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Panama Papers: Der Whistleblower meldet sich zu Wort

Heute gehen die enthüllten Panama Papers ins Netz. Jeder kann dann die Informationen zu über 200.000 Briefkastenfirmen und ihren Besitzern durchsuchen, neue Enthüllungen werden folgen. Jetzt meldet sich die Quelle der Panama Papers zu Wort - und fordert uns zum Handeln auf.

Der Whistleblower der Panama Papers meldet sich zu Wort. Grafik: Zitrusblau/Campact

Heute gehen die enthüllten Panama Papers ins Netz. Jeder kann dann die Informationen zu über 200.000 Briefkastenfirmen und ihren Besitzern durchsuchen, neue Enthüllungen werden folgen. Jetzt meldet sich die Quelle der Panama Papers zu Wort – und fordert uns zum Handeln auf.

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Die Quelle der Panama Papers meldet sich zu Wort. Grafik: Sascha Collet/Campact [CC BY-ND 2.0]

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Viele Monate hat das Internationale Konsortium Investigativer Journalisten (ICIJ) die internen Dokumente der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca durchforstet. Brisante Informationen über Briefkastenfirmen – durch einen anonymen Informanten geleakt. Doch noch immer ist nur ein kleiner Teil der Informationen bearbeitet – zu groß ist die Menge an Daten des bisher größten Leaks der Geschichte. Das kann sich jetzt ändern: In einem beispiellosen Vorstoß stellt das ICIJ die Daten der Öffentlichkeit zur Verfügung. So wird konsequent Licht in das Dunkel aus Steuerhinterziehung, Geldwäsche und Verschleierung gebracht, über das Billiarden um den Globus bewegt werden.

Der Informant, der diese Veröffentlichung möglich gemacht hat, nennt sich John Doe (die englische Entsprechung des deutschen „N.N.“) und bleibt anonym – doch nicht stumm. Mit einem Manifest wandte sich John Doe am Samstag an die Öffentlichkeit und bekundete seine Unterstützung zur Entscheidung des ICIJ, die Panama Papers allgemein zugänglich zu machen. Es sei höchste Zeit, die Öffentlichkeit aufzuklären – denn Behörden, Banken und Politik hätten im Kampf gegen die weltweite Schattenwirtschaft bisher versagt.

Es geht nicht um legale Tricks, sondern um ein kriminelles System

Doch John Doe geht noch weiter und kritisiert auch die Medien, die sich dem Thema zu lange verweigert haben. Zahlreiche Zeitungen hätten seine Informationen abgelehnt, erst die Süddeutsche Zeitung war bereit, die Dokumente zu untersuchen und zu veröffentlichen. Auch jetzt sei noch nicht das ganze Maß des Skandals enthüllt worden, kündigt John Doe an.

„Die aktuelle Medienberichterstattung hat sich bis jetzt darauf konzentriert, was skandalöserweise innerhalb des Systems legal und erlaubt ist. Was alles legal und erlaubt ist, ist in der Tat ein Skandal und muss geändert werden. Aber wir dürfen einen anderen wichtigen Punkt nicht aus dem Blick verlieren: Die Kanzlei, ihre Gründer und Angestellten, haben wissentlich unzählige Gesetze gebrochen, und das weltweit und wiederholt.“
John Doe, Whistleblower der Panama Papers

Es gehe beim Geschäft mit Briefkastenfirmen nicht einfach um unmoralische, aber legale Steuergestaltung. Es gehe um den systematischen Mißbrauch eines globalisierten Finanzsektors, in dem Steuern hinterzogen werden, in dem Korruption grassiert, Volkswirtschaften zerstört und Terror und Kriege finanziert werden. Undurchsichtige Geflechte von Briefkastenfirmen machten dies möglich, weil sich die wahren Besitzer dahinter verstecken können. Konsequentes Vorgehen gegen dieses System, so John Doe, ermögliche nur eine Politik der Transparenz, welche Daten zu Firmen und ihren Besitzern öffentlich macht. Die Politik habe hier bisher versagt: „Auf politischen Gipfeltreffen das Hohelied staatlicher Transparenz zu singen ist eine Sache, aber es ist eine andere, den Worten Taten folgen zu lassen.“

Die Panama Papers zeigen, dass unsere Gesellschaft durch einen schleichenden Prozess bedroht ist, der im Geheimen stattfindet, und dem Politik und Aufsichtsbehörden bisher wenig entgegensetzen.

Es gilt, Licht ins Dunkel zu bringen

Wenn wir uns nicht mit dieser Rolle abfinden wollen, müssen wir die Politik in die Pflicht nehmen. Die Datenbank des ICIJ, die Auskunft über hunderttausende Briefkastenfirmen und ihre tatsächlichen Besitzer geben soll, schafft jetzt Tatsachen. Sie bietet ein Transparenzregister, das jedem zugänglich ist – genau ein solches öffentliches Transparenzregister muss auch die Bundesregierung einführen. Unternehmen könnten dann ersehen, ob sie mit Kriminellen Geschäfte machen; Behörden könnten Verbindungen zu Steueroasen nachvollziehen; Bürgerinnen und Bürger könnten erfahren, ob Politiker, Geistliche oder Unternehmer ihr Geld außer Landes bringen. Statt hinzunehmen, dass Superreiche und Kriminelle Bürger/innen ausplündern, könnten eine wache Öffentlichkeit ihr Handeln kontrollieren. „Das weltweite Schadensausmaß sollte uns alle wachrütteln,“ sagt John Doe. Recht hat er.

Campact setzt sich für ein öffentliches Transparenzregister in Deutschland ein. Bitte unterstütze unseren Appell mit Deiner Unterschrift.

Quellen:

Das vollständige Manifest des Whistleblowers John Doe findest Du hier.
Das ICIJ veröffentlicht die Daten aus den Panama Papers am 9. Mai hier.

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Autor*innen

Katrin Beushausen kam von der Bühne zur Politik: Nach dem Studium der Theaterwissenschaft arbeitete sie als Pressereferentin und Dramaturgin, lehrte und promovierte zum Verhältnis von Theater und Öffentlichkeit. Sie organisierte kreativen Protest gegen Uni-Sparpläne und stritt bei 350.org gegen klimaschädliche Investitionen. Seit 2016 ist sie Campact Campaignerin. Alle Beiträge

8 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Nur schade das angeblich schon viele Namen von den Listen gelöscht wurden bevor sie Geleakt wurden, und besonders viele Namen aus gewissen Länder auftauchen ( Russland, China ….). Nachtigall ich hör dir trapsen.Und der IcIJ soll auch nicht soooo unabhängig sein, wenn man guckt woher da Spenden Bzw Zuwendungen kommen. In diesem Sinne

    • Lieber Philipp,
      eine gute Zusammenfassung der Finanzierung des ICIJ findet sich hier. Dass in den Panama Papers sehr wenige Namen und Unternehmen etwa aus den USA auftauchen liegt sicher daran, dass die USA mit Staaten wie Delaware ihre eigenen Steueroasen haben, so dass der Umweg über Panama nicht notwendig ist.

  2. Wer macht mit? Ist es möglich, eine Klagewelle gegen Staat, Firmen, Banken loszutreten? Es sind unsere Steuern die hier verbrannt werden, es sind unsere Politiker die nicht handeln oder sogar wissentlich entsprechende Steuerschlupflöcher forciert haben. Gibt es die Anwälte des Guten?

  3. Das Mass ist voll! Uebervoll!
    Ein oeffentliches Transparenzregister muss sofort etabliert werden!
    Politiker, die sich dem widersetzen, setzen ihre Interessen! bzw. Die Interessen der Steuerfluechtlinge ueber die Interessen des Volkes.
    Diese Politiker sind Verraeter am Volk und sollten aus dem Amt gejagt werden!
    Das Mass ist voll! Uebervoll!
    Wir brauchen keine Luegner und Betrueger bzw. solche, die diese decken, in unserer, von uns bezahlten! Regierung.

    • In der Tat ist es höchste Zeit für ein öffentliches Transparenzregister. Mittlerweile setzen sich viele Politiker dafür ein – ihnen gilt es jetzt, den Rücken zu stärken und zu verhindern, dass das Thema im Tagesgeschäft durch andere verdrängt wird. Mit unserer Kampagne wollen wir dafür sorgen, dass das öffentliche Transparenzregister auf der Tagesordnung bleibt.

  4. Es gibt ein altbesagtes Sprichwort, “ die Kleinen Leut hängt man, die Großen läßt man laufen“. Dank Internet und den Whistleblower werden jetzt, auch diese Verbrecher enttarnt, und man kann nur hoffen, das sich der kleine Mann/ Frau dies nicht mehr länger gefallen lassen, wir haben die Möglichkeit die Politik so unter Druck zu setzen, dass jeder der den Staat betrügt zur Rechenschaft gezogen wird, dasselbige gilt auch für korrupte Politiker. Dazu braucht es einen langen Atem.

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