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Sie sind klein, können nicht so gut auf alles gleichzeitig achten und haben noch nicht viel Erfahrung im Straßenverkehr: Kinder. Gleichzeitig bewegen sie sich häufig schnell und unerwartet. Spielen und Rumturnen sind oft wichtiger als auf andere Verkehrsteilnehmer*innen zu achten. Darum sind sie auf Deutschlands Straßen besonders gefährdet und müssen besonders geschützt werden. Dass das in der Praxis noch zu wenig passiert, hat eine europaweite Studie jetzt gezeigt. Durchschnittsnote aller getesteten Städte: ausreichend.

Europaweite Studie: Viele Städte nicht kinderfreundlich

Das europäische Clean-Cities-Netzwerk hat in einer Studie untersucht, wie kinderfreundlich Europas Metropolen sind. Dabei wurde der Anteil von Grundschulen mit wenigstens temporär autofreien Straßen (sogenannten Schulstraßen), der Anteil von Tempo-30-Bereichen in der ganzen Stadt ist sowie der Anteil baulich getrennter Radwege untersucht. Auf Basis der Ergebnisse wurden die 36 Städte von A bis F eingestuft, was unseren Schulnoten von 1 bis 6 entspricht. Das Gesamtergebnis ist ernüchternd: Es gib kein A, dafür aber acht Städte, die mit den Noten E und F durchgefallen sind. Testsieger mit einem guten B ist Paris. Die ehemals Auto-dominierte Stadt beweist damit, dass die Verkehrswende möglich ist – wenn man sie richtig anpackt.

Deutsche Städte im unteren Mittelfeld

Die deutschen Städte Berlin, Hamburg, München und Köln haben in der Studie nicht besonders gut abgeschnitten: München und Berlin bekamen noch die Note C, Köln und Hamburg nur ein D. Bei den Tempo-30-Bereichen sind die deutschen Städte noch relativ gut. In München gilt sogar auf zwei Drittel aller Straßen Tempo 30. Bei den geschützten Radwegen sieht es anders aus: München und Hamburg haben lediglich ein Drittel, der Rest weniger. Besonders schlecht schnitten die Städte bei den Schulstraßen ab – sie existieren praktisch nicht. Für die Kinder ist das im Straßenverkehr besonders gefährlich. In 2024 gab es in Deutschland über 86.000 Schulwegunfälle.

Lokale Initiativen kämpfen für sichere Schulwege

Gerade mit Blick auf das Problem der Elterntaxis wird deutlich, dass hier Handlungsbedarf besteht. Andere Metropolen zeigen, dass es geht: In London und Paris etwa ist ein Viertel der Grundschulen von (temporär) autofreien Straßen umgeben. In Deutschland versuchen lokale Initiativen – wie der rote Teppich für Kinder in Hamburg – Schulwege für Kinder sicherer zu machen. Mit Aktionen weisen sie auf Gefahrenstellen hin und setzen sich für die Einrichtung von Zebrastreifen und Schulstraßen ein. Ein mühsames Unterfangen.

Problem: Autoland Deutschland

Abgesehen von getrennten Radwegen oder Schulstraßen: Allen sollte klar sein, dass weniger und langsamer Autoverkehr die Straßen für Kinder, aber natürlich auch für alle anderen sicherer macht. Städte wie Bologna haben das längst bewiesen.

Allerdings sind alle Maßnahmen, die den Autoverkehr einschränken, in Deutschland traditionell schwer durchzusetzen. Immerhin gibt die neue Straßenverkehrsordnung den Kommunen mehr Möglichkeiten – sie müssen diese nur entsprechend nutzen. Dass dies nicht immer in Richtung mehr Sicherheit geht, zeigt die Hauptstadt: In Berlin will die schwarz-rote Landesregierung Tempo 30 auf 23 Hauptstraßen wieder aufheben.

Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung enthält nur wenige Aussagen zu den Maßnahmen für Radfahrer*innen und Fußgänger*innen. Sie verpflichtet sich jedoch zur Vision Zero und will die Zahl der Verkehrstoten auf Null senken. Wie sie dieses Ziel erreichen will, erklärt sie nicht. Klar ist: Ohne großflächige Tempo-30-Bereiche und Schulstraßen, strengere Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Landstraßen und Tempolimits auf Autobahnen wird das nicht gelingen. Es besteht dringend Handlungsbedarf.

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Autor*innen

Matthias Flieder ist studierter Geisteswissenschaftler und seit 2017 Campaigner bei Campact. Nachdem er zuvor für Greenpeace hauptsächlich für Klima- und Umweltschutz aktiv war, versucht er jetzt in allen Politikfeldern progressive Politik voranzubringen. Für den Campact-Blog schreibt er eine Kolumne über die Freuden und Leiden des Fahrradfahrens und die deutsche Verkehrspolitik. Alle Beiträge

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