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Ende Gelände für RWE: Ratingagentur stuft Kohlekonzern herab

Jetzt schießen sich die Finanzmärkte auf den RWE ein. Wir erklären, warum das für den Kohlekonzern besonders bitter ist, und wie Aktivismus und Finanzmärkte zusammenhängen.

Dass Aktivist/innen RWE aufs Korn nehmen, war erwartbar. Doch jetzt schießen sich auch die Finanzmärkte auf den Kohlekonzern ein. Wir erklären, warum das für Europas größten Klimakiller besonders bitter ist, und wie Aktivismus und Finanzmärkte zusammenhängen.

Man mag ja kaum an Zufall glauben: Nur zwei Wochen nach der Aktion „Ende Gelände“, bei der über 1000 Aktivist/innen in den von RWE betriebenen Tagebau Garzweiler II eindrangen, trifft den kohlelastigen Großkonzern eine neue Hiobsbotschaft: Die Ratingagentur Standards & Poor’s (S&P) setzt die Kreditwürdigkeit des Konzerns herunter. Damit wird die Kreditaufnahme für Europas größten Klimakiller in Zukunft deutlich schwieriger und teurer. Und RWE braucht frisches Geld, irrsinnigerweise auch für den weiter geplanten Neubau von Braunkohlekraftwerken.

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Die Aktienkurse von RWE stürzen ab. Ende Gelände für die Braunkohle!

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Tritt in den Hintern vom Euro Stoxx 50

Aber das ist noch nicht alles: Zeitgleich bekommt RWE einen „Tritt in den Hintern“ (so der Wirtschaftsdienst Bloomberg) vom wichtigen Aktienindex Euro Stoxx 50. Die RWE-Aktien fliegen aus dem Index, nachdem sie im letzten Jahr 49% an Wert verloren haben. Damit werden RWE-Aktien von indexgebundenen Aktienfonds nicht mehr gekauft, bzw. sogar verkauft. Der RWE-Aktienkurs wird also weiter sinken. Ein Grund mehr für das Abstoßen von Kohleaktien, das „Divestment„, für das Kampagnen wie Fossil Free werben.

Politische Umgebung bleibt ungünstig

Zur Begründung für die Herabstufung verweist S&P in seiner Bewertung (hier zum Nachlesen) unter anderem darauf, dass die „politische Umgebung in Deutschland für RWE ungünstig bleiben werde“.

Tja, das ist die Botschaft der hartgesottenen Analysten von S&P für den RWE-Vorstand. Wir wissen nicht, wie die Analysten darauf kommen. Aber vielleicht haben sie sich einfach mal dieses Video angeschaut.

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Wer sich die Energie dieser Aktivist/innen ansieht, der weiß, dass sie nicht ruhen werden, bis der Ausstieg aus der klima- und umweltzerstörenden Braunkohle beschlossene Sache ist. Denn „Garzweiler ist das neue Wendland„, wie Michael Bauchmüller in der Süddeutschen Zeitung nach der Aktion schrieb. Für RWE heißt das: Sie müssen sich auf hartnäckigen Widerstand gefasst machen.

Wir sind das Risiko

S&P analysiert, dass es für RWEs Braunkohlesparte angesichts der Bundestagswahlen 2017 und der nationalen Klimaziele weiterhin erhebliche „politische Risiken“ gebe:

„Although the threat of a coal tax has abated, we believe that RWE’s lignite operations remain exposed to political risk in Germany, in light of national elections scheduled for 2017 and national CO2 reduction targets.“

Gut so. Lasst uns darauf hinarbeiten, dass diese „politischen Risiken“ für Kohlekonzerne weiter wachsen. Lasst uns eine von Jahr zu Jahr größere Welle des Protests entfachen. Keine neu zu bildende Bundesregierung soll 2017 am Kohleausstieg vorbeikommen. Denn es ist ganz einfach: Damit unser Planet für unsere Kinder gastfreundlich bleibt, muss die Braunkohle im Boden bleiben. So viel wie möglich.

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Mehr Bilder findest Du auf dem flickr-Account von Campact.

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Update: Die Kurve in der obigen Grafik stellt den Kursabsturz von RWE nur idealisiert dar. Den realen Kursverfall der letzten Monate finden Sie hier. Auffällig ist der Kursverfall nach dem Wochenende 14.-16.8., an dem die Aktion Ende Gelände stattfand. Zahlreiche Aktien wurden da verkauft.


RWE Aktie von finanzen.net
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Autor*innen

Jörg Haas, Jahrgang 1961, war Campaigner bei Campact. Nach einem Berufseinstieg in die Entwicklungszusammenarbeit in einem Regenwaldprojekt in Ecuador war er lange Jahre als Ökologiereferent für die Heinrich-Böll-Stiftung tätig. 2008 wechselte er als Programmdirektor zur European Climate Foundation. Intensives Engagement in den UN-Klimaverhandlungen in Kopenhagen. Ohne öffentliche Mobilisierung fehlt jedoch der Handlungsdruck - daher der Wechsel zu Campact, zuerst als Pressesprecher, dann als Campaigner. Alle Beiträge

16 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. >Das, was Du aus der Ferne siehst, werter Michael, ist zum allergrößten Teil der Wasserdampf der Kühltürme…

    Machen Sie mal eine Kraftwerksbesichtigung in Niederaußem, stellen sich oben auf`s Dach und genießen die schöne Aussicht – und dann erzählen Sie mal wie der Wasserdampf gerochen hat! 😉

    Bei allem Groll den ich gegen RWE hege – einen „idealisierten“ Aktienkurs der auf „nahe Null“ abstürtzt und der die 1. Grafik ist die jeder sieht ( wenn dieser Artikel auf z.B. Facebook geteilt wird) finde ich unseriös. Man sollte schon bei der Wahrheit bleiben und die Dinge so darstellen wie sie sind und nicht erst Seiten später erklären daß das garnicht der wahre Aktienkurs ist.

    Also bitte bei der Wahrheit bleiben!

    Diese Zeilen schreibt jemand, der RWE für ihr festhalten an Braun- und Atomkraft ansonsten die Pest an den Hals wünscht.

  2. Hat sich schon mal einer Gedanken darüber gemacht, was alles mit Elektrizität funktioniert?
    Alles jubelt wenn ein solcher „Umweltverschmutzer“ in den Ruin getrieben wird, aber keiner denkt an die Folgen woher der Strom dann kommt den jeder SELBSTVERSTÄNDLICH aus der Steckdose bezieht.
    Wie erpressbar werden wir, wenn dieses Luxusgut im Ausland beschafft werden muss??
    Oder seid Ihr darauf vorbereitet, wieder komplett OHNE Elektrizität auszukommen?
    Denkt mal drüber nach …..

    • Lieber die Kernkraft hier im Land wo wir die Sicherheitsstandarts vorschreiben können, als daß 2km hinter den deutschen Grenzen ein Reaktor steht der mit 60er Jahre Sicherheit betrieben wird.

    • Hallo Herr Hans-Peter,

      mir ist nicht klar, was Sie sagen wollen. Bei mir kommt nur an: Ich will Euch mal was sagen. Nur eben, was ? Wenn es darum ginge, dass Dialysegeräte wegen Strommangels nicht betrieben werden könnten, oder dass die Züge nicht fahren könnten, und wenn Strom dann nur noch aus einem AKW oder Kohlekraftwerk zu liefern wäre, könnte man ernsthaft über die Folgen des Ein- oder Ausschaltens diskutieren.
      Darum geht es aber bei weitem nicht. Ich traue mich aber rauszuhören, dass sie nicht alles, was hier elektrisch betrieben wird, überhaupt gebraucht wird. Der Fernseher statt Tapete nicht, die Lichtflut auf alle möglichen Gemäuer, …
      Etwas mehr Zufriedenheit, ohne Abstriche an der Lebensqualtität, und wir bräuchten nur halb so viel Energie.
      Auf jeden Fall, und da hoffe ich auch auf Ihre Zustimmung, ist es besser, Strom aus regenerativen Quellen zu beziehen, als mit Kohle, Öl oder Kernenergie, egal wo.
      viele Grüße
      Thomas Teichmann

  3. Hallo Campactive,

    es ist nicht mein Ziel, ein Unternehmen zu ruinieren. RWE ist ja auch ein interessantes Unternehmen, weil kommunale Politiker aus NRW im Aufsichtsrat sitzen, auf Basis einer starken Minderheitsbeteiligung. Bei lobbypdia von Lobbycontrol findet sich auch, dass RWE sehr stark mit anderen deutschen Großunternehmen verflochten ist. Man kann daraus ganz unvorsichtig schließen, dass die Konzernstrategie von einflussreichen Leuten und mit ihnen verbundenen anderen Konzernen mitgetragen wird.
    Umgekehrt könnte man genauso gewagt hoffen, dass die Abwertung durch die Ratingagenturen (deren Urteile und Einfluss zu Recht sehr stark kritisiert werden) die Herren und Damen (in der Reihenfolge der Häufigkeit) von Industrie und Gewerkschaft aus ihrer unternehmerischen Trägheit reißt und RWE zu einer umweltverträglichen Strategie verhilft.
    https://www.lobbypedia.de/wiki/RWE

    viele Grüße
    Thomas

    • Nein, es ist nicht unser Ziel RWE zu ruinieren. Aber solange der Konzern unverändert auf Kohle setzt, muss er auf die harte Art lernen, dass dieser Weg keine Zukunft bietet. Keine Zukunft für unsere Kinder, und keine Zukunft für die Aktionäre von RWE.

    • Dazu noch ein Beitrag aus der Süddeutschen
      http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/rwe-jetzt-mal-was-ganz-anderes-1.2627294

      Interessant finde ich darin den Hinweis, dass die Kommunen die RWE gerne wieder zum kommunalen Versorgungsunternehmen machen würden. Das könnte ja im Sinne einer Hinwendung zu erneuerbaren Energien hilfreich sein. Ich schließe daraus in der Umkehr, dass die Vorstände und einige Aufsichtsräte lieber groß und wichtig sein wollen, und dass die Investoren, die die Mehrheit haben, mehr auf Rendite schielen.

      Die Minderung des Aktienkurses könnte die Position der Kommunen stärken. Nützlich wäre das nur, wenn die Kommunen dann auch eine umweltverträgliche Konzernstrategie voranbringen.

      Aus all dem ziehe ich den Schluss, dass weiterhin öffentlicher Druck gebraucht wird, und dass dieser wegen der Kommunalvertreter besonders wirksam ist, unabhängig vom Aktienkurs.

      Viele Grüße
      Thomas

  4. Ich kann bei gutem Wetter aus meinem Fenster die Abgase sehen, die in der „Energiehauptstadt“ Grevenbroich pausenlos in die Luft gepustet werden. Da bin ich froh wenn auch die Finanzwelt erkannt hat, dass es so nicht mehr lange weiter geht und bald Schluss mit Kohle ist. 🙂

    Und wie schon gesagt, das „Argument“ Arbeitsplatzverlust zieht nicht. Denn die vernünftigen Arbeitnehmer können ja zu Ökostromanbietern wechseln. Nur mal wohlweislich wenn mal wieder ein Politiker bei diesem Zauberwort einen Schreck kriegen sollte und zögert.

    • *kopüfschüttel*
      Das, was Du aus der Ferne siehst, werter Michael, ist zum allergrößten Teil der Wasserdampf der Kühltürme…
      Natürlich stoßen Kraftwerke auch Schadstoffe aus. Aber was bringt es, wenn wir jetzt nach dem geplanten Ausstieg aus der Kernenergie auch noch aus der Kohlekraft aussteigen? Alleine mit Regeneratin Energien ist der Strombedarf Deutschlands definitiv noch nicht zu decken. Also importieren wie schön Strom aus dem Ausland, der dort in Kohle- und Kernkraftwerken produziert wird, die unter Umständen noch dreckiger sind als die mordernen BOA-Blöcke von RWE.
      Dann haben wir echt viel gewonnen, herzlichen Glückwunsch!

    • Erstens ist weniger schlecht als schlechter nicht gleich akzeptabel. Wir erheben das weniger schlechte gerne dazu, das ist aber albern und Augenwischerei. Natürlich sollte man bedenken ob solche harten Forderungen nicht märtyrerähnlichen Charakter haben, aber nur weil gut nicht gut genug scheint, sollte man auch nicht direkt dagegen sein.
      Grundsätzlich sollten wir uns mit dem Gedanken anfreunden, dass Energie nicht selbstverständlich ist (sein sollte) und etwas haushalten lernen. Wir bräuchten viel weniger Energie wenn jeder nur etwas sinnvoller damit umgehen würde. Ich wette, mit ein wenig Disziplin könnte man den Stromverbrauch jedes Privathaushaltes problemlos halbieren. Ohne neue Technologien einzuführen natürlich.
      Und in Europa wird auch viel Strom überproduziert. Frankreich führt sehr viel Strom z.B. Warum sollte man diesen nicht nutzen (den überproduzierten, nicht den aus Frankreich, denn den bekommen die Luxemburger glaube ich damit sie nachts leuchten =)

    • Erstens – Deutschland exportiert schon seit Jahren Strom.
      Zweitens – die Erneuerbaren wurden hierzuland kaputt gemacht (90 % der Solarunternehmen sind Pleite. Schuld daran sind nicht die Chinesen sondern unsere Regierung, die das provoziert hat).
      Drittens – Kohle ist billiger als Gas, weil die Kohle-Verschmutzungsrechte so gut wie nichts kosten. Alle Versuche, das zu ändern, wird von der Lobby verhindert und die Regierung knickt ein.
      Viertens – solange das EEG funktioniert hat, wurden jährlich soviel Erneuerbare zugebaut, wie ein Atomkraftwerk liefert. Wir können locker jedes Jahr ein Atomkraftwerk oder zwei Kohlekraftwerke abschalten.

    • Das geht ja eh nicht von jetzt auf gleich. Auch heute sind noch Kernkraftwerke am Werk. Schon mal von „Übergangsfrist“ gehört?
      So müssen wir aber auch bei Kohle einen festen Ausstiegsplan haben und nicht noch neue Kohlekraftwerke bauen, sondern diverse mit Wind, Wasser, Sonne usw.
      Wenn in der Übergangsfrist immer mehr hinzu kommen, haben wir am Ende genug. Unternehmen wie Lichtblick schaffen es ja heutzutage schon 100% Strom für seine Kunden auf umweltfreundliche Art zu beschaffen.

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