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Zwischen Postkasten und Telefonzelle

Große Dramen, leise Treffen und witzige Momente: In 20 Jahren Campact hat das Team einiges erlebt – und will das zum Geburtstag mit Euch teilen.

Campact-Aktion im Jahr 2013: Weil der Schauspieler ausfällt, springt ein Campact-Mitarbeiter ein und mimt den Immobilienmakler bei einer Aktion gegen überteuerte Mieten – und preist eine Telefonzelle als Wohnraum an.
Plötzlich Immobilienmakler: Nur eine von vielen Anekdoten aus 20 Jahren Campact. Foto: Andreas Bock / Campact

Progressiv oder rechtsextrem?

In unserem Postkasten in Verden kommen etliche liebe Grüße an, gerade zum Ende des Jahres. Klar: Nicht alle mögen Campact und manchmal ist auch garstige Post darunter. Schon beim Absender ist meist klar, was auf uns zukommt. Umso verdutzter schaute der Kollege Nils, als ihm die freundliche Weihnachtskarte einer AfD-Landtagsfraktion in die Hände fiel. „Ich glaube, sie kam aus Sachsen-Anhalt oder Brandenburg. Die haben sich ganz nett für die gute Zusammenarbeit bedankt und uns viel Erfolg für das kommende Jahr gewünscht. Dann hat es geklickt: Wahrscheinlich war die Karte gar nicht an uns gerichtet, sondern sollte an Compact gehen.“

Verwechslungen mit dem rechtsextremen Magazin, von dem sich Campact grafisch nur in einem Vokal unterscheidet, gibt es übrigens eine Menge. In den sozialen Medien wird Campact abwechselnd dafür gelobt, dass es jetzt auch mal vernünftige Forderungen stellt – oder für eine progressive Kampagne gerügt. Dass aber eine AfD-Fraktion den Unterschied nicht kennt, überrascht auch uns.

Das Herz von Campact

In der Adventszeit spielt auch die Geschichte von Campact-Mitarbeiterin Marlena. „Es war kurz vor Weihnachten, als ich einen unserer langjährigen Spender besuchte, irgendwo in Norddeutschland. Den älteren Herrn nenne ich hier Bernhard. Wir saßen in seiner Küche bei einer Tasse Beuteltee. Bernhard erzählte mir von seiner Frau, die im Altersheim lebt. Jeden zweiten Tag besucht er sie. Seine Augen füllten sich mit Tränen und seine Stimme zitterte, als er von den gemeinsamen Jahren sprach.“ Noch viel später erinnert sich Marlena gerne zurück an die Begegnung mit Bernhard, an das, was er erzählte und was ihm wichtig ist. 

„Bernhard ist ein Mensch, der nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten zeigt, was ihm wichtig ist. Seine Spenden an Campact sind ein Ausdruck davon. Er glaubt an die Kraft der Gemeinschaft, an die Veränderung, die wir gemeinsam bewirken konnten. Für mich war dieser Besuch mehr als nur ein Treffen mit einem Spender. Es war eine Begegnung mit einem Menschen, der die Arbeit von Campact erst möglich macht. Menschen wie Bernhard sind das Herz von Campact, und ich fühlte mich geehrt, dass ich ihn kennenlernen durfte. Und so verließ ich Bernhards Haus mit einem Lächeln im Gesicht. Sein Besuch hatte mir gezeigt, dass unsere Arbeit nicht nur aus Zahlen und Kampagnen besteht, sondern aus den Geschichten der Menschen, die dahinter stehen. Für ihn war es, hoffe ich, ein schöner Besuch. Und für mich war es eine Erinnerung daran, warum ich jeden Tag bei Campact arbeite. Danke, Bernhard.“

Schreck im Urlaub

„Ich hab ja bei Campact schon viel erlebt, aber eine Sache, die hab ich nur aus der Ferne erfahren“, verrät Björn, der schon seit 18 Jahren für Campact arbeitet. „Und das war ausgerechnet einer der heftigsten Momente in der Campact-Geschichte. Ich war im Urlaub und las auf dem Handy den Weser-Kurier. Es gab einen Brand in einem Lager, hieß es, in Verden. Sie haben versucht, es eher neutral zu halten, aber sie haben auch die Straße genannt. Da war mir schon ziemlich klar: So viele Lager gibt es da nicht, es muss bei uns gebrannt haben. Das war erstmal ein ziemlicher Schreck.“

Direkt versuchte Björn, einen Kollegen zu erreichen. „Ich wollte unbedingt wissen, was da los ist und ob jemandem was passiert ist. Im Zeitungsartikel stand schon, dass offenbar mehrere Feuerwehrleute verletzt worden sind – es war eine eiskalte Nacht, das Löschwasser ist überfroren und sie sind einfach weggerutscht bei dem Versuch, den Brand in den Griff zu bekommen.“

Ein gruseliges Gefühl

Dann die Erleichterung: „Mein Kollege konnte mir sagen: Vom Team war niemand da, die Feuerwehrleute waren auch nicht schwer verletzt, also erstmal aufatmen. Und trotzdem hat sich das erste Mal bei mir das Gefühl eingeschlichen, dass uns ernsthaft jemand schaden will. Das war schon gruselig. Auch heute wissen wir nur, dass es wohl Brandstiftung war. Wer und warum? Unbekannt.“

Telefonzelle zu mieten!

„Wie ich in München zum Makler mutierte …“, nennt Rupert seine liebste Campact-Anekdote. Und genau darum geht’s. „Überteuerte Mieten sind ein Dauerbrenner-Thema, auch im Frühjahr 2013, als Campact in Kooperation mit dem Deutschen Mieterbund die Innenminister*innen zu den Missständen adressierte. Zusammen mit zwei Kolleginnen saß ich im Zug nach München, wo wir vor dem Innenministerium eine Telefonzelle meistbietend als Wohnraum vermieten wollen. Wir sind schon an meiner Heimatstadt Göttingen vorbei, da klingelt das Telefon.“ Es gab keine gute Nachricht. Derjenige, der in München den Makler mimen sollte, fiel spontan aus. „Kurze Schreckminute, dann beratschlagen“, beschreibt Rupert die Momente nach dem Anruf. Schnell wurde aber allen Beteiligten klar: Rupert muss den Makler spielen.

Knapper Anzug und Backenbart

Von Verden aus kontaktiert eine Kollegin einen Kostümverleih in der Nähe vom Münchener Hauptbahnhof, der Zug kommt pünktlich an und mit Zwischenstopp zur Anzug-Anprobe kommen Rupert und auch die zu vermietende Telefonzelle rechtzeitig am Ministerium an. „Diese schnell zu dritt hergerichtet und dann wechsele ich schon vom Orga- in den Maklermodus. Mit etwas zu knappem Anzug und Backenbart, den ich mir für ein 20er-Jahre-Live-Rollenspiel hatte stehen lassen, atme ich zehnmal tief ein und aus. Dann noch rasch einen Blick auf die Stichworte, die ich mir im Zug notiert hatte und schon kommen die ersten lächelnden Mitdemonstrant*innen auf uns zu.“

Nach Begrüßung und Ansprache durch seine Campact-Kollegin kommt Ruperts Moment. „Ich erläutere anschaulich die Vorzüge der Top-Immobilie Telefonzelle: Wohnspaß auf 1,5 qm, inklusive eines üppigen Gartens und Gießkannen-Wellnessdusche – kaltes Wasser hält gesund und fit. Auch die bereits integrierte Telekommunikationstechnik, die verkehrsgünstige Lage (sechsspurige Straße) und der Niedrigenergiestandard dank fehlender Heizung preise ich begeistert an.“ Einen Namen hat Rupert seinem Makler übrigens auch gegeben: Volker Profité.

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