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Quelle: Harm Bengen / toonpool.com

Am Wochenende hat die AfD ihre neue Jugendorganisation gegründet: „Generation Deutschland“. Beim Gründungsparteitag in Gießen legten die rund 800 Teilnehmer*innen die Vereinsstatuten und den Namen der Organisation fest. „Generation Deutschland“ soll deutlich enger an die Partei angegliedert werden als die Vorgängerorganisation „Junge Alternative“ (JA). Diese wurde im Frühjahr aufgelöst – nachdem sie als gesichert rechtsextremistisch eingestuft worden war. Bei der „Generation Deutschland“ müssen alle Mitglieder nun auch Mitglied der AfD sein; das war bei der JA noch nicht Pflicht. Die AfD hatte daher wenig Einfluss auf das Verhalten der JA, was bei extremen Vorfällen regelmäßig auf das Image der Partei zurückfiel.

Jean-Pascal Hohm als erster Vorsitzender gewählt

Auch der neue Bundesvorsitzende der „Generation Deutschland“, Jean-Pascal Hohm, ist bereits Mitglied der AfD. Der 28-jährige Brandenburger sitzt seit Oktober 2024 für die AfD im Potsdamer Landtag. Der brandenburgische Verfassungsschutz führt ihn als Rechtsextremisten. Laut Spiegel Online verbreitet Jean-Pascal Hohm Verschwörungsmythen rund um einen angeblich drohenden „Bevölkerungsaustausch“ und fordert Jugendliche zum Kampfsport auf, um „wehrhaft“ zu bleiben. Das ist die AfD von morgen – noch radikaler, noch gefährlicher.

AfD-Co-Chefin Alice Weidel betonte, die Parteijugend müsse sich als „Kaderschmiede“ für die Partei verstehen. „Ihr seid die nächste Generation nach mir, nach Tino Chrupalla, nach den Alten hier, die unser Land führen.“ Das Wort „Kader“ dabei aber bitte nicht gendern – das könnte Karikaturist Harm Bengen nach Ärger geben. In seiner Karikatur heißt die Weidel-Jugend „Generation Rückschritt“ und erinnert sehr stark an eine Jugendorganisation aus den 1930er-Jahren.

Zehntausende protestierten in Gießen

Begleitet wurde das Gründungswochenende von Protesten und Blockaden in und um Gießen. Nach Angaben der Polizei demonstrierten am Samstagmittag 25.000 bis 30.000 Menschen gegen die AfD und ihren Nachwuchs. Das Protestbündnis Widersetzen, das zu einer Kundgebung aufgerufen hatte, meldete mehr als 50.000 Demonstranten. Auch Organisationen wie der Deutsche Gewerkschaftsbund Hessen-Thüringen, der Paritätische Hessen, der Frauenrat, der Landesausländerbeirat und die Naturfreunde hatten im Vorfeld Proteste gegen die Neugründung einer AfD-Jugendorganisation gefordert.

Die Großdemonstration verlief überwiegend friedlich. Am Rande kam es jedoch zu Auseinandersetzungen. An 16 verschiedenen Punkten blockierten Tausende Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen, die als Zufahrt zum Messegelände genutzt werden konnten. Die Polizei ging gegen die Blockaden vor: Dabei kam es laut Angaben von verschiedenen Beobachter*innen mehrfach zu erheblicher Polizeigewalt. Unter Einsatz von Schmerzgriffen und Schlagstöcken, Wasserwerfern und Pfefferspray soll die Polizei mit ungewöhnlicher Härte gegen die Demonstrierenden vorgegangen sein.

„Chaoten“ gegen „friedliche Versammlung“

Kanzler Friedrich Merz (CDU) und Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) kritisierten derweil vor allem die Gewalt, die von den Demonstrierenden ausgegangen sein soll. „Größten Respekt vor den Polizistinnen und Polizisten, wenn ich jetzt schon wieder sehe, wie Vermummte, wie Chaoten, wie Leute mit Bengalos, mit Fackeln, gewaltbereit auf die Polizei zugehen“, sagte Dobrindt.

Demokratische Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und Kultur haben sich gestern gemeinsam der Gründung der rechtsextremen AfD-Jugendorganisation entgegen gestellt. Friedrich Merz macht daraus: „eine Auseinandersetzung zwischen ganz links und ganz rechts.“ Unglaublich!

Campact-Geschäftsführer Christoph Bautz auf Bluesky

Der Oberbürgermeister von Gießen, Frank-Tilo Becher (SPD), lobte das Engagement und die Solidarität in seiner Stadt – und widerspricht damit Darstellungen von Medien, welche die Lage in der hessischen Stadt deutlich düsterer gezeichnet hatten:

Gießen hat nicht gebrannt, sondern geleuchtet – durch die vielen Augen derer, die auf die Straßen gegangen sind und fröhlich und friedlich ihre Unterstützung unserer Demokratie gefeiert und ihrer Sorge vor einem Rechtsruck Ausdruck verliehen haben. (…) Das ist das, was uns von diesem Tag in Erinnerung bleiben sollte. Zigtausende Menschen haben sich nicht abschrecken lassen von den Prognosen und Warnungen, die hier bürgerkriegsähnliche Zustände in der ganzen Stadt heraufbeschworen haben. Sie waren da und haben ihren Sorgen um unsere Gesellschaft Ausdruck verleihen können. Und sie haben eine große Gemeinschaft in dieser Stadt vorgefunden. Eine Gemeinschaft, die sie trägt, die uns trägt und die Botschaft in die Republik ruft: Wir sind mehr.

Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher in einer Pressemitteilung der Stadt Gießen

Die AfD rekrutiert gezielt unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen, um sich eine hörige Nachwuchsgeneration heranzuziehen. Dafür nutzen sie verschiedene Strategien und Themen. Lies hier mehr dazu im Blog:

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