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The first thing you do is to forget that i’m black.
Second, you must never forget that i’m black.

Es sind die Anfangszeilen ihres Gedichts For the White Person Who Wants to Know How to Be My Friend, die die Poetin Pat Parker auch in Deutschland bekannt gemacht haben. Parker gilt als eine Wegbereiterin des intersektionalen Feminismus – also eines Feminismus, der als Diskriminierungskategorie nicht nur Geschlecht, sondern auch Ethnie und Klasse betrachtet.

Pat Parkers Coming-out Ende der 60er

1944 geboren und aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen, erlebte sie als Kind Diskriminierung und sexuelle Gewalt. Mit 17 zog die Afroamerikanerin für ihr Studium von Texas nach Kalifornien. 1962 heiratete sie den Dramatiker Ed Bullins – eine Beziehung, in der sie unter körperlicher Gewalt litt. Nach einer weiteren kurzen Ehe gestand sie sich Ende der 60er Jahre ein, dass sie sich zu Frauen hingezogen fühlte. Fortan lebte sie offen lesbisch. Mit ihrer späteren Partnerin Marty Dunham zog sie zwei Töchter groß, Cassidy Brown und Anastasia Jean. 

Ziemlich lesbisch und ziemlich witzig

„After my first relationship with a woman, I knew where I was going“, sagte Parker 1975 in einem Interview.  Diese absolute, ihre Queerness feiernde Grundhaltung findet sich auch in ihrer Lyrik wieder – etwas in dem Gedicht For Willyce aus dem Jahr 1978:

When i make love to you
i try
with each stroke of my tongue
to say i love you
to tease i love you
to hammer i love you
to melt i love you

& your sounds drift down
oh god!
oh jesus!
and i think —
here it is, some dude’s
getting credit for what

a woman
has done,
again.

Bis zu ihrem frühen Tod 1989 – sie starb mit gerade einmal 45 Jahren an Brustkrebs – veröffentlichte Pat Parker insgesamt fünf Gedichtbände und viele weitere Texte. Die Dichterin Cheryl Clarke sagt, Parker sei es gelungen, eine schwarze lesbisch-feministische Perspektive der Liebe zwischen Frauen aufzuzeigen – und dabei gleichzeitig die Umstände zu benennen, die Intimität und Befreiung verhindern. 

Pat Parker, die Aktivistin

So auch in My Lover is a Woman. Das Gedicht thematisiert nicht nur die Liebe zwischen einer schwarzen und einer weißen Frau, sondern behandelt auch Rassismus, Armut und Vorurteile gegenüber queeren Menschen. Oder das Gedicht Womanslaughter, in dem sie den Mord an ihrer Schwester durch den eigenen Ehemann thematisiert:

Her things were his
including her life.

Parkes Aktivismus stand bei fast allem, was sie tat, im Mittelpunkt. Sie engagierte sich für die Rechte von Lesben und Schwulen, gegen Rassismus und gegen häusliche Gewalt. Schon Ende der 60er Jahre wurde sie Teil der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung Black Panther, gründete 1980 das Black Women’s Revolutionary Council und half bei der Gründung des Women’s Press Collective. Nachdem sie Ghana und Kenia bereist hatte, sagte sie vor den Vereinten Nationen über den Status von Frauen in der Welt aus. Bis kurz vor ihrem Tod arbeitete sie außerdem hauptberuflich als Direktorin des Oakland Feminist Women’s Health Center.

Wo wirst Du sein?

Parkes Gedichte wirken bis heute nach. In Where Will You Be When They Come? forderte sie Schwule und Lesben auf, sich gegen die vermeintlich „guten Bürger“ zu vereinen.

Boots are being polished
Trumpeters clean their horns
Chains and locks forged
The crusade has begun.

(…)

Citizens, good citizens all
parade into voting booths
and in self-righteous sanctity
X away our right to life.

(…)

They will come for
the perverts
and where will
you be
When they come?

Worte, die mit Blick auf das gesellschaftliche Klima in den USA unter Donald Trump nichts von ihrer Aktualität verloren haben.

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Autor*innen

Henrik Düker ist Politikwissenschaftler und Soziologe. Bei Campact arbeitet er als Redakteur, im Blog beschäftigt er sich in seiner Kolumne vor allem mit LGBTQIA*-Themen. Alle Beiträge

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