschutz-Symbole könnten Pflicht werden. Derzeit befinden sich die Verhandlungen über die Zukunft des EU-Datenschutzes in den letzten Zügen. Das Ergebnis entscheidet darüber wir in Zukunft noch Kontrolle über unsere Daten haben. Es kommt auch auf den öffentlichen Druck an, wer sich am Ende durchsetzt – Konzerne oder Datenschützer.

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Autor*innen

Katharina Nocun ist studierte Ökonomin und beschäftigt sich mit den Auswirkungen der technologischen Revolution auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Sie engagiert sich in der digitalen Bürgerrechtsbewegung für eine lebenswerte vernetzte Welt. Sie war 2013 Politische Geschäftsführerin und Themenbeauftragte für Datenschutz der Piratenpartei Deutschland und arbeitete als Referentin und Campaignerin u.a. für den Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV), Campact e.V. und Wikimedia Deutschland e.V.. Katharina Nocun ist Botschafterin für die Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen und Mitglied im Beirat des Whistleblower-Netzwerks und bloggt regelmäßig unter www.kattascha.de. Folge Katharina auf Twitter: @kattascha Alle Beiträge

3 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Ein sehr ehrenwerter und wichtiger Ansatz, insbesondere der Teil, die AGB zu kürzen und verständlicher zu machen, mittels Icons einen schnellen Überblick zu verschaffen, die vorangekreuzten Punkte eben nicht anzukreuzen und das Ganze zu kontrollieren sowie die Verursacher dieses Chaos dann auch in die Pflicht zu nehmen ist geradezu existentiell wichtig.

    Es müßte aber noch weiter gehen. Wer weiß denn, wie stark die verschiedenen Websites vernetzt sind, insbesondere wie viele Daten das Smartphone auf einen Klick (resp. Touch) weitervermittelt? Dort sollte Transparenz gefordert und auch umgesetzt werden.

    Ich denke, den Krieg gegen diesen Lobbyismus zu gewinnen braucht einen langen Atem, aber eben auch Aufklärung und viele bewußte Menschen, die sich gegen diese Lobbys vernetzen. Dank an Campact und insbesondere Katharina Nocun für ihre Arbeit!

  2. Ein äusserst irritierender Artikel aus meiner Sicht. Jeder, aber auch wirklich jeder, weiß doch mittlerweile, dass sämtliche persönliche Daten genutzt werden. Der Staat nutzt diese, die privaten Firmen wie Google, Facebook etc. nutzen diese. Immer mehr Behörden stellen Ihre Systeme online mit Ihren, meinen und allen anderen Daten. Glaubt jemand tatsächlich, dass es helfen würde, nun Google dafür verantwortlich zu machen? Der Staat lässt alles zu. Keiner beschwert sich. Wie oft haben Sie “ gegoogelt“? Warum? Wenn Ihnen rote Schuhe nicht gefallen, dann kaufen Sie sie nicht. Warum klaffen unter Ihrem Artikel die Buttons für Facebook und Google plus? Warum nutzt Campact den Google Analytics Tool? Konsequenz ist das Motto. Nutzen Sie http://www.qwant.com;melden Sie sich bei FB + Google + ab.Nutzen Sie Analytics von deutschen Firmen. Das wäre ein Anfang.Über Strafen lacht Google. Und ich auch. Plädieren Sie für andere Suchmaschinen; dann wird es glaubwürdig. Konkurrenz würde Google traurig machen.

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