Bohrschlamm – die dreckige Altlast der Öl- und Gasindustrie
An 1.400 Orten in Deutschland könnten sich giftige Bohrschlammgruben befinden - dreckige Altlasten der Öl- und Gasindustrie. Während die rund 500 Bohrschlammgruben in Niedersachsen untersucht und saniert werden sollen, wird das Problem in anderen Bundesländern noch nicht angepackt. Und sollte die Bundesregierung für Fracking grünes Licht geben würde die Menge giftiger Bohrschlämme noch weiter steigen.
Lies hier unseren offenen Brief, den wir gemeinsam mit Umweltverbänden an die zuständigen Landesminister geschrieben haben.
Entsorgungsproblem giftiger Förderabfälle der Öl- und Gasindustrie
Offener Brief an die Umwelt- und Wirtschaftsminister von Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Thüringen.
Sehr geehrte Ministerinnen und Minister,
nach Recherchen von NDR und WDR könnte es bundesweit womöglich mehr als 1400 Bohrschlammgruben mit giftigen Abfällen aus der Erdöl- und Erdgasförderung der letzten Jahrzehnte geben. Bohrschlamm wurde in der Vergangenheit direkt an den Bohrplätzen ohne ausreichende Sicherheitsvorkehrungen entsorgt – obwohl es sich um gefährlichen Sondermüll handelt. Er enthält nicht nur verschiedene Öl-Rückstände, wie zum Beispiel krebserregende polyzyklische, aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), sondern oftmals auch giftige Schwermetalle, wie Quecksilber und Arsen, sowie radioaktive Stoffe. Wenn die umstrittene Fördertechnik Fracking ausgeweitet wird, würde dies die Menge der zu entsorgenden Bohrschlämme weiter erhöhen.
Allein in Niedersachsen soll es nach Schätzungen des dortigen Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) mindestens 500 Schlammgruben geben. Aus diesem Grund gibt es dort inzwischen ein Programm, in dem umfassende Untersuchungen der in Verdacht stehenden Flächen vorgesehen sind. Zudem wurde eine Standortliste zugänglich gemacht, die aufzeigt, an welchen Orten sich Verdachtsflächen befinden. Nach Recherchen des NDR/WDR fielen in den vergangenen zehn Jahren bei der Sanierung von lediglich drei alten Bohrschlammgruben in Niedersachsen rund 720.000 Tonnen Giftmüll an.
Die Überwachung von Schlammgruben und die Entsorgung des giftigen Sondermülls liegen in der Zuständigkeit der Länder. Dem NDR/WDR zufolge soll es neben den Schlammgruben in Niedersachsen auch in weiteren Bundesländern wie Brandenburg (400 Gruben), Mecklenburg-Vorpommern (345 Gruben) und Bayern (170 Gruben) derartige Flächen geben. Auch in Schleswig-Holstein, Hamburg, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen und Nordrhein-Westfalen wurde in der Vergangenheit Öl und Gas gefördert. Aufgrunddessen ist davon auszugehen, dass auch dort Bohrschlammgruben angelegt wurden.
Wir wenden uns daher mit einigen ungeklärten Fragen an Sie:
- Wie viele Bohrschlammgruben bzw. Verdachtsflächen befinden sich in Ihrem Bundesland?
- Wo genau befinden sich die Bohrschlammgruben?
- Welche Maßnahmen zur Sanierung unternimmt die Landesregierung?
- Wie viel Kapazität steht auf den in Ihrem Bundesland befindlichen
Deponien für gefährliche Abfälle (DK III-Deponien) für die Entsorgung
der Bohrschlämme zur Verfügung? - Wie bewerten Sie im Kontext dieser Entsorgungsproblematik den Einsatz von Fracking und die damit einhergehende geplante Ausweitung der Öl- und Gasförderung, die auf die Verabschiedung des Fracking-Gesetzespakets im Bundestag folgen würde?
Wir bitten Sie, unsere Fragen bis zum 30. April zu beantworten. Im Mai wollen wir eine Zusammenfassung der Antworten aller von uns angeschriebenen Ministerien veröffentlichen.
Angesichts der drohenden Gefahren für die menschliche Gesundheit und die Umwelt durch Bohrschlammgruben ist eine schnelle und sichere Sanierung nach den höchsten Schutzstandards zwingend erforderlich. Es liegt daher sicher auch in Ihrem Interesse, hier für Klarheit über die Anzahl und genauen Standorte von Verdachtsflächen sowie für eine zeitnahe Sanierung der Gruben in Ihrem Bundesland zu sorgen. Um einen weiteren Anstieg der Mengen giftigen Bohrschlamms zu verhindern, appellieren wir an Sie, sich gegenüber der Bundesregierung für ein konsequentes Fracking-Verbot einzusetzen.
Mit freundlichen Grüßen
Christoph Bautz (Geschäftsführer Campact e.V.)
Prof. Dr. Hubert Weiger (Bundesvorsitzender, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.)
Prof. Dr. Kai Niebert (Präsident, Deutscher Naturschutzring e.V.)
Sascha Müller-Kraenner (Geschäftsführer, Deutsche Umwelthilfe e.V.)
Christina Hacker (Vorstand, Umweltinstitut München e.V.)
Andy Gheorghiu (Vorstandsmitglied, BI lebenswertes Korbach e.V.)
Werner Diedrichs (Sprecher der Bürgerinitiative FrackingFreies Hamburg)
Es ist an der Zeit die Bergaufsichtsbehörden in 21. Jahrhundert zu hohlen, und sie die Umweltdaten als Rohdaten offenlegen zu lassen. In USA ist das schon lange Standard, Stichwort Open Data. Deshalb habe ich mal eine Bürgeranfrage zu dem Thema gestellt. Ich würde mich um jede mögliche Unterstützung in dieser Sache freuen, als schreibt mir auf Twitter unter kali0x2a, per mail an kali@vfemail.net falls ihr eine Idee habt, wie man vor gehen könnte.
Link zur Bürgeranfrage: https://t.co/cdOuP3qcd0
Den profit streichen sie ein und die Reinigung und Beseitigung der verseuchten Umwelt bezahlt der Steuerzahler also wir alle.