Diese 2 Menschen haben mir gezeigt, wie wir das sinnlose Kükentöten verhindern können
Es ist eine grausame Praxis: Jährlich werden an die 50 Millionen männliche Küken direkt nach ihrer Geburt vergast oder geschreddert. Ich habe eine Frau getroffen, die männliche Küken retten möchte - und einen Bauern, der uns ermöglicht Eier ohne Küken-Schreddern zu kaufen.
Die kommerzielle Eier- und Geflügelindustrie schreckt vor nichts zurück: Tausende Hühner auf einem Haufen, die sich gegenseitig die Augen auspicken. Viele können sich wegen ihres schweren Gewichts kaum noch auf den Beinen halten. Diese schrecklichen Bilder aus der Massentierhaltung sind bekannt. Doch so muss es Hühnern nicht ergehen. Hühner können ein anständiges Leben führen – und es gibt Alternativen zum Kükenschreddern.
Ich treffe die WeAct-Aktive Janine Schulz. Sie beschäftigt sich viel mit dem Thema Tierhaltung und Ernährung. Ihr Lebensgefährte ist biologisch wirtschaftender Landwirt mit Mutterkuhhaltung. Sie selbst hält acht Hühner und einen Hahn in ihrem Garten. So kann sie sich und ihre Familie mit Eiern versorgen. Janine hat vor Kurzem auf WeAct, der Petitionsplattform von Campact, die Petition „Retten Sie 50 Millionen Küken!“ gestartet. Ich habe mit ihr über ihre Petition gesprochen und gefragt, warum sie sich gegen das Kükenschreddern stark macht.
„Die so genannten Nutztiere müssen ein furchtbares Leben auf engsten Raum führen – oftmals ohne jemals Tageslicht gesehen zu haben. Deswegen habe ich diese Petition übernommen, weil mich dieser Umgang mit Lebewesen wütend macht. Es schadet nicht nur den Tieren, sondern gefährdet auch unsere Gesundheit und die Umwelt. Das Kükenschreddern zu verbieten, wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Es kann doch nicht immer so weiter gehen!“
- Janine Schulz
Janine hat ein klares Ziel vor Augen: Sie möchte, dass dieses Thema noch mehr Öffentlichkeit bekommt. Die Chancen dafür stehen denkbar gut: Sie ist mit ihrer Forderung nach einem Schredder-Verbot nicht alleine. Denn der niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) und auch Johannes Remmel (Grüne), der Umweltminister in Nordrhein-Westfalen, fordern ein Ende des Kükenschredderns. Jetzt müssen die politischen Akteure auf Bundesebene aktiv werden, ansonsten hat das Kükenschredder-Verbot kaum eine Chance. Allerdings will Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) an dem Schreddern festhalten, weil er befürchtet, dass die Unternehmen sonst ins Ausland abwandern.
Das massenhafte Kükentöten muss nicht sein – es gibt Alternativen
Für Janine ist das völlig unverständlich, da es bereits Alternativen zum Schreddern gibt. Verschiedene Projekte wurden deutschlandweit ins Leben gerufen: wie beispielsweise die Bruderhahn Initiative Deutschland – dort werden die Brudertiere der Hennen für nur 4 Cent pro Ei nicht getötet, sondern ganz normal mit aufgezogen. Zum anderen wird gerade an einer Methode gearbeitet, bei der das Geschlecht des Kükens schon vor dem Schlupf festgestellt werden kann. Bedauerlicherweise wird das Verfahren vor dem Jahr 2019 nicht marktreif sein und wird daher das Schreddern in den nächsten Jahren nicht verhindern können.
Auf meine Nachfrage, was jede/r einzelne tun kann, damit das Hühnerleid beendet wird, hat Janine eine deutliche Meinung:
Das Ziel muss sein, dass wir weniger tierische Produkte produzieren und diese vor allem bewusster konsumieren. Denn Deutschland exportiert unglaublich viele „Tierwaren“ ins Ausland- zum Beispiel werden kleine Küken, die einmal Hochleistungshühner werden sollen, wöchentlich massenhaft ins Ausland transportiert. Das ist einfach nicht nötig. Abgesehen davon, dass wir damit die Märkte im Ausland kaputt machen, brauchen wir einfach nicht so viel Fleisch. Deswegen könnte man auch weniger produzieren zu vernünftigen Preisen ganz ohne Tierqual.
So geht es Hühnern auf einem Demeter-Biohof
Was bei Janine Schulz im Garten klappt, kann auch im größeren Rahmen funktionieren. Das zeigt zum Beispiel der Biobauernhof Lütjen. Raimund Lütjen hat uns eingeladen, seinen Hof zu besuchen. Als wir bei strömenden Regen in Vollersode ankommen, begrüßt uns freundlich und führt uns auf seinem Hof herum. Er unterstützt mit seinem ökologisch geführten Betrieb die Bruderhahn Initiative Deutschland.
Nur 4 Cent mehr für ein Ei ermöglichen es männliche Küken aufzuziehen
Initiativen wie diese oder auch das Haehnleinprojekt oder „Ei care“ verzichten auf das Töten der männlichen Küken. Das Konzept dahinter ist simpel: Nur vier Cent mehr auf den Verkaufspreis von einem Ei reichen aus, um ein männliches Küken aufzuziehen. „Damit ein Hahn überleben kann, müssen 250 Eier verkauft werden“, erklärt uns Raimund Lütjen. Er hält insgesamt 2.700 Hühner, die im Jahr jeweils 280-380 Eier legen. Bereitwillig lässt er uns in die Stallungen gucken und zeigt uns draußen die großen Flächen für seine Hühner. Wegen des Regens versammeln sich alle Hühner unter dem riesigen Vorbau – so können sie draußen in den Pfützen picken ohne von oben nass zu werden. „Jedes einzelne Huhn hat bei mir 8-10 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Sie können draußen und drinnen frei herumlaufen und haben viele Versteckmöglichkeiten. Für ein EU-Biosiegel würden übrigens nur 4 Quadratmeter reichen.“ Auch, wenn Raimund Lütjen selbst keine Bruderhähnchen mehr hält, so kooperiert er mit einem befreundeten Biohof in Hagen. Dort werden die Brudertiere mit aufgezogen.
Raimund Lütjen sorgt für ein artgerechtes Leben für seine Tiere
Ich habe Raimund Lütjen gefragt, warum es ihm wichtig ist, dass seine Tiere ein artgerechtes Leben führen und weshalb er sich für eine ökologische Tierhaltung so stark macht. Sein Fazit ist beeindruckend. Janine Schulz und ich sind davon überzeugt: Davon brauchen wir mehr!
„Ich bin mit der konventionellen Tierhaltung nicht einverstanden. Deswegen halte ich meine Tiere nach den höchsten ökologischen Richtlinien. Die Legehennen in der Industrie müssen unnatürlich viele Eier im Jahr legen und die Mastrassen sehen aus wie viel zu schwere Boxer. Sie können sich nicht mal mehr alleine auf den Beinen halten. Ich habe diesen Öko-Betrieb aus Tradition übernommen und denke, dass die ökologische Tierzucht noch weiter von allen Seiten unterstützt werden sollte – den Menschen und Tieren zu Liebe.“
Das haben wir vor: Aktion am Welttag des Eies
Janine Schulz sammelt fleißig weiter Unterschriften für ihre Petition, sodass möglichst viele Untezreichner hinter ihr stehen. Denn am 14. Oktober, am Welttag des Eies, wird sie Christian Schmidt bei einer großen Übergabe-Aktion ihre Petition in Berlin überreichen. Wir halten euch auf dem Laufenden!
Diese Petition wurde auf WeAct, der neuen Petitionsplattform von Campact, gestartet. Es ist also keine Kampagne von Campact. Da Campact aber die Ziele der Petition unterstützt, möchten wir Dich auf die Kampagne hinweisen.
Das ist echt ne gut Aktion! Kein Tier soll leiden. Grundsätzlich sollte wir unseren Fleischkonsum reduzieren. Weiter so und viele Grüße!