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Diese Frau kämpft gegen die Holzmafia – und braucht unsere Hilfe

Wie in Rumänien die letzten Urwälder Europas zerstört werden – und warum die Unterstützung durch Campact-Aktive entscheidend ist.

Raluca Vestemeanu, de-clic Rumänien

Illegal gerodetes Holz aus Rumänien landet unter dem Nachhaltigkeits-Siegel des FSC in unseren Baumärkten. Seit zwei Jahren kämpft unsere Schwesterorganisation de-clic aus Rumänien gegen die massive Abholzung. Wie in Rumänien die letzten Urwälder Europas zerstört werden – und warum die Unterstützung durch Campact-Aktive entscheidend ist, erklärt Raluca Vestemeanu von de-clic im Interview.

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Illegal gerodetes Holz aus Rumänien landet unter dem Nachhaltigkeits-Siegel des FSC in unseren Baumärkten. Raluca Vestemeanu, de-clic Rumänien

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In Rumänien verschwinden große Waldflächen durch massive illegale Abholzung. Wie gehen die Holzfäller dabei vor und welche Konsequenzen hat ihr Handeln?

Zur Zeit gibt es in Rumänien dafür mehrere Taktiken. In einigen Gebieten schlagen die Holzfäller mehr Holz, als erlaubt ist. Dieses Vorgehen ist am weitesten verbreitet. In anderen Fällen missbrauchen sie die Vorschriften, nach denen kranke oder umgestürzte Bäume entnommen werden müssen: Sie deklarieren gesunde Bäume als krank oder behaupten, diese seien bereits umgestürzt gewesen und müssten entfernt werden. Außerdem werden gefälschte Papiere verwendet, um illegal geschlagenes Holz zu waschen: Dazu werden Transportpapiere für Firmen ausgestellt, die nur auf dem Papier existieren. Wirklicher Kahlschlag findet meist tief im Wald statt, gut verborgen vor den Blicken der Öffentlichkeit. In anderen Fällen, wo etwa “kranke” Bäume gefällt werden, verschwinden jede Woche einzelne Bäume, so dass sich der Wald immer mehr lichtet. So wird der Wald als Ressource und Lebensraum unzähliger Arten systematisch zerstört.

Was ist die Rolle der österreichischen Schweighofer-Gruppe in diesem Holzgeschäft?

Rumänische Journalisten sind im Rahmen eines Projektes zur Überwachung von organisiertem Verbrechen und Korruption auf Verträge gestoßen, in denen Schweighofer Subunternehmern Geld für Fahrzeuge und Technik vorschießt – unter der Bedingung, dass sie das gesamte Holz an die Schweighofer-Sägewerke liefern. Schweighofer versucht also mit aller Macht, das Holzgeschäft in Rumänien zu dominieren. Die Firma treibt ihre Zulieferer durch Bonuszahlungen für Holz an, das über die offiziell vereinbarte Menge hinaus zusätzlich geliefert wird. Eine solche Verhandlung wurde von investigativen Journalisten der EIA (Environmental Investigation Agency) gefilmt, die sich als Geschäftsleute ausgaben, die Holz verkaufen wollten. Schweighofer bietet in Rumänien auf diese Weise seit über zehn Jahren Anreize für illegale Abholzung.

Wie reagieren der rumänische Staat und die Polizei auf dieses Problem?  

Es gab einige Kontrollen in den Sägewerken und einzelne Bußgelder für Schweighofer, aber nichts, was ihr Geschäft wirklich beeinträchtigt hätte. Das Unternehmen ist so groß geworden, dass sie den gesamten Forstbetrieb kontrollieren – von Förstern bis zu Regierungsvertretern. Einige werden bestochen, andere bedroht. Nur wenige trauen sich an die Öffentlichkeit zu gehen und darüber zu sprechen, was passiert.

Gibt es eine Bürgerbewegung gegen die illegale Abholzung?

Es gibt ein paar NGOs, die Schweighofers Aktivitäten verfolgen und illegale Aktivitäten den Behörden melden. Auch de-clic begann im Jahr 2015 mit dem Protest gegen ein Gesetz, das Schweighofer erlaubt hätte, noch mehr Holz zu schlagen als bisher erlaubt. Laut Gesetz dürfen in bewirtschafteten Wäldern nur 30 Prozent einer Baumart geschlagen werden – in einer Petition forderten wir die Regierung auf, an dieser Quote festzuhalten. Über 25.000 Menschen unterzeichneten innerhalb von zwei Tagen die Petition. Für uns war das ein großer Erfolg, denn noch kannte niemand de-clic, es gab nicht einmal eine Website, nur die Petition. Vor der finalen Abstimmung über das Gesetz überreichten wir die Unterschriften an Regierungsvertreter und gewannen: Das Parlament lehnte das Gesetz ab. Ich glaube, unsere Regierung hatte nicht mit einer solch schnellen Reaktion der rumänischen Zivilgesellschaft gerechnet.

Warum ist die gemeinsame Kampagne mit Campact und #aufstehn aus Österreich so wichtig für Euch?

Ein großer Teil des Holzes, das Schweighofer in Rumänien verarbeitet, geht ins Ausland. Und trotz seiner zerstörerischen Geschäftspraxis darf Schweighofer das Nachhaltigkeits-Siegel des Forest Stewardship Council (FSC) führen. Wir wollen, dass die Leute wissen, was sie kaufen: Schweighofer sollte das Siegel verlieren. Für uns ist die gemeinsame Kampagne mit Campact und #aufstehn so wichtig, weil Deutschland und Österreich wichtige Importeure für die Produkte von Schweighofer sind. Und auch der FSC-Standard ist bei Euch besser bekannt und wird von Verbraucherinnen und Verbrauchern respektiert. Wenn wir einen wirklichen Unterschied machen können, dann mit Hilfe Eurer Länder.


Illegal gerodetes Holz aus Rumänien landet unter dem Nachhaltigkeits-Siegel des FSC in unseren Baumärkten. Raluca Vestemeanu, de-clic Rumänien

Raluca Vestemeanu ist Campaignerin bei de-clic, der rumänischen Schwesterorganisation von Campact. Sie wuchs in einem Dorf in den Bergen auf, wo sie früh lernte, Natur und Wildnis zu lieben. Nachdem sie sich in der „Save Rosia Montana“-Kampagne gegen Umweltzerstörung durch eine riesige Goldmine einsetzte, kam sie zu de-clic. Dort kommt ihr auch ihr Abschluss in Ökonomie zu nutze – etwa bei ihren Ermittlungen zu Unternehmen und deren Geldflüssen in Steueroasen.

De-clic mobilisiert als Graswurzel-Organisation in Rumänien Menschen zum Einsatz für soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz und nachhaltige Politik. Mehr noch als eine Organisation ist de-clic eine Gemeinschaft von Menschen, die zusammenarbeiten um eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Seit 2015 kämpft unsere Schwesterorganisation de-clic in Rumänien gegen illegale Abholzungen. Jetzt winkt ein Etappensieg.

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Autor*innen

Katrin Beushausen kam von der Bühne zur Politik: Nach dem Studium der Theaterwissenschaft arbeitete sie als Pressereferentin und Dramaturgin, lehrte und promovierte zum Verhältnis von Theater und Öffentlichkeit. Sie organisierte kreativen Protest gegen Uni-Sparpläne und stritt bei 350.org gegen klimaschädliche Investitionen. Seit 2016 ist sie Campact Campaignerin. Alle Beiträge

7 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Wälder brauchen wir zum leben. Die Wälder brauchen uns nicht außer als Schutz so wie sie dss machen. Danke dafür. Respekt

  2. Ich bin für den Erhalt der Wälder, denn es gibt nicht mehr viele Rückzugsgebiete für unsere Tiere und Pflanzen!
    Außerdem liefern Wälder uns frische Luft, da sie CO 2 aufnehmen und garantieren sauberes Trinkwasser!

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