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Wie der Einsatz für Flüchtlinge das Leben dieser Frau veränderte

Einfach zusehen, wenn Jahr für Jahr tausende Menschen auf der Flucht vor Krieg und Hunger an den Grenzen Europas sterben? Nichts für Campact-Aktive Anne Schulze Everding. Mehr als 170.000 Menschen haben sich ihrer Petition für ein Seenotrettungsprogramm im Mittelmeer angeschlossen. Nachdem ihre Kampagne Tausende bewegte, entschloss sie sich für Flüchtlinge vor Ort zu engagieren.

Einfach zusehen, wenn Jahr für Jahr tausende Menschen auf der Flucht vor Krieg und Hunger an den Grenzen Europas sterben? Nichts für Campact-Aktive Anne Schulze Everding. Mehr als 170.000 Menschen haben sich ihrer Petition für ein Seenotrettungsprogramm im Mittelmeer angeschlossen, die sie im April 2015 auf WeAct gestartet hat. Nachdem ihre Kampagne Tausende bewegte, entschloss sie sich für Flüchtlinge vor Ort zu engagieren.

In diesem Video erzählt sie, was sie zu ihrem Engagement bewegt:

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Warum liegt Ihnen das Thema so am Herzen?

Anne Schulze Everding: Als Ärztin für Kinderheilkunde und Jugendmedizin beschäftigt mich seit vielen Jahren das Leid der Menschen, insbesondere der Kinder und ich versuche, ihnen bestmöglich zu helfen. Ich sehe, wie wunderbar sich Kinder in Freiheit und Wohlstand entwickeln können und möchte diese Möglichkeit allen geben. Wir sind als Menschen alle gleich und verdienen gute Voraussetzungen für unser Leben. Wir Europäer können uns glücklich schätzen, dass wir hier leben dürfen. Ich finde es entsetzlich, dass die Not die Menschen dazu treibt, auf dem Mittelmeer ihr Leben zu riskieren und das reiche Europa tatenlos zusieht. Seenotrettung ist eine humanitäre Pflicht. Ich vergleiche es oft mit einem Arzt, der einen Patienten mit einem akuten Herzstillstand nicht reanimieren würde. Natürlich müssen gleichzeitig die Ursachen des Exodus bekämpft und legale Wege für die Flüchtlinge nach Europa geschaffen werden.

Wie hat diese Petition Ihr Leben verändert?

Anne Schulze Everding: Die Petition hat mich bereichert. Ich habe die Güte und Hilfsbereitschaft der Menschen in vielfältiger Weise erfahren und eine überwältigende Unterstützung bekommen. Über 176.000 Menschen haben mit ihrer Unterschrift ein Zeichen der Menschlichkeit gesetzt. Das Campact Team um Susanne Jacoby und Katharina Nocun hat hervorragendes Campaiging gemacht und insgesamt 5 Aktionen dank großzügiger Sponsoren durchführen können. Toll fand ich, dass beispielsweise Musiker wie Max Herre und Konstantin Wecker die Petition auf ihrer Facebookseite gepostet haben. Meine anfängliche Skepsis („es wird sich nichts bewegen“) und teilweise auch Mutlosigkeit sind komplett gewichen. Durch die Erfahrung, dass man auch als „gefühlt“ Einzelner viel bewirken kann, wurde meine Bereitschaft gestärkt, mich auch in Zukunft politisch zu engagieren. Als schöner Begleiteffekt habe ich durch die Petition Kontakt zu unserer lokalen Flüchtlingshilfe in Senden bekommen und betreue inzwischen eine alleinstehende junge Flüchtlingsmutter und ihre 4 Kinder. Es ist unheimlich schön, zu sehen, wie das Gespräch und Eingehen auf die Sorgen und Nöte den Menschen wieder Mut macht. Durch den direkten Kontakt bekommt alles eine andere Qualität- man fühlt, dass wir alle „in einem Boot“ sitzen.

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Was waren die emotionalen Höhepunkte?

Anne Schulze Everding: Ein Höhepunkt war, als die Petition dank der Campact-Unterstützung innerhalb weniger Tage die 100.000-er Marke knackte. Ich habe außerdem von den Unterstützerinnen und Unterstützern viel Zuspruch und Ermutigung erfahren. Ganz tief berührt hat mich das Gedicht von Esther Ferrier, das ich im Anhang beigefügt habe. Dass die Unterschriften im Rahmen des Evangelischen Kirchentages in Stuttgart an Innenminister de Maizière und Entwicklungsminister Müller übergeben werden konnten, hat mich glücklich gemacht. Ebenso, dass auf dem Kirchentag eine Petition zur zivilen Seenotrettung von den Teilnehmern verabschiedet wurde.

Ein emotionaler Tiefpunkt war für mich, dass erst wieder hunderte Flüchtlinge ertrinken mussten, bevor die Öffentlichkeit Notiz von meiner Petition nahm. Ich hatte zu dem Zeitpunkt im April gerade mal gut 2000 Unterschriften. Dass mich auch wenige fremdenfeindliche E-Mails erreichen würden, hat mich emotional nicht belastet.

Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der eine Petition starten möchte?

Anne Schulze Everding: Wenn man von einer Sache überzeugt ist, lohnt es sich, dafür zu kämpfen.. Man braucht Geduld und einen langen Atem und sollte sich nicht entmutigen lassen. Oft kommt ganz unerwartete Hilfe. Wichtig ist, authentisch zu sein. Hilfreich in meinem Fall war die Vernetzung und auch die Zusammenarbeit mit humanitären/kirchlichen Institutionen.

Was bedeutet für Sie Erfolg?

Anne Schulze Everding: Erfolg kann das Selbstwertgefühl eines Menschen stärken und ihn ermutigen, in seiner beruflichen und persönlichen Entwicklung im positiven Sinne voranzuschreiten. Wenn persönlicher Erfolg dazu dient, denjenigen, der erfolgreich ist, aber auch seine Mitmenschen glücklicher zu machen, ist Erfolg positiv zu bewerten. Dient er nur dem Aufblasen des Egos ist Erfolg destruktiv.

Du möchtest Dich in der Flüchtlingshilfe engagieren aber weisst nicht wo und wie?

Das Willkommensnetz ist eine interaktive Karte mit Initiativen, die Flüchtlingen helfen – in ganz Deutschland. Mach mit – und nimm Kontakt zu Initiativen bei Dir vor Ort auf:


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Dr. Anne Schulze Everding ist Ärztin für Kinderheilkunde und Jugendmedizin in Münster. Sie lebt in der Venne, wo sich 25 Tiere von Kaninchen über Hunde, Katzen, Schafe und ein Pferd wohlfühlen. Sie engagiert sich im Bündnis für Flüchtlingshilfe in Senden.

 

 

 

 

Was ist WeAct?

WeAct Logo WeAct ist eine neue Plattform für Online-Petitionen – wie Campact, nur zum Selbermachen: weact.campact.de

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Autor*innen

Katharina Nocun ist studierte Ökonomin und beschäftigt sich mit den Auswirkungen der technologischen Revolution auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Sie engagiert sich in der digitalen Bürgerrechtsbewegung für eine lebenswerte vernetzte Welt. Sie war 2013 Politische Geschäftsführerin und Themenbeauftragte für Datenschutz der Piratenpartei Deutschland und arbeitete als Referentin und Campaignerin u.a. für den Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV), Campact e.V. und Wikimedia Deutschland e.V.. Katharina Nocun ist Botschafterin für die Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen und Mitglied im Beirat des Whistleblower-Netzwerks und bloggt regelmäßig unter www.kattascha.de. Folge Katharina auf Twitter: @kattascha Alle Beiträge

3 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Lieber Jan,
    wir Menschen sind leider nicht nu gut. Nur die Menschen töten einander wegen Macht!
    Doch wenn ein Land geht in diese humanitäre Katastrophe mit guten Beispielen voran, dann werden die anderen (so hoffe ich) sich später auch anschließen.
    Wenn nicht, dann bleibt deren Gewissen mit der Entscheidung belastet.
    Dafür müssen diese Länder einmal gerade stehen!
    Ich bin sehr froh darüber, dass in Deutschland viele Menschen aktive Hilfe leisten (wie oben). Ich bin nicht mehr jung und auch nicht ganz gesund und schon gar nicht reich, aber versuche trotzdem mein Weg zu finden um ein Beitrag zu leisten, dass die Neuangekommenen sich hier auch ein kreatives, Leben führen können. Jede noch so kleine Einsatz ebnet den Weg in einer gute gemeinsame Zukunft! Zur Mithilfe gibt es in meiner Stadt Möglichkeiten. Wenn wir alle mit anpacken, dann klappt es auch mit der Integration! Ich bitte Euch Alle die hier diese Sätze lesen: fängt an – macht mit – hilft den Armen! Wegen Euch selbst!

    • Vielen Dank für deine Antwort. Wahrscheinlich könnten wir, du und ich, einbischen machen.

      Hatte doch eine Verhoffnung dass der Vorsitzende der EU Leitung eine Antwort gegeben wollen und sich eine Lösung erbieten.
      Es gibt kein Grund dagegen sicher Transport und Überfahrt für die Flüchtlinge zu schaffen.

      Nächtesmal wir diese Mennschen begegnen, die nicht geholfen worden, sind sie wahrscheinlich mit Hass gefüllt und ausserdem, kann nicht ausgeschlossen werden, auch als soldaten in der ISIS Armee geworden.
      Ohne Zweifel ist es ganz verkehrt, Gesichtsvinkel unbeachtet, die Flüchtlinge in Stich zu lassen. Das Vermögen, die Kräfte und Geld gibt´s innerhalb der EU-Ländern.
      Und warum sollte die Hilfe innehalb der EU-Ländern begrenzed werden?

  2. Verstehe nich warum 28 EU Mitgliedländer sich geeinigt haben Flüchtlinge im Mittelmeer ertringen zu lassen. Selbstverständlich sollte man sicher Transport und Überfahrt für diese Leute besorgen. Sind wir Mennschen oder Teufels? Möchte gern Eine Antwort und Eine Gute Erklärung.

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