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5 Dinge, die Du als Ally tun kannst, um queere Menschen zu unterstützen

Schwule, Lesben, Nicht-Binäre und Trans-Personen sind weltweit Diskriminierung ausgesetzt – auch in Deutschland. Was Du tun kannst, um LGBTQIA+ zu unterstützen, erfährst Du hier.

Ein Mädchen mit Regenbogenrucksack steht vor protestierenden Menschen mit Schildern.
Ein Mädchen mit Regenbogenrucksack steht vor protestierenden Menschen mit Schildern. Foto: Andreas Gebert / Campact (CC BY-NC)

Heute, am 11. Oktober, ist internationaler „Coming-Out-Day“. Der Tag soll queere Personen – also zum Beispiel Schwule, Lesben, Bisexuelle oder Trans-Personen – dazu ermutigen, ihre Identität öffentlich zu zeigen. Die Initiator*innen des Tages erhoffen sich davon, dass so Vorurteile und Stereotypen gegenüber Queers abgebaut werden. Wer selbst eine queere Person kennt oder als Freund*in hat, ist oft toleranter und offener eingestellt.

LGBTQIA* ist eine zusammenfassende Abkürzung für die englischen Begriffe: lesbian, gay, bisexual, transgender/transsexual, queer/questioning, intersex, asexual. Übersetzt heißen sie: lesbisch, schwul, bisexuell, transgender/transsexuell, queer/fragend, intergeschlechtlich, asexuell. Das + funktioniert als Platzhalter für weitere Geschlechtsidentitäten.

„Queer“ wird oft als umfassender Begriff verwendet für alle, die sich nicht der heteronormativen Mehrheitsgesellschaft zugehörig fühlen – sondern einer queeren Community.

Denn es gibt ein Problem. Weltweit sehen sich Angehörige der LGBTQIA*-Community Diskriminierung, Unterdrückung und Benachteiligungen ausgesetzt. Und: In 69 Staaten wird Homosexualität strafrechtlich verfolgt, in 11 Ländern droht sogar die Todesstrafe für Lesben und Schwule. LGBTQIA* werden also nicht nur weltweit darin gehindert, ihre Persönlichkeit frei zu entfalten und ein unbeschwertes Leben führen zu können – in manchen Ländern ist es auch lebensgefährlich.

Dabei kann jeder dazu beitragen, mehr Gerechtigkeit und Offenheit zu sichern – als sogenannter „Ally“. Als Ally bist du ein*e Verbündete*r und zeigst Solidarität gegenüber Menschen aus marginalisierten Gruppen. Das ist ein wichtiges Mittel gegen Diskriminierung von LGBTQIA*, aber auch Schwarzen Menschen. Jede*r hat das Potenzial dazu, ein Ally zu sein. Wir geben Dir fünf Tipps mit, wie Du das angehen kannst.

1. Offenheit zeigen, zuhören – und eigene Privilegien kennen

Zuerst ist es wichtig, dass Du verstehst, wie die Welt zum Beispiel Schwule, Lesben und Trans-Personen sieht und mit ihnen umgeht – und was das mit ihnen macht. Höre ernsthaft zu, wenn Freund*innen oder Bekannte von eigenen Erlebnissen erzählen und versuche nachzuempfinden, wie es ihnen in solchen Situationen geht. Dazu gehört auch, sich ein grundlegendes Wissen über Begriffe und die Geschichte der LGBTQIA*-Bewegung anzueignen. Deine Freund*innen können dafür sicher auch eine gute Quelle sein – sie sind aber keine wandelndes Lexikon und es ist nicht ihre Aufgabe, Dir etwas beizubringen! Das Internet kann die meisten grundlegenden Fragen treffsicher und genau beantworten.

In Gesprächen oder bei der Recherche wirst Du wahrscheinlich feststellen: Deine Lebenswelt und deine Erfahrungen unterscheiden sich von der Deiner queeren Freund*innen. Das liegt an den unterschiedlichen Privilegien: Je nach Hautfarbe, Klasse, Erziehung, Bildung, körperlicher Befähigung und sexueller Orientierung kann es zum Teil erhebliche Unterschiede in den Erlebnissen von zwei Personen geben, die sich ansonsten sehr ähneln. Die eigenen Privilegien zu kennen kann Dir helfen, Diskriminierung zu erkennen.

2. Sieh Heterosexualität nicht als die Norm an

Nimm nicht an, dass alle Deine Freund*innen, Arbeitskolleg*innen oder auch Mitbewohner*innen heterosexuell sind. Auch die persönliche Identität lässt sich einer Person nicht ansehen, also zum Beispiel auch, mit welchen Pronomen sie angesprochen werden wollen. Zu sagen, Heterosexualität sei die „Norm“, heterosexuelle Personen hätten ein bestimmtes Aussehen und alles andere sei „abweichend“, ist eine Diskriminierung in sich und die Ausprägung einer heteronormativen Sichtweise. Vielleicht gibt es jemandem in Deinem Umfeld, der queer ist, aber sich bisher nicht getraut hat, das zu zeigen? Wenn Du signalisierst, dass Du eine offene und aufrichtig tolerante Denkweise pflegst, fühlt sich diese Person vielleicht auch irgendwann wohler, mit Dir über die eigene Identität zu sprechen.

3. Konfrontiere Deine eigenen Vorurteile

Ein Ally zu sein bedeutet auch, dass Du wahrscheinlich erstmal Deine eigenen Vorurteile oder Stereotypen erkennen und anfechten musst. Dazu zählt auch: Mache Dir bewusst, was Du zum Beispiel für Witze erzählst (auf wessen „Kosten“ sie gehen), wie Du über andere Personengruppen denkst und sprichst und von was Dein erster Eindruck, den Du von einer Person hast, beeinflusst wird. Gehen die Gedanken auf Aussagen der Person und tatsächliche Erfahrungen mit ihr zurück, oder nimmst Du etwas an, weil es als bestimmtes Bild in Deinem Kopf verankert ist? Die eigenen Vorurteile zu erkennen und auszuhebeln ist nicht einfach – und Du wirst mit Sicherheit Fehler machen. Wenn Du zum Beispiel merkst, dass ein Spruch oder Witz, den Du gerade gemacht hast, Personen verletzen oder diskriminieren könnte, ist das ein Anfang. Entschuldige Dich, nimm dieses Erlebnis mit für Dich mit und arbeite weiter daran, aufmerksam zu sein.

4. Sei Dir bewusst: Sprache ist relevant!

Und wenn wir bei Aussagen sind, sind wir schon bei einem wichtigen Teil menschlicher Kommunikation: Sprache. Es macht einen Unterschied, wenn Sprache inklusiv ist. Gendergerechte Sprache ist eine wichtige Form der Repräsentation – wer sind nicht angesprochen fühlt, fühlt sich auch nicht einer Gruppe zugehörig. Deswegen gendern mittlerweile viele Behörden, Unternehmen und Institutionen in ihren Schreiben. Aber auch in der persönlichen Kommunikation kann inklusive Sprache einen Unterschied machen. Genderneutrale Begriffe helfen Dir, Unterhaltungen offener zu gestalten und damit auch ein offenes Gesellschaftsbild zu repräsentieren. Frage nach und respektiere, wie Personen angesprochen werden möchten. Wenn jemand seinen Spitznamen ändert, wird das meist ohne Zögern akzeptiert. Gewählte Pronomen oder ein neuer Name sollten da nicht anders behandelt werden.

5. Ally ist nicht nur eine Selbstbezeichnung, sondern auch eine Handlung!

Feedback zu unseren Beiträgen lesen wir gerne hier: blog@campact.de

Von sich selbst zu sagen, man ist ein Ally, ist erstmal einfach – wenn den Worten keine Taten folgen, ist das aber auch nur ein schöner Orden, den man sich selbst verliehen hat. Unterdrückung und Diskriminierung werden durch solche Begriffe allein nicht weniger. Um ein effektiver Ally zu sein, ist es wichtig, dass Du Ungerechtigkeiten öffentlich ansprichst, Unterstützung zusicherst – und dann auch leistest! Zum Beispiel, indem Du aktiv Gegenrede leistest, wenn in Deinem Umfeld, zum Beispiel bei Familie, Freund*innen und Bekannten, diskriminierende Aussagen wiederholt, verletzende Witze gemacht und so schädigende Stereotype weiter befeuert werden. Wollen wir Unterdrückung aufzeigen, beseitigen und eine weltoffene Kultur fördern, braucht es uns alle als Gesellschaft. Geh als Ally als gutes Beispiel voran – damit kannst Du schon heute anfangen.


Du kannst die LGBTQIA*-Community bei ihrem Einsatz für mehr Gerechtigkeit und Schutz, zum Beispiel vor Hassrede und Anfeindungen, direkt unterstützen: Eine Petition auf WeAct, der Petitionsplattform von Campact, setzt sich genau dafür ein.
Unterzeichne auch Du jetzt die Petition an die Bundesregierung!

Hier Petition für mehr Schutz von LGBTQIA* unterzeichnen
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Autor*innen

Linda Hopius hat Wissenschaftsjournalismus, Politikwissenschaft und Philosophie studiert. Als freie Journalistin schreibt sie zu den Themen Umwelt und Naturschutz. Dazu arbeitet sie als Naturmentorin in der Natur- und Erlebnispädagogik und berichtet darüber auf ihrem Instagram-Kanal @lindasnaturgeschichten. Für Campact arbeitet sie seit 2024 als freie Redakteurin. Alle Beiträge

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