Klimakrise Umwelt
Was Du zum Renaturierungsgesetz wissen musst
Es rettet die Bienen, bekämpft die Klimakrise und schützt vor Pandemien. Fünf Gründe, warum wir das EU-Renaturierungsgesetz brauchen.
Europas größte Naturschutzinitiative steht auf der Kippe: Das EU-Renaturierungsgesetz gilt als ökologisches Kernstück des „Green Deal“. Die Verordnung sieht vor, dass bis 2030 geschädigte Ökosysteme auf 20 Prozent der Fläche der EU wiederhergestellt werden sollen – also „renaturiert“. Bis 2050 sollen sogar alle Ökosysteme in Europa wieder „auf den Weg der Erholung“ gebracht worden sein. Warum das wichtig ist – und wie das Renaturierungsgesetz Deine Lebenswelt verbessern kann – das liest Du hier.
Renaturierungsgesetz als Mittel gegen die Klimakrise
Montag, der 3. Juli 2023, war der heißeste Tag auf dem Planeten. Das ist kein Grund zu feiern, sondern sollte endlich das Umdenken mit sich bringen, das bitter nötig ist – um die Klimakrise aufzuhalten.
Die Wiederherstellung wichtiger Ökosysteme ist ein wichtiges Mittel im Kampf gegen die Klimakrise – und darum setzt das EU-Renaturierungsgesetz genau hier an. Moore, Wälder oder Auen sind beispielsweise natürliche Kohlenstoffspeicher. In Deutschland sind mittlerweile rund 95 Prozent der Moorlandschaften für Landwirtschaft und Torfabbau trockengelegt – dadurch wurde wichtiger Lebensraum für viele Pflanzen und Tierarten zerstört und das dort drin gespeicherte CO₂ wird sukzessiv wieder freigesetzt.
Schutz vor Dürren und Überschwemmungen
Ob die Überschwemmungen im Ahrtal 2021 oder die anhaltende Dürre in Deutschland: Wetterextreme in Deutschland und weltweit nehmen immer weiter zu. Hier findest Du alles rund um die Extremwetter-Ereignisse aus 2023.
Das Renaturierungsgesetz setzt bei beidem an: Resilientere Ökosysteme und Wiederbewässerung von Auen oder Mooren sollen extremen Dürren vorbeugen. Und um vor Überschwemmungen zu schützen, sollen Flussbarrieren abgebaut werden. Bis 2030 sollen mindestens 25.000 Kilometer Flüsse wieder frei fließen und Überschwemmungsgebiete sollen besser geschützt werden.
Rettet die biologische Vielfalt
Ob Bienen, Schmetterlinge oder Hummeln: Die Anzahl an Bestäubern geht seit Jahren zurück. Wir beobachten gerade das größte Artensterben seit den Dinosauriern – eine ökologische Katastrophe. In Deutschland ist der Bestand der Insekten innerhalb von 30 Jahren um 75 Prozent geschrumpft. Die Gründe sind vielfältig: Lichtverschmutzung und Flächenfraß in den Städten, Pestizide und Monokulturen in der industriellen Landwirtschaft. Das EU-Renaturierungsgesetz will das Insektensterben stoppen.
Nature Restoration Law
Am 11. und 12. Juli stimmt das EU-Parlament final über das Renaturierungsgesetz (engl. „Nature Restoration Law“) ab. Das Gesetz ist das ökologische Kernstück des europäischen Green Deals. Bis 2030 will die EU ein Fünftel der europäischen Landfläche renaturieren. Bis 2050 soll Europa klimaneutral wirtschaften, nachhaltig konsumieren, ökologisch produzieren und seine Natur schützen.
Um die Bienen zu schützen, muss viel passieren: eine ökologischere, bäuerliche Landwirtschaft, ein Verbot von Pestiziden, mehr bienenfreundliche Vielfalt. Das sind große politische Aufgaben, für die sich Campact seit Jahren einsetzt. Aber was kannst Du für Wildbienen, Schmetterlinge und andere Nützlinge tun? Lies hier, fünf Tipps, wie Du Deinen Garten bienenfreundlich gestalten kannst.
Renaturierungsgesetz schafft Erholungsräume
Dürren, Unwetter und Borkenkäferbefall – deutsche Wälder haben in den letzten Jahren gelitten.
Asphalt heizt sich auf, kaum Schatten, die Hitze steht: Immer mehr Menschen in der Stadt leiden extrem unter der Hitze in den Sommermonaten. Das Renaturierungsgesetz sieht vor, dass in Städten, Kleinstädten und Vororten deutlich mehr Grünflächen geschaffen werden.
Bis 2050 solle alle Städte eine Mindestdeckungsgrad an Baumkronen von zehn Prozent aufweisen. Die Natur dient den Bewohner*innen als Naherholungsgebiet, das hat direkten Einfluss auf das Wohlbefinden und die Gesundheit. Zeit in der Natur verbessert die psychische Gesundheit, senkt den Stresspegel und reduziert die Häufigkeit von Krankheiten sowie das Ausmaß der Allergien.
Renaturierungsgesetz schützt vor Pandemien
Nicht nur die Erholungsräume wirken sich positiv auf die Gesundheit aus: Mehr Renaturierungen können auch Infektionskrankheiten vorbeugen. Eine gesunde Natur hält sich selbst in Schach, pathologische Erreger können sich nicht ungehemmt vermehren. Greift man immer wieder in die Natur ein und holzt beispielsweise Wälder ab, werden natürliche Barrieren zerstört, die sonst vor Krankheitserregern schützen. Gesunde Ökosysteme tragen dazu bei, die Umweltverschmutzung erheblich zu reduzieren, indem sie sowohl Wasser als auch Luft filtern. Der Effekt ist riesig: Rund 25 Prozent aller Krankheiten weltweit lassen sich auf vermeidbare Umweltfaktoren zurückführen.