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Diese 8 Fakten zeigen, warum Glyphosat verboten werden muss

Es ist giftig, gesundheitsgefährdend und schlecht für die Umwelt: Glyphosat. Ende 2023 sollte das Pflanzengift endgültig von unseren Äckern verschwinden – doch die EU will es für zehn weitere Jahre zulassen. Diese acht Fakten zeigen, warum Deutschland das verhindern muss.

Die Glyphosat-Hersteller beteuern immer wieder, das Pflanzengift sei nicht gefährlich. In der Öffentlichkeit kursieren allerlei Fehlinformationen und Halbwahrheiten zu dem Pestizid – sei es zu Gesundheitsgefahren oder Gefährdung der Umwelt. Es ging sogar schon so weit, dass die für die Risikobewertung zuständigen Behörden wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse ignorierten. Dazu beriefen sie sich auch noch zu einem großen Teil auf geheime Studien der Hersteller. Dabei gibt es genug wissenschaftliche Erkenntnisse zu Glyphosat, die belegen, dass das Pflanzengift gefährlich ist. Wir haben hier die acht wichtigsten Fakten zusammengestellt.

Campact fordert mit einem Appell: Keine Wiederzulassung von Glyphosat

Glyphosat endlich verbieten 

Die EU will das Ackergift für weiter 10 Jahre zulassen. Die Bundesregierung muss jetzt dafür sorgen, dass der Bienenkiller endlich verboten wird.

#1 Glyphosat erhöht beim Menschen das Risiko an Lymphdrüsenkrebs zu erkranken

Epidemiologische Studien aus Kanada, den USA und Schweden zeigen bei Anwendern von Glyphosat ein erhöhtes Risiko, an Lymphdrüsenkrebs (Non-Hodgkin-Lymphom) zu erkranken. Ein Beispiel ist die Studie von Erikson und Koautoren (2009) für die 910 Patienten mit Non-Hodgkin-Lymphomen und 1016 Vergleichspatienten befragt wurden. Die Untersuchung zeigte eine Verdoppelung des Erkrankungsrisikos, nachdem sie Glyphosat ausgesetzt waren. Die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation WHO (S. 16-28, 75-76) hat sämtliche öffentlich zugänglichen Studien systematisch ausgewertet. Die Krebsforscher kommen zu dem Schluss, dass die Erhöhung von Non-Hodgkin-Lymphomen mit hoher Wahrscheinlichkeit darauf zurückzuführen ist, dass die Erkrankten Glyphosat gebrauchten.

So wie bei dem ehemaligen Hausmeister Dewayne Johnson. Er leidet seit 2014 an tödlichem Lymphdrüsenkrebs und macht den Kontakt mit Glyphosat dafür verantwortlich – darum forderte er Schadensersatz von Monsanto. 2018 gab ihm ein Gericht in Kalifornien Recht und verurteilte Bayer-Monsanto zu einer Zahlung von 285 Millionen Dollar. Die Summe wurde später auf 21 Millionen Dollar reduziert, der Schuldspruch blieb.

#2 Im Futter bei Mäusen und Ratten führt das Pestizid zu steigenden Krebsraten

Die Krebsforschungsagentur der WHO (S. 30-41, S. 76) listet mehrere Studien an Mäusen und Ratten auf, die einen Anstieg von Tumoren belegen, nachdem ihnen Glyphosat gegeben wurde. Auch fünf Langzeitstudien an Mäusen (Monsanto 1983, Cheminova 1993, Arysta 1997, Adama 2001, Nufarm 2009) zeigen einen Anstieg bösartiger Tumore an Nieren, Lymphdrüsen und Blutgefäßen bei steigender Glyphosat-Gabe. Sie wurden von den in der Glyphosate Task Force zusammengeschlossenen Herstellern im Jahr 2012 bei den deutschen Zulassungsbehörden eingereicht. Dieses Ergebnis wurde aber von den Zulassungsbehörden systematisch falsch interpretiert.

#3 Glyphosat ist genotoxisch – es schädigt das Erbgut

Die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation listet zahlreiche Studien (S. 45-74, S. 76-78) auf, die einen erbgutschädigenden (genotoxischen) Effekt von Glyphosat belegen. Dabei handelt es sich um Studien mit Glyphosat-exponierten Personen, Laborstudien mit menschlichen Zellen und Studien mit Tieren sowie Tierzellen. Bei genotoxischen Stoffen kann die Wissenschaft keinen Grenzwert angeben, unterhalb dessen Rückstände ohne Gefahr sind. Aus diesem Grund fordert auch der Deutsche Ärztetag ein Glyphosat-Verbot.

#4 Glyphosat bewirkt Missbildungen bei Embryonen von Fröschen und Hühnern

Der Wissenschaftler Andrés Carrasco und sein Team verabreichten Frosch- und Hühnerembryonen stark verdünntes Roundup (ein glyphosathaltiges Pestizid von Monsanto) und Glyphosat. Selbst in sehr niedriger Dosierung stellte die Studie starke Missbildungen an den Embryonen fest. Die Wissenschaftler*innen befürchten, dass das Pestizid auch menschliche Embryonen schädigen könnte – insbesondere in Anbaugebieten mit hoher Exposition der Bevölkerung. In Argentinien wird Glyphosat in großen Mengen beim Anbau von Gensoja gespritzt. Aus den betroffenen Dörfern wird über einen Anstieg von Fehlgeburten und Missbildungen bei Neugeborenen berichtet.

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#5 Artenvielfalt in Gefahr

Glyphosat ist ein Totalherbizid und wird vor der Aussaat oder kurz vor der Ernte verwendet, um diese zu erleichtern. Sprich: Das Pestizid tötet alle Pflanzen auf einem Acker – und führt daher zu einem starken Rückgang von Ackerwildkräutern. Dadurch wird die Nahrungsgrundlage für zahlreiche Insekten und Vögel gefährdet. Einer Studie des Umweltbundesamtes zufolge ist Glyphosat – gemeinsam mit anderen Pestiziden – eine wesentliche Gefährdungsursache für Feldvögel wie Rebhuhn, Goldammer und Feldlerche. Gravierend sind auch die Auswirkungen von Glyphosat auf den Bestand von Amphibien, wie zum Beispiel Fröschen oder Kröten. So zeigt zum Beispiel die Studie von Rick A. Relyea (2009) die tödliche Auswirkung von Roundup auf Kaulquappen.

#6 Glyphosat fördert die Entstehung von resistenten Superunkräutern

Die großflächige und häufige Anwendung von glyphosathaltigen Pestiziden führt zur Entstehung von Resistenzen – sogenannte Superunkräuter entstehen. Am größten ist dieses Problem in den USA, wo im großen Stil gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut werden, die gegen Glyphosat resistent sind. Weil sich resistente Unkräuter immer weiter ausbreiten, steigt der Pestizideinsatz stark an.

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#7 Als endokriner Disruptor greift es in unser Hormonsystem ein

Endokrine Disruptoren sind hormonaktive Substanzen, die durch Veränderung des Hormonsystems unsere Gesundheit schädigen können. Mehrere Studien zeigen, dass auch Glyphosat in unser Hormonsystem eingreift (Gasnier et al. 2009, Richard et al. 2005Thongprakaisang et al. 2013). Frankreich hatte 2017 wegen der Wirkungen auf das Hormonsystem beschlossen, glyphosathaltige Pestizide zu verbieten – selbst wenn das Totalherbizid in der EU zugelassen bleiben sollte. Davon ist Frankreich mittlerweile abgerückt und strebt nun eine europäische Lösung an. Seit Januar 2019 dürfen aber französische Hobbygärtner Glyphosat nicht mehr verwenden.

#8 Die Risikobewertung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit beruht auf unvollständigen Daten

Trotz all dieser wissenschaftlichen Belege zur Gefährlichkeit von Glyphosat, haben die zuständigen Behörden (das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung BfR und die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA) das Unkrautvernichtungsmittel als ungefährlich eingestuft.

Dafür wird die EFSA von Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace scharf kritisiert. Denn bei ihrer aktuellen Bewertung aus dem Juli 2023 musste die EFSA zugeben, dass die Bewertung des Ernährungsrisikos und die Risiken für Wasserpflanzen aufgrund unvollständiger Daten nicht abgeschlossen werden konnten.

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Anmerkung der Redaktion: Dieser Beitrag ist erstmalig am 9. Januar 2019 erschienen. Da die EU das Ackergift für weitere zehn Jahre zulassen will, haben wir den Beitrag aktualisiert und erneut veröffentlicht. 

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Autor*innen

Matthias Flieder ist studierter Geisteswissenschaftler und seit 2017 Campaigner bei Campact. Nachdem er zuvor für Greenpeace hauptsächlich für Klima- und Umweltschutz aktiv war, versucht er jetzt in allen Politikfeldern progressive Politik voranzubringen. Für den Campact-Blog schreibt er über die Freuden und Leiden des Fahrradfahrens und die deutsche Verkehrspolitik. Alle Beiträge

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