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3 Fragen an … Malte Wenzel, Landschaftsökologe und Initiator der Petition für einen Ostsee-Nationalpark

Die Ostsee droht zu kippen. Damit das Meer endlich effektiv geschützt wird, fordert Landschaftsökologe Malte Wenzel mit einer Petition auf WeAct die Einrichtung eines Ostsee-Nationalparks. Welche Maßnahmen für mehr Ostseeschutz Malte zusammen mit Umweltverbänden und den über 90.000 Unterschriften im Rücken bereits erringen konnte, verrät er uns im Interview.

Übergabe der Petition vor der Staatskanzlei in Kiel.
Übergabe der Petition vor der Staatskanzlei in Kiel. Foto: Karin Desmarowitz/ Campact e.V.

Um das Ökosystem Ostsee steht es schlecht. Viele Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht. Die Ursachen: Überfischung, Lärm, Müll und Schadstoffe. Um das Meer effektiv zu schützen, wollte die Landesregierung in Schleswig-Holstein die Einrichtung eines Nationalparks prüfen. Doch viele Personen und Verbände aus Fischerei, Tourismus, Landwirtschaft und Wassersport protestierten von Anfang an lautstark dagegen.

Landschaftsökologe Malte Wenzel beschloss, dem etwas entgegenzusetzen. Auf WeAct, der Petitionsplattform von Campact, startete er eine Petition für den Ostsee-Nationalpark. Über 90.000 Menschen unterzeichneten innerhalb von wenigen Wochen – dadurch wurde der große Rückhalt für die Idee endlich sichtbar. Zusammen mit Umweltverbänden übergab Malte die Petition persönlich an Daniel Günther (CDU), den Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein. Im Frühjahr 2024 beschloss die Landesregierung dann: Einen Nationalpark wird es zwar erstmal nicht geben, aber 12,5 Prozent der schleswig-holsteinischen Ostsee sollen einen strengen Schutzstatus bekommen – ein wichtiger Teilerfolg. Inwiefern die Petition dazu beigetragen hat, erzählt uns Malte nochmal aus seiner Perspektive.

Petition: Retten Sie unsere Ostsee! Ja zum Nationalpark!

Mecklenburg-Vorpommern hat bereits zwei Nationalparks an und in der Ostsee eingerichtet. Über 90.000 Menschen fordern das jetzt auch für Schleswig-Holstein.

Malte, warum engagierst Du Dich für mehr Ostseeschutz? Und was hat Dich dazu motiviert, im August 2023 eine Petition für den Nationalpark Ostsee zu starten?

Da ich am Rande von Kiel aufgewachsen bin und auch wieder dort wohne, beschäftigt mich der schlechte ökologische Zustand der Ostsee und unserer Natur im Allgemeinen schon seit der Kindheit – verbunden mit dem Wunsch, dass sich daran etwas ändert.

Malte Wenzel übergibt vor der Staatskanzlei in Kiel die Petition für einen Ostsee-Nationalpark an den Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein Daniel Günther.
Malte (links im Bild) übergibt die Petition vor der Staatskanzlei in Kiel an Ministerpräsident Daniel Günther. Foto: Karin Desmarowitz / Campact e.V.

Ich freute mich sehr, als ich hörte, dass die schwarz-grüne Koalition auf Landesebene vertraglich vereinbart hatte, die Einrichtung eines Nationalparks Ostsee zu prüfen. Eine sehr seltene Chance, substantielle Verbesserungen für die Ostsee zu erreichen. Eine öffentliche Debatte darüber gewann im Land schnell an Fahrt. Sie wurde zunächst aber komplett von den Gegner*innen eines Nationalparks dominiert. Besonders geärgert hat mich, dass dabei vielfach mit Falschbehauptungen gearbeitet und positive Beispiele aus anderen Nationalparken, wie dem Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer, schlicht ignoriert wurden. 

Mein Eindruck war, dass diese destruktive Haltung nicht die Mehrheitsmeinung der Bevölkerung widerspiegelt. Um die Pro-Nationalpark-Stimmen endlich sichtbar zu machen, habe ich dann die Petition gestartet.

Die Petitionsübergabe an Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) war ein großes mediales Ereignis. Was ist Dir von der Übergabe besonders in Erinnerung geblieben? Wie hat Ministerpräsident Günther reagiert?

Der Entscheidung von Ministerpräsident Daniel Günther, die Unterschriften entgegenzunehmen, zolle ich Respekt. Denn seine CDU hat den Nationalpark ja abgelehnt und sich für überwiegend freiwilligen Ostseeschutz ausgesprochen. Der Termin war daher kein Heimspiel für ihn.

Bei dieser hohen Unterschriftenzahl hat er sich jedoch scheinbar verpflichtet gefühlt, uns zuzuhören. Er war jedenfalls sichtlich beeindruckt von den vielen Unterschriften und hat sich viel Zeit genommen, uns Rede und Antwort zu stehen. Am Ende verkündete er sogar, dass es nicht bei freiwilligen Maßnahmen für den Ostseeschutz bleiben wird. Dieses Versprechen war unglaublich wichtig!

Ich persönlich musste mir für die Übergabe ein Herz fassen, denn eigentlich stehe ich nicht so gerne im Rampenlicht. Aber es hat sich absolut gelohnt! Es war ein total wichtiger Schlüsselmoment der Kampagne, auch weil die Medienberichterstattung rund um die Aktion den Druck auf den Ministerpräsident weiter erhöht hat.

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Und ich musste die Übergabe ja nicht alleine stemmen: Ich bin den lokalen Umweltverbänden und natürlich WeAct sehr dankbar, dass sie mich vor der Staatskanzlei so tatkräftig unterstützt haben – trotz Schnee und sehr frostigen Temperaturen!

Im Frühjahr 2024 hat die Schwarz-Grüne Landesregierung ihren Kompromiss präsentiert: Statt eines Nationalparks kommt der „Aktionsplan Ostseeschutz 2030“. Wie bewertest Du den Aktionsplan und was erwartest Du jetzt von der Landesregierung?

Der Aktionsplan kann einen ganzheitlichen Nationalpark aus meiner Sicht nicht ersetzen. Trotzdem geht er weit über das hinaus, was die meisten in der CDU wollten. Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. 

Für die Meeresbewohner ist es zunächst eine sehr gute Nachricht, dass jetzt 12,5 Prozent der schleswig-holsteinischen Ostsee streng geschützt werden sollen. Anders als in den bisherigen „Schutzgebieten“ darf hier fortan nicht mehr gefischt werden. Schweinswale ertrinken hier nicht mehr in Stellnetzen und Fischbestände können sich erholen.

Schutzgebiete am Land der Ostseeküste soll es keine geben. Ein weiteres massives Problem ist der Eintrag von Nährstoffen aus der Landwirtschaft in die Ostsee. Hier sieht der Plan lediglich freiwillige Vereinbarungen mit der Landwirtschaft vor.

Das Mindeste, was ich erwarte, ist, dass die Landesregierung den Aktionsplan auch wirklich umsetzt und nicht verwässert. Aber natürlich braucht es künftig Ostseeschutz darüber hinaus. Wer sich weiter dafür einsetzen möchte, findet viele Möglichkeiten der Mitwirkung bei den Umweltverbänden in Schleswig-Holstein.


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Autor*innen

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