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Die Akte Natenom: Fahrradfahrer im Visier

Die Verkehrswende ist politisch gewollt, doch die Politiker*innen tun nicht viel dafür. Wie gefährlich es für Radfahrer*innen in Deutschland ist, beweist auf tragische Weise der Tod eines Menschen, der das ändern wollte.

Das Foto zeigt die Gedenkstätte für "Natenom" Andreas Mandalka. Zu sehen sind ein sogenanntes Geisterrad, Trauerkerzen und Blumen an der L 574 bei Schellbronn.
Gedenkstätte für "Natenom" Andreas Mandalka mit Geisterrad, Trauerkerzen und Blumen an der L 574 bei Schellbronn. Foto: Mussklprozz via WikiMedia (CC BY-SA 4.0)

Andreas Mandalka ist tot. Unter dem Pseudonym Natenom setzte sich der Fahrradblogger für die Rechte von Radfahrer*innen ein. In seinem Blog und in sozialen Medien berichtete er über seine Erfahrungen als Radfahrer und machte so auf die mangelnde Sicherheit von Radfahrer*innen im Straßenverkehr hin – insbesondere auf den oft nicht eingehaltenen Abstand beim Überholen. Ende Januar war er in einen Verkehrsunfall verwickelt und verstarb noch am Unfallort.

Matthias Flieder ist Campaigner bei Campact. Im Blog schreibt er zum Thema Verkehr. Lies hier alle seine Beiträge.

Sicherheitsabstand? Fehlanzeige.

Was viele nicht wissen – oder auf jeden Fall nicht berücksichtigen: Nach der Straßenverkehrsordnung müssen Autofahrer*innen beim Überholen von Radfahrer*innen einen Abstand von 1,5 Meter innerorts und 2 Metern außerorts einhalten. Du wusstest das auch nicht? Kein Wunder, schließlich halten sich daran nur die wenigsten und geahndet wird es auch kaum. Auch deswegen können Autofahrer*innen, die Radfahrer*innen als Hindernis wahrnehmen, mit absichtlich gefährlichen Überholmanövern Menschen auf dem Rad einschüchtern, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen. Für Radfahrende ist das aber lebensgefährlich.

Mehr Tote im Radverkehr

Seit 2013 geht der Trend bei den Verkehrstoten im Radverkehr wieder nach oben. Radfahrende sind die schwächeren Verkehrsteilnehmer im Vergleich mit Autos und LKW und müssen sich vor allem selbst um ihre Sicherheit kümmern. Doch die Möglichkeiten sind begrenzt. Andreas Mandalka trug immer eine gelbe Warnweste und nutzte teilweise Poolnudeln oder Ähnliches als Abstandshalter. Dennoch erfasste ihn am 30. Januar ein 77-jähriger mit seinem Auto so schwer, dass er an den Folgen des Unfalls starb.

Er forderte seit Jahren die Einhaltung unserer Gesetze auf der Strecke, auf der er nun getötet wurde.

@KresseMax auf X (ehemals Twitter)

Die Politik tut zu wenig

Der beste Schutz für Radfahre*innen ist eine gute Fahrradinfrastruktur. Doch obwohl alle in der Politik die Straßen sicherer machen wollen, tun sie viel zu wenig dafür. Mehr sichere Tempo 30 Zonen in deutschen Städten? Nicht möglich, weil der Bundesrat die Reform des Straßenverkehrsgesetzes unter einem Vorwand Ende 2023 verhindert hat. Mehr Geld für sichere Radwege? Keine Chance, weil die Ampel-Regierung hier viel weniger Geld in die Hand nimmt als notwendig – was auch schon über 175.000 Menschen in einem Campact-Appell kritisiert haben. Das ist gefährlich und wird die dringend nötige Verkehrswende weiter verzögern.

Ein Fahrradweg, auf dem das Fahrrad-Symbol durchgestrichen ist
Foto: IMAGO/ xThomasxTrutschelx

Schließe auch Du Dich Zehntausenden Menschen an und unterzeichne den Appell an die Bundesregierung für mehr Sicherheit im Straßenverkehr.

Mehr Verbesserungen: Eine langwierige Herausforderung

Der Kampf, den Andreas Mandalka gekämpft hat, wird noch lange gekämpft werden müssen. Das ist traurige Realität – genauso wie die Schändung der Gedenkstätte am Ort seines Unfalls nur einen Tag, nachdem 500 Menschen ihm dort gedacht hatten. Das macht deutlich: Radfahrende müssen nicht nur um bessere Gesetze und Geld, sondern auch um Akzeptanz kämpfen.

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Autor*innen

Matthias Flieder ist studierter Geisteswissenschaftler und seit 2017 Campaigner bei Campact. Nachdem er zuvor für Greenpeace hauptsächlich für Klima- und Umweltschutz aktiv war, versucht er jetzt in allen Politikfeldern progressive Politik voranzubringen. Für den Campact-Blog schreibt er über die Freuden und Leiden des Fahrradfahrens und die deutsche Verkehrspolitik. Alle Beiträge

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