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Protest vom Waldrand bis nach Berlin

Am Dannenröder Wald und dem Verkehrsministerium in Berlin zogen mehr als 1.000 Menschen eine rote Linie: Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) muss die veralteten Autobahn-Pläne stoppen - und die schwarz-grüne Landesregierung von Hessen den Polizeieinsatz im Wald stoppen, damit der Wald gerettet wird.

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„Ich hätte niemals gedacht, dass wir so viele werden“, ruft Barbara Schlemmer aus dem nahe gelegenen Homberg begeistert. Um die Corona-Ansteckungsgefahr zu minimieren, hatte die lokale Initiative „Keine A49“ gemeinsam mit Campact nur Menschen direkt aus der Umgebung zur Menschenkette eingeladen. Gekommen sind weit mehr als 1.000 Menschen. Sie ziehen jetzt, rot gekleidet und mit roten Bändern zwischen sich, eine Linie vor dem Wald und fordern: Rodungsstopp jetzt! Danni bleibt!

Rote Linie gegen grüne Landesregierung

Der Andrang ist so groß, dass die roten Abstandsbänder, 1,5 Meter lang, nicht ausreichen. Sie sollen helfen, die Kette zu schließen und Abstand zu halten. Zwei ältere Frauen von der „Keine A49“-Initiative improvisieren gekonnt mit rot-weißem Flatterband.

Einige der Menschen fahren jedes Wochenende in den „Danni“. Sie bringen den Besetzer*innen in den Baumhäusern veganen Kuchen und warme Kleidung mit. Sie sind enttäuscht von ihrer Landesregierung. „Ich bin selbst bei den Grünen“, sagt Barbara Schlemmer. „Es macht mich so wütend, dass unser Verkehrsminister Tarek Al-Wazir lieber der CDU die Treue hält, als den Wald zu retten.“

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Ein von der Initiative „Keine A49“ in Auftrag gegebenes Gutachten hat gerade erst nachgewiesen, dass die Begründung von Al-Wazirs Ministerium für den Bau der Autobahn Fehler und Mängel aufweist. So wurde beispielsweise nur unzureichend geprüft, welche Gefahr für das Grundwasser im Dannenröder Wald vom Autobahn-Bau ausgeht. Es liefert das Trinkwasser für die gesamte Region. „Wir stehen hier heute, als Basis-Grüne und als Anwohner*innen, und stellen uns gegen dieses fahrlässige Autobahnprojekt“, sagt Barbara Schlemmer.

Der Protest reicht bis nach Berlin

Am gleichen Tag, zur gleichen Zeit,  fast fünfhundert Kilometer weiter nordöstlich: In zwei Reihen, penibel 1,5 Meter voneinander entfernt, stehen die Demonstrierenden vor dem Verkehrsministerium in Berlin. Bäume aus Pappe ergänzen die rot-weißen Kettenbänder zwischen den Menschen in der hinteren Reihe. Alle jubeln laut, als die Nachricht von der erfolgreichen roten Linie am Dannenröder Wald aus dem Lautsprecher tönt.

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Die Menschenkette in Berlin bringt den Protest vom Wald direkt zu dem Haus, in dem der Auftraggeber der Autobahn A49 sitzt: Andreas Scheuer, CSU. Der Bundesverkehrsminister könnte die Autobahn stoppen. Doch stattdessen fordert er weiterhin freie Fahrt für alle Raser*innen auf Autobahnen und treibt den Bau neuer Autobahnen voran. Heute machen wir Scheuer klar: Das ist völlig aus der Zeit gefallener Wahnsinn.

Geballte Entschlossenheit

Zurück nach Hessen zum Dannenröder Wald. In der Menschenkette am Waldrand herrscht geballte Entschlossenheit. All den rot gekleideten Menschen hier ist eigentlich klar: Es wird richtig schwer, vielleicht unmöglich, den Dannenröder Wald zu retten. Quer durch den gesunden Mischwald, eigentlich Vorzeigeprojekt nachhaltiger Forstwirtschaft in Hessen, soll die Autobahn 49 führen und Kassel mit Gießen verbinden. Aber alle hier wollen es versuchen.

Der Danni ist unsere Festung, hier stoppen wir die Rodung.

In den beiden Waldstücken nördlich und südlich des Dannis sind die Bäume schon gefallen. Jahrhundertealte Eichen, „Grandma“ wurde eine von ihnen genannt, liegen tot neben ihren mächtigen Stümpfen. Doch mit jedem Baum, der nördlich im Herrenwald fällt, wächst die Entschlossenheit bei den Aktivist*innen und den Anwohner*innen, den Dannenröder Wald jetzt erst recht zu schützen. „Den Herrenwald können Sie uns nehmen – aber der Danni ist unsere Festung, hier stoppen wir die Rodung“, sagt eine knapp 70-Jährige Frau aus dem nahegelegenen Stadtallendorf zu mir.

Bürger*innen schützen ihren Wald

Das zeigt: Es sind nicht nur überzeugte Klimaaktivist*innen, die den Danni retten wollen. Gemeinsam stehen hier am Waldrand mehr als 1.000 Menschen – Anwohner*innen, Familien mit Kindern, Landwirt*innen aus den umliegenden Dörfern. Sie geben einander ein Versprechen: Wenn die Kettensägen und Bulldozer auf den Danni zurollen, dann werden sie wieder hier stehen. Und den Wald schützen. Wer den Danni roden will, muss erst an diesen Bürger*innen vorbei.

Willst Du auch für den Danni aktiv werden? Dann unterzeichne unseren Appell an Bundesverkehrsminister Scheuer und Landesverkehrsminister Tarek Al-Wazir:

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Autor*innen

Lara Eckstein hat im Journalismus-Studium Interviews mit Überlebenden des Holocausts geführt und ist seitdem glühende Antifaschistin. Bei Campact arbeitet sie als Campaignerin vor allem zu Klimathemen; privat ist sie als stadtpolitische Aktivistin in Berlin im Einsatz. Hier bloggt sie zu Erinnerungspolitik und gegen das Vergessen. Alle Beiträge

1 Kommentar

Kommentare sind geschlossen
  1. Die besste Verkehrswende ist wenn wir alle
    zu Fuß gehen,oder mit dem Fahrad und der
    Pferdekutsche fahren würden dan braucht
    man auch keine Autobahn,einen Wald rettet
    man nicht mit einer Demo oder einer Besetzung
    sondern mit Gesprächen mit denn Bürgern und
    denn Politikern, wenn man einen Wald erhalten
    will sollte erst mal auf gereumt werden es gibt
    so viele wilde Müllablagerungen die von Leuten
    in der Natur einfach entsorgt worden sind aber
    da gegen Demonstriet keiner.

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