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Glyphosat in Wein gefunden

Wie viel Glyphosat steckt in unserem Wein? Wir wollten‘s genau wissen - und haben 12 Weine unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Alle untersuchten Stichproben enthalten Rückstände des Gifts.

Julia Klöckner prostet mit Glyphosat-Wein Fotomontage: Zitrusblau
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Chemische Brandspuren im Weinfeld

Ob rot, weiß oder rosé – Deutschland ist bekannt für seinen Qualitätswein. Die Weinbauregion Rheinland-Pfalz ist dabei besonders beliebt unter den Feinschmecker*innen. Weinreben erstrecken sich dort über sanfte Hügel bis hinunter an die Ufer der Mosel. Doch wer in diesen Tagen durch die Weingegend spaziert, macht eine unschöne Entdeckung: Am Fuß des Weins wächst kein Gras, kein Gänseblümchen mehr. Die Erde entlang der Rebzeilen wirkt wie ausgebrannt. Schuld daran ist Glyphosat. Jetzt im Frühjahr spritzen die Winzer das Gift zwischen die Weinstöcke, wo es alle dort wachsenden Kräuter und Gräser abtötet.

Ackergift im guten Tropfen

Glyphosat ist ein aggressives Totalherbizid mit bedenklichem Gesundheits- und Umweltrisiko. Wir wollten wissen: Schafft das Gift auch den Weg in unser Weinglas? Um das herauszufinden, haben wir 12 Weinflaschen aus konventionellem Anbau von einem unabhängigen Labor mit der notwendigen Akkreditierung (DIN EN ISO/IEC 17025) untersuchen lassen. Das Ergebnis fiel eindeutig aus: Alle 12 Weine enthalten Glyphosat.

Gerichte sehen Gesundheitsgefahr von Glyphosat

Für Glyphosat im Wein gibt es keine Grenzwerte. Zur Bewertung von möglichen Risiken hat die Europäische Kommission jedoch einen Wert für die „erlaubte Tagesdosis“ für die Aufnahme durch Lebensmittel festgelegt. Dieser sogenannte ADI-Wert (Acceptable Daily Intake) liegt für Glyphosat bei 0,5 mg/kg Körpergewicht/Tag. Die gefunden Mengen im getesteten Wein sind im Nanogramm-Bereich und damit laut EU-Regel so gering, dass kein Gesundheitsrisiko besteht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt den Wirkstoff jedoch als „wahrscheinlich krebserregend“ ein. Das Bayer-Produkt „Roundup“ ist das meist verwendete glyphosathaltige Herbizid auf der Welt – und auch im deutschen konventionellen Weinbau allgegenwärtig.

In den USA sieht sich der Chemiekonzern Bayer mit mehr als 11.200 Klägern wegen des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels konfrontiert. In zwei Fällen wurde das Unternehmen bereits zu millionenschweren Schadenersatzzahlungen verurteilt. Nun entschied auch ein Berufungsgericht in Frankreich gegen Bayer. Der glyphosathaltige Unkrautvernichter „Lasso“ sei die Ursache von gesundheitlichen Problemen eines Landwirts, der das Produkt versehentlich eingeatmet hat. Das zeigt: Der Wirkstoff ist hochgiftig.

Klöckner blockiert den Glyphosat-Ausstieg

Die untersuchten Weine stammen von unterschiedlichen, zufällig ausgewählten Weingütern in Rheinland-Pfalz – der Heimat von CDU-Agrarministerin Julia Klöckner. Sie selbst kommt ebenfalls aus einer Winzerfamilie und war schon Weinkönigin in der Region. Immer noch zeigt sie sich gerne für Pressefotos zwischen Weinreben ihres Weinguts, bemüht ein naturverbundenes Image zu vermitteln. Doch statt sich an den Koalitionsvertrag zu halten und den Glyphosat-Ausstieg in Deutschland voranzutreiben, lässt sie im Alleingang ein weiteres glyphosathaltiges Pestizid zu.

Glyphosat muss endlich vom Acker

Im November 2018 hat Bundesumweltministerin Schulze (SPD) einen Plan vorgelegt: Glyphosat soll in Parks, Privatgärten und Naturschutzgebieten sofort untersagt werden. Auf den Äckern soll der Einsatz zunächst eingeschränkt und ab 2023 komplett verboten werden. Doch Agrarministerin Klöckner (CDU) ignoriert Schulzes Plan und lässt unverfroren Glyphosat weiter zu. Wir fordern: Glyphosat muss endlich von unseren Äckern verschwinden!

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16 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Das ist nämlich das Problem, es wird gegen alles gehetzt was Medienwirksam ist. Ich wende Glyphosat auch an wo es Sinn macht. Wenn ich auf einem Hektar mit 3 l Glyphosat einen besseren Effekt habe wie mit mechanischer Bodenbearbeitung bei der ich 40 l mehr Diesel auf der Fläche verbrenne. Noch dazu zerstöre ich das Bodenleben bei der Bearbeitung, aber das will ja keiner hören. Ein bearbeiteter Boden kann weniger schnell Wasser aufnehmen. Was mich aber total aufregt wenn Hobbygärtner und andere es auf befestigten Flächen anwenden und es beim nächsten Regen in den Gewässern landet. Dann waren es wieder die Landwirte. Aber die Steinwüsten müssen ja vom Grün befreit werden. Insektenschutz so zu sagen…

  2. Welche Weine wurden auf Glyphosat getestet und wieviel Glyphosat bzw. wieviele Abbauprodukte waren in den getesteten Weinen? Nennen Sie bitte Ross undReiter!
    Was kostet es eigentlich Wein auf Glyphosat zu untersuchen?

  3. Das meckern ist ja immer die eine Seite aber irgendwie muss ja die Wirtschaft auch funktionieren …. natürlich nicht um jeden Preis man sollte mit Hochdruck an alternativen arbeiten aber einfach so verbieten schwierig meiner Meinung nach

  4. Die Macht der Einfluss „unserer“ Wirtschaft dominiert und lenkt das Verbraucherverhalten und leider auch die Politik!
    Das muss sich politisch ändern – wenn die Parteien den Mut dazu hätten….
    w.k.

  5. Wenn sie es Echt meinen dann geben sie die Namen der Weine bekannt , an sonnsten ist es reine Zeitverschwendung und nur Scharfmacherei.

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