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Faktencheck: Ist den Meisten der Schutz ihrer Daten wirklich egal?

Eine groß angelegte EU-weite Umfrage hat Menschen in Europa gefragt, wie sie zum Schutz ihrer Daten stehen. Das Ergebnis wird viele überraschen.

Eine groß angelegte EU-weite Umfrage hat Menschen in Europa gefragt, wie sie zum Schutz ihrer Daten stehen. Das Ergebnis wird viele überraschen.

1. Datenschutz abhängig vom Land? Schluss mit dem Unternehmenssitz-Trick!

„Die meisten sind doch eh bei Facebook, denen ist der Schutz ihrer Daten also egal“, heißt es oft, wenn Beschwerden über mangelnden Datenschutz bei Konzernen aufkommen. Doch stimmt das wirklich?

Verdächtig viele Internetkonzerne –  wie etwa Facebook – verlegen ihren Europa-Sitz in Irland. Der Grund ist ganz einfach: Irland hat verglichen mit anderen EU-Mitgliedsstaaten das lascheste Datenschutzrecht. Konzerne haben dort kaum Strafen oder Kontrollen zu befürchten. Tatsächlich sind die Büros bis auf ein Schild am Briefkasten oft nicht einmal besetzt. Irland hat auch aus steuerlichen Gründen seine Vorteile für Konzerne: Sie können das sogenannte „Double Irish With a Dutch Sandwich“ anwenden. Das ist ein Steuertrick, mit denen viele große Internetkonzerne Steuerzahlungen in Europa umgehen. 

Die Umfrage des Eurobarometers zeigt: Vielen geht das zu weit! Fast 90% der Bürger/innen in der EU wollen einen einheitlichen Datenschutz unabhängig davon wo das Unternehmen oder der Dienst seinen Sitz hat.

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2. Die Nutzer wollen gefragt werden!

Konzerne wollen sich gerne einen Freifahrtschein für die Verwendung unserer Daten holen. Das garantiert die maximale wirtschaftliche Verwertbarkeit unserer Daten. Gerade beim Thema Zweckbindung geraten Verbraucherschützer und Konzerne immer wieder an einander. Die Verbraucherschützer/innen beharren darauf, dass Unternehmen nicht im Nachhinein den Verwendungszweck unserer Daten ändern dürfen sollen. Beispielsweise dürfen Konzerne, denen ich die Daten für die Teilnahme an einem Gewinnspiel gebe, die Daten nicht einfach weiter verkaufen, wenn ich dem nicht zugestimmt habe.

Auch die Ergebnisse der EU-weiten Umfrage geben den Verbraucherschützer/innen recht: Mehr als 90% der Menschen wollen gefragt werden und eben keinen Freifahrschein zur Verwendung ihrer Daten geben.

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3. Warum wir nicht ins Kleingedruckte schauen…

Oft heißt es, wer einen Account anlegt und nicht ins Kleingedruckte schaut, sei selbst schuld. Dort stehe schließlich in bestem Juristendeutsch auf Seite 34, dass persönliche Daten der Nutzer weiterverkauft werden. US-Forscher kommen zu dem Ergebnis: Ganze 76 Arbeitstage pro Jahr würde es für den Durchschnittsnutzer dauern, würde er alles lesen würde, was er online in den AGB abnickt.

Fakt ist: Die meisten lesen das Kleingedruckte gar nicht. Das Eurobarometer hat gefragt, warum eigentlich:

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Fazit: Viele wollen Datenschutz, aber…

Viele Nutzer wünschen sich, dass Internet-Konzerne besser mit ihren Daten umgehen. Doch wenn Nutzer sich entschließen aus Protest ein Netzwerk oder einen Dienst zu verlassen, dann verlieren sie eben oft auch viele Kontakte und Daten, die sich durch jahrelange Nutzung dort angesammelt haben. Und das weiß auch die jeweilige Konzernführung. Derzeit wird über einen neuen EU-Datenschutz verhandelt. Setzen sich die Verbraucherschützer dort durch, dann ist endlich Schluss mit dem Unternehmenssitz-Trick, mit unverständlichem Kleingedruckten und Zweckentfremdung bei persönlichen Daten. Bisher haben über 148.000 Menschen den gemeinsamen Appell für einen besseren EU-Datenschutz unterzeichnet.

Du möchtest, dass deine Daten in Zukunft besser vor der Profitgier der Konzerne geschützt werden?

Dann unterzeichne diesen Appell und teile ihn mit Deinen Freunden:

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Autor*innen

Katharina Nocun ist studierte Ökonomin und beschäftigt sich mit den Auswirkungen der technologischen Revolution auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Sie engagiert sich in der digitalen Bürgerrechtsbewegung für eine lebenswerte vernetzte Welt. Sie war 2013 Politische Geschäftsführerin und Themenbeauftragte für Datenschutz der Piratenpartei Deutschland und arbeitete als Referentin und Campaignerin u.a. für den Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV), Campact e.V. und Wikimedia Deutschland e.V.. Katharina Nocun ist Botschafterin für die Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen und Mitglied im Beirat des Whistleblower-Netzwerks und bloggt regelmäßig unter www.kattascha.de. Folge Katharina auf Twitter: @kattascha Alle Beiträge

5 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Wir- die Förderer, Freunde und aktiven Mitglieder der Plattformen von CAMPACT und anderer NGO’s- befinden uns hier in einer Zwickmühle. Wir möchten unsere Freiheiten incl. der Demokratie schützen und beleben. Deshalb empören uns z.B. Vorratsdatenspeicherung und Freihandelsabkommen wie CETA, TTIP, TISA. Wie wollen unsere Privatsphäre geschützt sehen und wehren uns dagegen, die Regelhoheit den globalen Wirtschaftsplayer zu übergeben- und bedienen uns dabei mächtiger globaler Player wie Facebook und Google.
    Jüngstes Beispiel: die CAMPACT- Email vom 11.8.15. Darin werden wir aufgefordert, mittels Facebook- Klicks unsere Ablehnung von TTIP, CETA und TISA und unseren Protest gegen die Propagandaaktionen der Freihandelsbefürworter zu bekunden.
    Durch Nutzung von Facebook verkaufen wir freiwillig die Hoheit über unsere Daten. Wieso gestatten wir Facebook, was wir bei Vorratsdatenspeicherung und Freihandel verhindern wollen?

    • Lieber Reinhard, wir verstehen Deine Kritik. Doch statt soziale Medien zu boykottieren streiten wir dafür, dass man Facebook, Google & Co nutzen kann, ohne sein Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung aufzugeben (Zur Kampagne geht es hier: https://www.campact.de/EU-Datenschutz-Aktion). Campact tritt dafür ein, dass persönliche Daten den Menschen gehören und nicht irgendeinem Konzern.

  2. Ich kenne Firmen, die machen mit dem Verkauf von Leads Millionen. Teilweise werden einzelne Kundenanschriften für über 100 EUR verkauft. Leider steht aber oft auch im Kleingedruckten, dass man dem zustimmt. Hier wäre also erstmal der Hebel anzusetzen, und sowas per Gesetz zu einer eindeutigeren Kennzeichnung zu verpflichten.

  3. Da sind wir wieder beim Thema des sinnlosen Bürgerdialoges einer Frau Merkel, die wissen will, was das Volk denkt. Bitte Frau Merkel, nehmen Sie diese Umfragen und die zu anderen Themen endlich ernst!
    An unsere Mitstreiter: Niemand braucht Facebook und den ganzen anderen Datensammelquatsch. Es gibt für alles eine andere Alternative.
    Und: Wie wäre es, einmal im großen Stile die Richtung umzudrehen ? Wir fordern von den Unternehmen ein, Informationen darüber zu geben, wie sie ihr Geld verdienen. Und wie sie mit anderen sog. Stakeholdern (abseits der finanziellen Interessen der Aktionäre) umgehen. Themen: Kinderarbeit, Ausbeutung in der Lieferkette, aus welchen Ländern kommen die Rohstoffe, ehrliche Produktkennzeichung. Unsere AGB heissen dann: „Sollte Ihr Unternehmen sich weigern, den Fragenkatalog zu beantworten und/oder uns daran zu hindern, die Antworten zu veröffentlichen, dann nutzen wir Ihre Produkte nicht und raten auch anderen dazu!“

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