Feminismus
Die sieben verwunschenen Kinder des Prinzen zu Löwenstein
Der Fluch der Familie Löwenstein-Wertheim-Rosenberg: Wie Antifeminismus durch Generationen geht.
Es muss ein Fluch auf der Familie Löwenstein-Wertheim-Rosenberg lasten. Wie sonst ließe sich erklären, dass Kinder, Kindeskinder und sogar noch Kindeskindeskinder des Prinzen Karl zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg besessen sind vom Wahn, Gleichstellung und reproduktive Rechte bekämpfen zu müssen. Prinz Karl zu Löwenstein wählte einst den dunklen Weg. Er wurde SA-Mitglied, lobte die Nazis und wurde gar zum Denunzianten gegen seinen eigenen Neffen Hubertus, der als Antifaschist in den USA „in Judenkreisen tätig“ sei, beim Auswärtigen Amt der Nazi-Regierung.
Des Prinzen 1948 begonnene Präsidentschaft beim Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZDK) endete 1967 jäh, nachdem der Journalist Waltermann diese Denunziation bekannt gemacht hatte. Waltermann wurde sofort vom WDR „von der Verantwortung für den Kirchenfunk entbunden“, doch auch der Prinz Löwenstein sah sich genötigt, sein Amt als Präsident beim ZDK, was vorher schon sein Vater und Großvater innehatten, abzugeben.
Prinz Karl zu Löwenstein rechtfertigte seine Denunziation mit der drohenden Sippenhaft durch die Nazis und vielleicht war diese eitle Schuldabwehr die Tat, die die Sippe der Löwenstein-Wertheim-Rosenberg wahrhaftig verfluchen sollte bis in die Urenkel-Generation.
Andreas Kemper recherchiert als freischaffender Soziologe zu Netzwerken der Ungleichheit und analysiert deren Ideologien. Seine Recherchen zu Björn Höcke (alias Landolf Ladig) führten zur Überwachung der AfD durch den Verfassungsschutz.
Kap. 1: Elisabeth und die Gründung von Loretto
Beginnen wir nicht mit der Geburtsreihenfolge der Kinder von Karl zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, sondern mit der Tochter Elisabeth Alexandra und ihren Nachfahren, die den indirektesten Bezug zum Antifeminismus haben. Sie heiratete 1973 den katalanischen Aristokraten José María Trénor y Suárez de Lezo. Eine ihrer Töchter, María Trénor y Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, heiratete Maximilian Mayr-Melnhof. Die Familie Mayr-Melnhof wurde 1872 in den Adelsstand erhoben und zählt zu den reichsten Familien Österreichs. Einer der Brüder von Maximilian, Georg Mayr-Melnhof, besuchte den Wallfahrtort Medugorje und half, die katholische Loretto-Gemeinschaft aufzubauen, von der hier später noch die Rede sein soll. Loretto organisiert nicht nur religiöse Festivals mit 7000 Jugendlichen, sondern lässt auch gegen Abtreibungskliniken beten. Zugegeben, Georg Mayr-Melnhof ist hier „nur“ verschwägert. Aber der Horror muss sich ja auch langsam aufbauen.
Kap. 2: Monika Maria und die Verstärkung für die TFP
Karl zu Löwenstein-Wertheim-Rosenbergs Tochter Monika Maria heiratete ebenfalls einen aristokratischen Spanier, den Baron Jaime Mendez de Vigo. Die Familie ist umstritten, da einige ihrer Mitglieder unter dem spanischen Diktator Franco führende Posten innehatten. Dennoch wurde Íñigo Méndez de Vigo, Jaimes Neffe, 2015 spanischer Minister für Erziehung, Kultur und Sport. Und ein Sohn von Monika Maria und Jaime Mendez de Vigo heiratete die Cousine von Nikolaus Hohenberg, dem Vorstand der Stiftung Ja zum Leben.
Hintergrund: Fatima und die TFP
Fatima ist der bekannteste Wallfahrtsort Portugals. Nahe der Kleinstadt zwischen Lissabon und Coimbra berichteten 1917 drei Hirtenkinder im Alter von sieben bis zehn Jahren, ihnen sei mehrfach die Gottesmutter Maria erschienen. Die dritte Prophezeiung dieser Erscheinung wird von der TFP so interpretiert, dass Russland katholisch bekehrt werden müsse. Es sei zwar zu begrüßen, dass Homosexuelle in Russland ihren „Stolz“ nicht zeigen dürften, sie hätten aber „immer noch ihre eigenen Plätze, an denen sie sich aufhalten können“ – was die TFP anscheinend zusätzlich unterbinden will.
Noch direkter ist die Verbindung zum organisierten Antifeminismus durch die Tochter Pilar, die Paul von Oldenburg heiratete. Es muss ungefähr die Zeit der Heirat gewesen sein, als Paul von Oldenburg zum Katholizismus konvertierte und der TFP beitrat. Beide engagieren sich seit Jahren in diesem internationalen radikal-antifeministisch-katholischen Netzwerk, das sich auf eine Fatima-Prophezeiung beruft.
Kap. 3: Maria und Medjugorje
Die dritte Tochter, Maria zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, heiratete 1956 Joseph Árpád von Österreich (Habsburg), Sohn von Joseph Franz von Österreich (Habsburg). Ihre Tochter, Milona de Rambures, auch bekannt als Milona Habsburg, ist seit über vierzig Jahren (!) im Wallfahrtsort Medjugorje in Bosnien-Herzegowina aktiv. Medjugorje, ähnlich wie Fatima, ist ein Wallfahrtsort mit angeblich religiösen Offenbarungen, die jedoch so abstrus sind, dass selbst der Vatikan Schwierigkeiten mit der Anerkennung hat. Eine Wallfahrt nach Medjugorje hatte wie oben erwähnt später zur Gründung der Loretto-Gemeinschaft durch Georg Mayr-Melnhof geführt, wo auch Milona Habsburg vor kurzem noch auftrat.
Kap. 4: Christina und die Legionäre
Christina Habsburg, eine weitere Tochter von Karl zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, heiratete wie ihre Schwester Maria einen Sohn von Joseph Franz von Österreich, nämlich Michael Habsburg. Christina engagierte sich bei Regnum Christi, ihr Sohn Paul wurde Priester bei den Legionären Christi. 2017 war Christina Habsburg als Vortragende des 11. Worldcongress of Families in Budapest, Ungarn, angekündigt, zwei Jahre später stand ihr Sohn Eduard auf der Referentenliste für den 13. Worldcongress of Families in Verona, Italien.
Opus Dei
Das Opus Dei entstand unter der Diktatur Francos, zahlreiche seiner Minister gehörten ihm an. Es ist berüchtigt für sein reaktionäres Weltbildes, gekoppelt mit einer neoliberalen Wirtschaftsideologie.
Eduard Habsburg war Sprecher vom St. Pöltener Bischof Klaus Küng, der bereits mit 22 Jahren dem Opus Dei beitrat, wurde 2015 Ungarns Botschafter beim Vatikan. 1995 heiratete Eduard Marie-Theresa (von) Gudenus, deren Familie ebenfalls dem Opus Dei nahesteht. Die gemeinsame Tochter Theresa war bei den Märschen für das Leben in Wien und München aktiv. Wie weit der Fluch des Antifeminismus zu reichen scheint, sieht man an der Urenkel-Generation des Prinzen Karls: Die Urenkelin von Karl von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg heiratete 2022 Matthias von Beverfoerde, Sohn von Hedwig von Beverfoerde von der „Demo für alle“.
Kap. 5: Josephine und das Encounter-Ministry
Kommen wir zur fünften Tochter von Karl zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg, zu Josephine. Sie heiratete Alexander von und zu Liechtenstein. Auch bei den Prinzen von und zu Liechtenstein scheint ein Fluch auf der Familie zu liegen, vielleicht schreibe ich dazu eine Horrorgeschichte zu Halloween 2025. Ihr Sohn Stefan von Liechtenstein heiratete Florentine von Thurn und Hohenstein. Florentine leitet zusammen mit der Antifeministin Sophie Kuby die österreichische Niederlassung der umstrittenen Encounter School of Ministry. Die Encounter School of Ministry wiederum ist mit der Loretto-Gemeinschaft in Wien verbunden, wo ihre Kinder Anna und Lukas von Liechtenstein aktiv sind.
Kap. 6: Lioba und der Bonelli-Clan
Karl zu Löwenstein-Wertheim-Rosenbergs sechste Tochter Lioba heiratete ebenfalls ständisch, und zwar in das Familienunternehmen Oettingen-Oettingen und Oettingen-Wallerstein, eine bayerische Waldbesitzer- und Brauereifamilie (Oettinger). Ihr Sohn Ludwig Maximilian leitet mit Georg Mayr-Melnhof die Loretto-Gemeinschaft, in der auch sein Bruder Friedrich Alexander aktiv ist. Dieser heiratete übrigens Isabella aus dem Bonelli-Clan, deren Schwager Bernhard Bonelli war Kabinettschef des österreichischen Bundeskanzlers Sebastian Kurz. Ihr Cousin Raphael Bonelli, ein katholischer Psychotherapeut, tritt oft in antifeministischen Zusammenhängen auf (bspw. beim Symposium der „Demo für alle“), dessen Frau arbeitete für das antifeministische Portal kath.net.
Isabella Oettingen leitete kürzlich die Frauen-Online-Konferenz „Frauenherz – Das Wesen der Frau im Licht Gottes“ mit antifeministischen Rednerinnen wie Sophia Kuby und Birgit Kelle.
Kap. 7: Alois Löwenstein-Wertheim-Rosenberg und die Freude am Glauben
Bleibt zum Schluss noch Alois zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg. Ich denke, dass der Fluch des Prinzen Karl seinen Sohn Alois mit voller Härte traf. Alois war am Aufbau einer Konkurrenzorganisation zum Zentralkomitee der Deutschen Katholiken beteiligt, dem Forum Deutscher Katholiken, und leitete dessen Konferenzen „Freude am Glauben“ von 2001 bis 2017. Im Kuratorium der Konferenz – eine ganze Reihe von Adeligen. Dort ging während eines Gottesdienstes auch schon mal eine Kollekte für die „Demo für alle“ herum.
2006 lud Alois die Sommerakademie der TFP ins Familienschloss nach Bayern ein: „Unsere eigene Kirche im Schloss steht Ihnen während Ihres Aufenthalts offen. Sie finden somit die Prinzipien der TFP – Tradition, Familie und Privateigentum – lebendig am Ort Ihrer diesjährigen Sommerakademie.“ Hierzu muss man wissen: Die TFP transferierte zwischen 2009 und 2018 über einhundert Millionen Euro nach Europa, um ihre Mission, die Wiederkehr des Mittelalters, voranzubringen.