Der Anzeigenhauptmeister – Held oder Denunziant?
Der selbsternannte Anzeigenhauptmeister meldet Falschparker*innen in ganz Deutschland. Viele Menschen haben dafür kein Verständnis, dabei will er nur geltendes Recht umsetzen.
Warnschutzjacke, Fahrradhelm und ein selbst gebasteltes POLIZFI-Schild: Das ist der Anzeigenhauptmeister. Deutschlandweit bekannt wurde der 18-jährige Niclas Matthei durch eine Spiegel-Reportage Ende Februar 2024. Den Titel hat er sich selbst gegeben, genauso wie seinen Auftrag: Er will in allen Städten Deutschlands Falschparker*innen melden. Nach eigenen Angaben hat er alleine im letzten Jahr in 84 Städten und Gemeinden insgesamt über 4.000 Anzeigen geschrieben. Das Deutschlandticket macht’s möglich.
140.000 Euro durch Bußgelder
Die Allgemeinheit profitiert von seinem ungewöhnlichen Hobby: Über 140.000 Euro könnten seine Anzeigen den Kommunen eingebracht haben, wenn diese sie alle konsequent verfolgt haben sollten. Den Schaden haben die Parksünder*innen und der kann zwischen 10 Euro und 110 Euro liegen, je nach Vergehen. Es kann außerdem sogar Punkte in Flensburg geben, etwa wenn eine Behinderung, Gefährdung oder Sachbeschädigung vorliegt.
„Es dauert nicht lange“
Trotzdem muss Matthei nie lange suchen, um Falschparker*innen zu finden. Für viele Menschen ist Falschparken ein Kavaliersdelikt. „Es dauert nicht lange“, „Wo soll ich sonst hin?“, „Hier parke ich immer“ – solche und ähnliche Antworten bekommt er immer wieder zu hören, wenn er mit den Parksünder*innen ins Gespräch kommt. Dabei ist Falschparken alles andere als harmlos.
Ein blockierter Fuß- oder Fahrradweg zwingt die Schwächsten im Straßenverkehr – Fußgänger*innen und Radfahrer*innen – dazu, sich in gefährliche Situationen zu begeben. Tödliche Unfälle könnten die Folge sein, wenn beispielsweise Radler*innen auf die Autospur ausweichen müssen. In 2023 ist die Zahl der getöteten Radfahrer*innen im Vergleich zum Vorjahr um 12,3 Prozent gestiegen. Ein alarmierender Trend.
Sein Bemühen für mehr Sicherheit wird von vielen Menschen jedoch nicht gutgeheißen. Für sie ist Niclas Matthei ein Denunziant – und das haben sie ihn auch schon oft spüren lassen.
Angriffe auf den Anzeigenhauptmeister
Schon kurz nachdem Matthei Bekanntheit erlangt hatte, machten erste Angriffe auf ihn Schlagzeilen. Neben Beleidigungen und Beschimpfungen kam es auch zu gewalttätigen Übergriffen. Erst vor einigen Tagen wurde er in Bautzen ins Gesicht geschlagen. Es mag in der Tat ungerecht wirken, wenn der penible Anzeigenhauptmeister Anzeige erstattet, nur weil ein Auto einen Meter im Halteverbot steht. Aber das rechtfertigt natürlich keine Angriffe oder Anfeindungen. Schließlich verstößt nicht Matthei gegen das Gesetz – sondern die Parksünder*innen.
Während einige den Medien vorwerfen, den jungen Mann in der Öffentlichkeit vorzuführen und ihm zu Ziel für Attacken zu machen, war es der Anzeigenhauptmeister selbst, der den Kontakt mit den Medien gesucht hatte. Mit Erfolg: Die Spiegel-Reportage auf YouTube wurde schon über 5,3 Millionen Mal gesehen. Auf Instagram hat er 70.000 Follower. Es gibt sogar ein Videospiel über ihn. Er tritt in Podcasts auf und wird für Events gebucht. Mittlerweile wird er oft bei seiner Arbeit unterbrochen. Menschen sehen ihn auf der Straße und wollen Selfies mit ihm machen – oder ihm eine runterhauen. Er ist darum jetzt manchmal auch mit Security unterwegs.
Falschparker*innen melden = Leben retten
Die App bzw. Internetseite weg.li macht es ganz einfach möglich, Falschparker an die entsprechende Behörde zu melden. Schritt für Schritt wird man dort durch den Prozess geführt, der zum Anzeigen von Falschparkern notwendig ist.
Don’t kill the messenger
Dass jemand extra geschützt werden muss, nur weil er geltendes Recht umsetzen will, ist natürlich bitter. Aber mit seinem Hobby weist er ja nicht nur auf individuelle Verstöße hin, sondern auf ein viel größeres Problem. Er prangert an, was wir ständig im Alltag erleben und schon als normal wahrnehmen.
Autofahrer*innen nehmen Platz für sich in Anspruch, den andere dringend brauchen, um sicher durch den Verkehr zu kommen. Die Städte sind zu voll für die Autos, die dort rumfahren, oder auch 23 Stunden am Tag rumstehen. Gesetze, die für Sicherheit sorgen sollen, werden missachtet und deren mögliche Folgen ignoriert. Doch weil es unbequem ist, sich diesen Tatsachen zu stellen, wird lieber derjenige angefeindet, der durch sein Tun auf sie aufmerksam macht.
Damit die Straßen sicherer werden, sind Anzeigen daher ein legitimes und notwendiges Mittel. Denn aus eigener Erfahrung weiß ich: Nette Hinweise auf Regelverstöße stoßen bei Parksünder*innen selten auf Einsicht. Ob Bußgelder das erreichen, weiß ich nicht. Aber einen Versuch ist es allemal wert.
Grundsätzlich volle Zustimmung, nur die Überschrift ist wohl nur wegen des Clickbaits gewählt!? Denn ein Denunziant kann er per Definition gar nicht sein, auch wenn ihm das fälschlicherweise in der SpiegelTV-Reportage in den Mund gelegt wird und er dies bejaht.
Am Ende kann man nur hoffen, dass er genug Nachahmer findet, viele mal über ihr (asoziales) Handeln nachdenken und im besten Fall dieses einstellen….
Ein Held ist er ganz bestimmt nicht
Anderseits werden Leute immer dreister
und stellen ihre Fahrzeuge hin wo es
gerade passt ich bin aber der Meinung
das der Verkehr von der Polizei und dem
Ortnugsamt geregelt wird.
Wer sich verbotner weise in ein Einfahrt stellt
muss mit einer Anzeige rechnen denn manche
Autofahrer-in ist in der Sache nicht einsichtig
und erfindet immer neue Ausreden warum
sie sich dort hin gestellt haben.