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Sprache im Wandel: Inklusion und Pronomen

Er, Sie, Zie – unsere Worte besitzen eine immense Kraft, sie können Barrieren abbauen und inklusiv sein. Und schon ein einfaches „Hallo“ kann dabei helfen.

Ein Mensch hält ein Schild hoch auf dem steht: Hallo, meine Pronomen sind ....
Sprache inklusiv gestalten – das heißt auch, auf die richtigen Pronomen zu achten / Foto: Alexander Grey, Unsplash

Die AfD erlebt ein Umfragehoch und laut CDU-Chef Friedrich Merz ist das Gendern daran schuld. Natürlich ist das total absurd. Dennoch trifft Merz auch einen Punkt: Gendern ist umstritten und es gibt viele Menschen, auch vermeintlich progressive, die es ablehnen zu gendern. 

Die Gegner des Genderns

Gendersternchen und die Parteien 

In Dokumenten der Grünen wird bereits seit 2015 gegendert, um inter- und transgeschlechtliche Personen einzubeziehen. Zur Bundestagswahl 2021 nutzten die Grünen, SPD und Linke in ihren Wahlprogrammen das Sternchen. Gendern als extra Punkt, gab es nur im Wahlprogramm der AfD, die sich von der vermeintlichen „Gender-Ideologie“ abgrenzen wollte. Im Koalitionsvertrag von SPD, Grüne und FDP wird der Genderstern nicht genutzt.

Oftmals sind es vor allem die Gegner*innen vom Gendern, die extrem viel darüber reden. So kam die Diskussion auch 2020 in Fahrt. Als das Bundesjustizministerium – damals noch unter Christine Lambrecht (SPD) – einen Gesetzentwurf im generischen Femininum vorlegte, forderte das Innenministerium unter Horst Seehofer (CSU) eine juristische Untersuchung – aus Sorge, das Gesetz könne nur Frauen betreffen. So entwaffnen sich die Gegner des Genderns regelmäßig selbst. Denn, so ihr Hauptargument gegen das Gendern, beim generischen Maskulinum seien immer alle mitgemeint. Warum sollte es beim generischen Femininum anders sein?!   

Sprache schafft Wirklichkeit

Längst ist klar: Sprache vermittelt Werte und beeinflusst die Wahrnehmung. Sie kann ausschließend oder inklusiv sein. Es gibt genug Untersuchungen, die belegen, dass sich Mädchen eher Berufe wie Feuerwehrfrau oder Experimentalphysikerin zutrauen, wenn sie sprachlich von Beginn an miteinbezogen wurden. Und es gibt eben genug Menschen, die sich weder von der weiblichen noch von der männlichen Bezeichnung angesprochen fühlen. 

Gendern bei Campact

Wenn wir als Campact dazu einladen, einen Appell zu unterzeichnen oder auf eine Demo zu kommen, dann möchten wir, dass sich alle Menschen angesprochen fühlen: Frauen, Männer und Menschen, die sich keiner dieser beiden Kategorien zuordnen. Deswegen nutzen wir den Genderstern. Das Sternchen (Asterisk) steht zwischen Wortstamm und weiblicher Endung – und macht neben der weiblichen und der männlichen auch nicht-binäre und diverse Personen typografisch sichtbar. 

Als Bestandteil eines Wortes wurde das Sternchen erstmals in den 1990er-Jahren in der Bezeichnung trans* von der LGBT-Community genutzt. Während das Sternchen am Anfang vor allem im universitären Kontext genutzt wurde, wird es mittlerweile auch immer mehr in öffentlichen Verwaltungen und Institutionen eingesetzt. 

Genderstern, Doppelpunkt oder Unterstrich?

Ob Sternchen, Doppelpunkt oder Unterstrich: Es gibt verschiedene Ansätze, um sprachlich alle Menschen einzubeziehen. Sie haben alle ihre Vor- und Nachteile. Was für Campact für den Genderstern spricht: Er ist inklusiv, erhaben und ein wichtiger Vorteil: Viele andere Medien nutzen ihn auch – das ist gut, weil Menschen sich so schneller an ihn gewöhnen und ihn eventuell als weniger störend beim Lesen empfinden. 

Sprache inklusiv gestalten

Doch auch über das Sternchen hinaus lässt sich Sprache inklusiv gestalten. Statt von Wählerverzeichnis kann man beispielsweise vom Wahlverzeichnis sprechen. Statt von Expertenwissen von Fachwissen. Statt von anwenderbezogen, von praxisbezogen. Es gibt in vielen Fällen eine einfache Formulierung, die ohnehin alle Menschen einbezieht. Das ist lesefreundlich und kann auch hilfreich für Menschen sein, die eine Vorlese-Software nutzen. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband spricht sich beispielsweise in erster Linie für textliche Lösungen aus – etwa: Team statt Mitarbeiter*innen.  

Genderneutrale Pronomen

Das Schöne an Sprache ist, sie ist eben keine höhere Mathematik. Sprache ist wandelbar. Das zeigt sich auch bei der Wahl der Pronomen, die im Umgang mit anderen Menschen eine große Rolle spielen. Immerhin ermöglichen sie es, auf Personen oder Gegenstände hinzuweisen, ohne den Namen zu nennen. 

Heutzutage gibt es eine Vielzahl geschlechtsneutraler Pronomen, die für Menschen jeden Geschlechts genutzt werden können. Für viele sind die geschlechtsneutralen Pronomen jedoch noch ungewohnt und oftmals sind sie auch etwas knifflig, da sie nicht immer grammatikalisch korrekt sein müssen. 

Gendersensible Kommunikation

Wenn Du geschlechtsneutrale Pronomen verwendest, dann ist es wichtig, dass Du Dich klar ausdrückst und Deinem Gegenüber erklärst, warum Du sie verwendest. Es gibt aber auch viele Fälle, in denen Du Pronomen einfach vermeiden kannst, solange Du nicht weißt, welchen Pronomen sich Dein Gegenüber zugehörig fühlt. Statt „Liebe“ oder „Lieber“ kannst Du Deine E-Mail mit einem freundlichen „Hallo“ beginnen. 

In neuen Gesprächsrunden kann es helfen, wenn Du Dich selbst mit Deinen Pronomen vorstellst. Menschen, die sich eben nicht den klassischen Pronomen „er“ oder „sie“ zugehörig fühlen, kann es dann einfacher fallen, die eigenen Pronomen zu nennen oder eben auch klarzumachen, dass man sich noch darüber unklar ist. 

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Autor*innen

Vera Kuchler arbeitet seit 2017 als Redakteurin bei Campact. Die ausgebildete Soziologin und gelernte Journalistin beschäftigt sich im Blog vor allem mit dem Thema „Arbeit und Geschlecht“. Alle Beiträge

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