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Auf dem Rückzug

Messungen und Umfragen zeigen: In den großen deutschen Städten geht der Autoverkehr zurück. Doch damit die Mobilitätswende gelingt, müssen die Angebote stimmen.

Rückwärtstrend: Der Autoverkehr nimmt ab. Ist das der Anfang dieser Mobilitätswende?
Eine leere Autobahn Richtung Berlin – ist das die Zukunft? Foto: IMAGO / Future Image

Sind Autos auf dem Rückzug? In der Hauptstadt ist im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 (also vor der Pandemie) die Zahl der Autos auf den Straßen um 14 Prozent zurückgegangen. In Hamburg waren es immerhin 7 und in München 5 Prozent. Dazu passt der Trend auf Autobahnen und Bundesstraßen: Dort ist im gleichen Vergleichszeitraum der Verkehr um 7 Prozent zurückgegangen. 

Autoverkehr ist rückläufig

Klimafreundlich, unkompliziert und günstig mit Bus und Bahn unterwegs sein – das bedeutet das 49-Euro-Ticket für Millionen Menschen in Deutschland.
49-Euro-Ticket retten: Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) will die nötigen Finanzmittel für das Erfolgsprojekt nicht mehr bereitstellen.

Sogar beim Autobesitz gab es einen Rückgang: In Hamburg stagniert nach Angaben der Hamburger Verkehrsbehörde die Zahl der Pkw, obwohl die Bevölkerung um 40.000 Einwohner*innen gewachsen ist. Der Radverkehr ist dafür seit 2019 um ein Drittel gestiegen. Doch was klingt wie der Anfang von einem positiven Trend, nach einem wichtigen Schritt der Mobilitätswende, ist vielleicht gar keiner. Das jedenfalls lässt eine Umfrage befürchten.

Das Auto bleibt

In einer Umfrage des ADAC glaubten 11 Prozent der Befragten, dass sie in fünf Jahren ihr Auto häufiger nutzen werden. 17 Prozent gehen von einer Reduzierung aus. Beim Nahverkehr glauben 9 Prozent, dass sie ihn weniger benutzen, aber 21 Prozent, dass sie ihn mehr nutzen werden. Bei der Bahn ist es mit 9 Prozent zu 17 Prozent ähnlich, ebenso beim Rad mit 5 Prozent zu 20 Prozent. 

Ja, auch das klingt erst einmal positiv. Aber dann: 85 Prozent der Menschen, die ein Auto haben, gehen davon aus, dass sie es in fünf Jahren immer noch haben. Die meistgenannten Gründe dafür: Unabhängigkeit, Bequemlichkeit, Schnelligkeit und Zuverlässigkeit. Und das ist der entscheidende Punkt. Wenn Menschen glauben, das alles nur mit ihrem Auto haben zu können, weil schnelle Radwege nicht vorhanden sind, die Bahn zu oft nicht fährt oder der Bus immer überfüllt ist, werden sie sich davon nicht trennen.

Die FDP sabotiert die Mobilitätswende

Fazit: Die Menschen wollen mehr für den Klimaschutz tun und sind bereit, sich zu verändern, aber sie brauchen auch gute verlässliche Alternativen. Mit höheren Steuern auf Kraftstoffe oder fürs Parken kann man die Menschen stärker für die Kosten des Autofahrens heranziehen: CO₂-Ausstoß, Lärm, Flächennutzung. Aber wenn man sie dauerhaft vom Autofahren abbringen will, muss ein attraktiver Ersatz her. Doch genau dafür gibt die Ampel, besser gesagt die FDP, zu wenig Geld aus.

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Verkehrswende in Gefahr: Christian Lindner plant drastische Einschnitte bei der Förderung für Radverkehr.

Weil Finanzminister Lindner die schwarze Null wichtiger ist als dringend notwendige Investitionen in die Zukunft der Automobilität, hat die Regierung beim Ausbau der Radwege die Mittel auf 400 Millionen Euro gekürzt – 600 Millionen Euro weniger als benötigt. Bei der Bahn klafft eine enorme Lücke von 18 Milliarden Euro. Und das Prestige-Projekt der FDP, das 49-Euro-Ticket, will FDP-Verkehrsminister Wissing über das Jahr 2023 nicht mehr ausreichend finanzieren – obwohl er es gerne als „Riesenerfolg“ gelobt hat. 

Den Messungen und Umfragen nach sind viele Menschen offen und bereit für die Mobilitätswende; die FDP ist es leider nicht.

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Autor*innen

Matthias Flieder ist studierter Geisteswissenschaftler und seit 2017 Campaigner bei Campact. Nachdem er zuvor für Greenpeace hauptsächlich für Klima- und Umweltschutz aktiv war, versucht er jetzt in allen Politikfeldern progressive Politik voranzubringen. Für den Campact-Blog schreibt er über die Freuden und Leiden des Fahrradfahrens und die deutsche Verkehrspolitik. Alle Beiträge

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