RWE braucht neuen Aufsichtsratsvorsitzenden – und neuen Atomkurs
Die gestrige RWE-Aktionärsversammlung begann mit einer großen Überraschung: Während der unmittelbar zuvor stattfindenden Sitzung des Aufsichtsrats trat dessen Vorsitzender, Dr. Thomas Fischer, zurück. Fischers Stuhl war schon auf der letzten Sitzung des Kontrollgremiums ins Wanken geraten, weil er sich mit RWE-Vorstandschef Jürgen Großmann und dessen Pro-Atomkurs angelegt hat. Dabei hat Fischer in diesem Punkt eigentlich […]
Atomkraft
Die gestrige RWE-Aktionärsversammlung begann mit einer großen Überraschung: Während der unmittelbar zuvor stattfindenden Sitzung des Aufsichtsrats trat dessen Vorsitzender, Dr. Thomas Fischer, zurück. Fischers Stuhl war schon auf der letzten Sitzung des Kontrollgremiums ins Wanken geraten, weil er sich mit RWE-Vorstandschef Jürgen Großmann und dessen Pro-Atomkurs angelegt hat.
Dabei hat Fischer in diesem Punkt eigentlich die Rückendeckung des Gremiums. Großmann war es, der den Unmut des Aufsichtsrats mit seiner ruppigen Art auf sich gezogen hat, weil er mit aller Gewalt das Atomkraftwerk Belene durchsetzen will. Dort plant der Vorstand, sich mit rund 1,5 Milliarden Euro an zwei Atomreaktoren mitten im bulgarischen Erdbebengebiet zu beteiligen.
Aktionär/innen auf dem Weg zur RWE-Hauptversammlung in Essen.
Mit dem Rücktritt wachsen aber die Zweifel, ob sich der Atomkraft-Fan Großmann behaupten kann. So äußerten sich auf der Hauptversammlung nicht nur Umweltschützer kritisch zum gefährlichen Atomprojekt Belene. So zitiert die taz etwa einen Sprecher der Fondsgesellschaft Union Investment mit der an Großmann gerichteten Frage: „Wie können Sie es zulassen, dass RWE im Zusammenhang mit dieser tickenden Zeitbombe [Belene] überhaupt genannt wird?“
Die Kritik an Vorstandschef Großmann unter den RWE-Eigner/innen wächst also. Und was nach außen hin wie ein Sieg über den Aufsichtsratsvorsitzenden Fischer aussieht, könnte sich schnell ins Gegenteil verkehren. Unmittelbar vor einer Hauptversammlung würde der Aufsichtsrat jedenfalls nicht die gesamte Führungsmannschaft auf einmal austauschen. Und wie auch die Süddeutsche Zeitung kommentiert: Großmanns Position dürfte jedenfalls weiter wackeln, solange er weiter am riskanten Atomkraftwerk im Erdbebengebiet festhält und damit konzerninternen Streit in Kauf nimmt.
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