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Campact-Studie zeigt, wie sehr uns Online-Hass bedroht

Beleidigungen, Gewaltandrohungen, Diskriminierungen: Wie groß ist der Online-Hass in Deutschland? Wen trifft er am stärksten? Und wie verändert er Online-Debatten? Eine bundesweite Studie im Auftrag von Campact zeigt: Es braucht dringend politische Antworten.

Campact-Studie zu Hate Speech zeigt: 72 Prozent sorgen sich, dass durch Hass im Netz die Gewalt im Alltag zunimmt / Foto: picture alliance/dpa/Wolfram Steinberg
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Sommer 2019 in Deutschland: Der CDU-Politiker Walter Lübcke wird auf seiner Terrasse erschossen. In den Fokus der Ermittlungen rückt schnell Stephan E. – ein den Sicherheitsbehörden bekannter Rechtsextremer. Lübcke äußerte sich 2015 positiv zur Migrationspolitik der Bundesregierung – seitdem schwelte der Hass gegen ihn in den sozialen Medien. Hass und Hetze sind Alltag im Netz und betreffen uns alle, direkt oder als Mitleser*innen.

Hass hält nicht an Landesgrenzen

2018 hat Campact in Hessen eine Pilotstudie in Auftrag gegeben. Sie hat das Ausmaß von Hate Speech in Deutschland erahnen lassen. Hass im Netz macht jedoch nicht an Landesgrenzen Halt. Darum haben wir jetzt gemeinsam mit anderen Anti-Hate-Speech-Initiativen das Problem Hate Speech und seine Folgen bundesweit untersucht. Dafür haben wir in einer vom Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) durchgeführten Studie über 7.300 Menschen aus ganz Deutschland befragt.

Hier die komplette Studie einsehen
Zusammenfassung der Studienergebnisse

Die Ergebnisse

Hier sind die zentralen Ergebnisse – repräsentativ für ganz Deutschland:

1. Zielscheiben von Hass: Geflüchtete, Muslim*a und politisch Andersdenkende

Hass im Netz ist allgegenwärtig. Insgesamt 73 Prozent der Befragten im Alter von 18 bis 24 Jahren waren schon mit Hasskommentaren konfrontiert. Unter allen Befragten sind es 40 Prozent. Ziele sind vor allem Geflüchtete, Muslim*a, aber auch politische Entscheidungsträger*innen und politisch Andersdenkende.

2. Die Betroffenen: Depressionen als Folge von Hass im Netz

Etwa jede*r zehnte Bürger*in war schon einmal persönlich von Hasskommentaren im Netz betroffen. Diese Zahlen sind vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen signifikant höher: 17 Prozent der 18 bis 24-Jährigen berichten von persönlichen Erfahrungen mit Hate Speech. Und sie sind es auch, die am meisten darunter leiden: Die Hälfte der von Hate-Speech-Betroffenen in dieser Altersgruppe klagt über Depressionen als Folge von Hass und Belästigungen im Netz.

3. Die stillen Mitleser*innen: Wie der Hass das Verhalten im Netz verändert

„Hassbotschaften gefährden die Vielfalt im Internet, weil sie Menschen einschüchtern und verdrängen.“ Dieser Aussage stimmen drei von vier Internetnutzer*innen in Deutschland zu. Die Existenz von Verdrängungseffekten wird durch den Umgang mit Hassrede im Internet bestätigt: Etwa die Hälfte der Internetnutzer*innen gibt an, sich in Reaktion auf Hassrede im Internet seltener zu ihrer politischen Meinung zu bekennen (54 Prozent) und sich seltener an Diskussionen im Netz zu beteiligen (47 Prozent). Das bedeutet, dass Menschen durch Hassbotschaften systematisch aus Online-Diskussionen vertrieben werden. Darunter leiden die betroffenen Personen, der Meinungspluralismus im Netz und somit letztlich die demokratische (Diskurs-)Kultur.

Hate Speech bedroht die Meinungsvielfalt und damit unsere Demokratie

STRAFVERFOLGUNG IST LÄNDERSACHE

Staatsanwaltschaften, Polizei, Schulen sind Ländersache. Deshalb richten wir unseren Appell “Hate Speech im Netz stoppen” an die Landespolitiker*innen. Unsere Forderungen:

  • Landesweite Opferberatungsstellen zu Hass im Netz
  • Beauftragte für Hate Speech im Netz auf jeder Polizeidienststelle
  • Zentrale Ermittlungsstellen zu Hate Speech bei den Staatsanwaltschaften
  • Vereinfachte Klagemöglichkeiten
  • Schulungen für Lehrer*innen und Jugendliche im Umgang mit Hate Speech

4. Große Besorgnis um mehr Gewalt

Die Verrohung der Online-Debatten durch Bedrohungen, Diskriminierungen oder Verleumdungen kann auch zu einer Zunahme von Gewalt im Alltag führen. Fast drei Viertel der Befragten sorgen sich, „dass durch Aggressionen im Internet die Gewalt im Alltag zunimmt.“

5. Breite Zustimmung für unsere Forderungen

Die Studie bestätigt: Unsere Forderungen sind richtig und wichtig. Die massive Verbreitung von Hate Speech ist ein ernst zu nehmendes Problem. Es bedroht nicht nur Einzelne. Die Mehrheit der Menschen in Deutschland nimmt Hass und Hetze im Netz als ernst zu nehmende Gefahr wahr – für uns alle und für unsere Demokratie. 

Hier die komplette Studie einsehen
Zusammenfassung der Studienergebnisse

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Autor*innen

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11 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Es wird höchste Zeit, dass Menschen, die im Netz Hasskommentare posten, dafür juristisch zur Verantwortung gezogen werden. Bedrohung, Beleidigungen und Diskriminierung müssen im Netz genauso strafbar sein wie im richtigen Leben.

    Einige der Kommentatoren scheinen etwas zu verwechseln:

    wenn z.B. jemand sachlich kritisiert, dass Politiker über die Klimakrise reden, aber nichts konkretes tun, dann ist das eine Meinungsäußerung,

    Wenn dagegen andere Menschen aggressiv angreifen, ist das keine Meinungsäußerung.

    Beispiele:
    Die Morddrohungen gegen Journalist*innen und Politiker*innen.
    Kommentare, die Personen herabwürdigen, z.B. gegen Menschen mit Migrationshintergrund, die diese so darstellen als hätten sie hierzulande keine Rechte, und sollten irgendwohin zurück gehen.
    Kommentare in Fäkalsprache, sexistische Angriffe, und ähnliches.

    Wir müssen unser Grundgesetz ernst nehmen und die Freiheitsrechte gegen diese Aggressoren auch durchsetzen.

  2. Ich bin auch der Meinung, dass jeder einzelne im Netz in der Pflicht steht, das Problem zu lösen. Die Politik kann zwar wieder mit Gesetzen herkommen – es wird allerdings wieder Lücken geben, die genutzt werden.

  3. Wichtig ist vorallem das es keine einseitige Verurteilung gibt! Gerade auf Facebook bin ich entsetzt darüber das Hetze von Linksextremen überhaupt nicht gewertet wird – genauso wenig wenn es ums Thema Klimaschutz geht! Kritische Stimmen werden niedergebrüllt, diffamiert und verunglimpft! Es darf keine 2Klassengesellschaft geben beim Umgang mit Hass! JEDE Form davon muss geahndet werden und nicht nur eine Seite!

  4. Mich stört vor allem auch der hatespeech Der linken und rot-grünen gegen anders Denkende, daher bin ich mittlerweile emigriert als hochspezialisierter Arzt. Es ist zu viel von den intoleranten sogenannten Toleranten

  5. Bildung Aufklärung Erziehung zur Toleranz
    Menschenrechte
    Bitte schon in Grüße da Hüllen
    Kindergärten
    Kindgerecht
    U d in einfacher Sprache
    Beispuele
    Mehr selbst reflektier als Lern Ziele .
    Meine Brille muss erneuert werden ich soll jedoch vorher am grauen Star operiert werden
    Entschuldigung für Fehler aber da sehen Sie wie sehr oft an do gen Kritik geübt wird
    Ich de je d hin besser nicht schreiben ✍️ es könnten Fehler sich einschleichen doch es geht ja um den Inhalt nicht immer gleich kritisieren sonder das positive den Inhalt zu verstehen
    Ist die kunst die Sonne blendet mich zudem auch noch . Danke für Ihre gute Arbeit

  6. Auf vielen Internetportalen wird furchtbar gepöbelt, unabhängig von Herkunft oder politischer Einstellung. Solche Unflätigkeit, verbunden mit einer Emotionalisierung des Diskurses sowie ideologischer Verblendung (die dem jeweiligen ‚Gegner‘ nur das Schlechteste unterstellt und ihn zu entmenschlichen versucht), beschleunigt den Niedergang in die Barbarei – woran sich viele Medien, aber auch Organisationen wie Campact mit politischer Stimmungsmache (manche nennen es „Analyse“) in besonderem Maße beteiligen, und sich mitschuldig machen.
    Verstärkt wird die zivilisatorische Katastrophe durch den scharfen Kontrast zwischen Medienwirklichkeit und tatsächlichem Weltgeschehen. Immer häufiger werden Sachverhalte in ihrer Darstellung bis ins Gegenteil verdreht. Als gewissenhafter Kulturmensch kann man sich von diesen Verhältnissen nur distanzieren.

  7. Es gibt, und das ist nachgewiesen, unterschiedliche Hintergründe, warum Menschen Hass(botschaften) im Netz verteilen:
    – Geltungsbedürfnis
    – Minderwertigkeits-komplex
    – sich in der Gesellschaft benachteiligt fühlen
    – nicht ernst genommen werden und/oder nicht zu Wort kommen
    – das Urvertrauen im ersten Lebensjahr verloren (oft auch die Ursache für die o.g. Hintergründe).

    Durch gezielte Therapien können, wenn man/sie regelmäßig und bis zum Abschluss besucht, in den meisten Fällen positive Ergebnisse erreicht werden.
    Eine erfolgreiche Therapie führt zu zweierlei positiver Effekt:
    1. Der/die Geheilte fühlt sich besser, denn Hassen befriedigt bekannterweise nicht.
    2. Themen können sachlich diskutiert werden.

  8. Mit dem Geld, mit welchem die V – Leute bezahlt werden, könnte man dem Hate Speech massiv entgegenwirken. Für jeden Scheiß ist Kohle vorhanden, für die wirklich sinnvollen Dinge weigert man sich und findet immer wieder Ausreden. Nur mal ein Beispiel:
    Für das Militär werden unsummen an Geld ausgegeben, für den sozialen Wohnungsbau hingegen nichts oder nur verschwindend geringe Summen.
    Noch ein Beispiel: Für den BER – Flughafen in Berlin oder dem anderen Milliarden – Grab Stuttgart 21, werden seit Jahren unsere Steuergelder verbraten, während die Schulen, die Sporthallen, in der Pflege seit Jahrzehnten die Gelder fehlen. ES MUSS GANZ DRINGEND ETWAS GEÄNDERT WERDEN!

  9. Ihr mach es Euch einfach und sagt die Politik
    soll das Problem lösen,das Probelm sind wir
    doch selber,wenn wir mehr darauf achten
    würden was wir ins Internet stellen könnte
    man schon viel erreichen,habt Ihr schon mal
    darüber nach gedacht wie Eure Forderungen
    bezahlt werden sollen.

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