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Herzlich, Campact

Campact wird 20 – das geht nur mit einem Team, das Erfolge gemeinsam feiert und sich auch dann hilft, wenn es mal nicht so rund läuft. Unsere Campact-Kolleg*innen erzählen von Momenten, bei denen ihnen das Herz aufgegangen ist.

Solidarität hochhalten! Bedruckte Luftballons in Herzform von Campact beim solidarischen Herbst.
Foto: Chris Grodotzki

In einer Kampagnen-Organisation zu arbeiten bedeutet, mitunter ganz schön viele Widrigkeiten überwinden zu müssen: Eine Aktion im strömenden Regen organisieren, in Windeseile eine packende Pressemitteilung schreiben oder auch auf Hasskommentare in den sozialen Medien reagieren. Das alles machen unsere Kolleg*innen, weil sie etwas verändern wollen – und weil sie echte Profis sind. Manchmal klappt alles wie am Schnürchen und alle freuen sich gemeinsam. Aber manches wird auch für uns zur Herausforderung. Dann hilft eine gute Dosis Zusammenhalt. Hier berichten Kolleg*innen aus dem Campact-Team von genau solchen Erlebnissen.

Schiffbruch auf der Spree

Ein Schauspieler mit einer großen Olaf-Scholz-Maske sitzt auf einem ausblasbaren Kanu auf der Spree. Um ih herum schwimmen Personen in orangenen Rettungswesten.
Foto: Paul Lovis Wagner/Campact

Die Idee war eigentlich super: Zur Amtseinführung von Olaf Scholz wollten wir den künftigen Kanzler an seine Verantwortung für das Klima erinnern, mit einer spektakulären Aktion. Gemeinsam mit Fridays for Future wollten wir einen Papp-Scholz in einem Tretboot auf der Spree schippern lassen, um ihn herum schwimmende Menschen in Rettungswesten. Die Botschaft? „Uns steht das Wasser bis zum Hals – wir brauchen eine bessere Klimapolitik, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen“.

Doch von Anfang an lief alles schief, was nur schieflaufen konnte. Wir wollten ein Boot leihen, aber es war Dezember und alle Bootsverleihe hatten geschlossen. Wir borgten ein aufblasbares Kanu von einem Kollegen, das sich nicht richtig aufpusten ließ. Unsere Banner standen nicht im Wasser, sodass man unsere Botschaft nicht gut lesen konnte. Der Kapitän des Kanus war abgesprungen und ich musste – etwas widerwillig – das Ruder übernehmen. Mein Kollege saß, ziemlich wackelig, mit der überdimensionierten Scholz-Pappmaske hinter mir und klammerte sich an den Bootsrand. Und das alles um sechs Uhr morgens bei höchstens vier Grad.

Am Ende haben wir es irgendwie geschafft, aber die Bilder waren schlecht und es war kaum Presse gekommen. Ein ziemlicher Fail, die Aktion. Trotzdem will ich die Erinnerung daran auf keinen Fall missen, denn dieser kalte Dezembermorgen hat mir gezeigt: Wir stehen auch schwierige Momente zusammen durch und arbeiten Hand in Hand.

Judith, Organizing

Gespannt

Mein erstes Probezeitgespräch. Ich war voller Begeisterung für meinen neuen Job. Es war die Zeit der großen Klimastreiks, und Campact war ganz vorne mit dabei. Allein in Deutschland streikten in 566 Städten insgesamt 1,4 Millionen Menschen. Teil eines Teams zu sein, das sich dafür einsetze, fühlte sich großartig an. Mir lag viel an meiner Stelle und ich gab täglich mein Bestes. Aber ich hatte noch eine andere große Verantwortung zu tragen: Während der Vorbereitung auf das Gespräch musste ich immer wieder an mein 14 Monate altes Kind denken, das Zuhause auf mich wartete. Mutter sein und berufstätig – das könnte schnell eine Zerreißprobe werden, so schien es mir.

Dann saß ich meiner Chefin und einem unserer Geschäftsführer gegenüber. Aber es ging in unserem Gespräch nicht nur um Leistung oder Erfolg. Es ging um mich. Um die Herausforderung, beides zu meistern – Beruf und Familie. Und plötzlich konnte ich alles aussprechen: die Ängste, die Sorgen, das ständige Gefühl, nicht genug zu sein. Und nichts davon sprach gegen mich, im Gegenteil. Sie hörten mir aufmerksam zu und ermunterten mich. Ich war glücklich.

Fünf Jahre später bin ich immer noch hier, in einem Team, das mich nicht nur als Kollegin, sondern als Mensch sieht. Ich bin dankbar für diesen Moment, der mir zeigte: Es geht nicht nur um Arbeit. Es geht darum, wer wir sind – und wie wir einander unterstützen.

Marlena, Fundraising

„Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der Tagesschau.“

Eine Nachbildung von Lindner zerreißt 9-Euro-Tickets vor unserem Sonderzug – mit dieser Aktion hat Campact für den Erhalt des 9-Euro-Tickets protestiert.
Mit dem Sonderzug zum Finanzminister! Foto: Paul Lovis Wagner / Campact

Als FDP-Finanzminister Christian Lindner das 9-Euro-Ticket abschaffen wollte, haben wir einen Sonderzug gemietet und sind damit zum Finanzministerium gefahren. Ein echter Demo-Zug, so etwas hatten wir noch nie gemacht. Es war ziemlich spektakulär, neben vielen Demo-Teilnehmer*innen kam auch jede Menge Presse. Auch die ARD hatte ein Kamerateam geschickt. Ob wir es wohl bis in die Tagesschau schaffen würden? Dann würde das ganze Land zur besten Sendezeit von unserem Protest erfahren. Etwas Besseres könnte uns gar nicht passieren. Wir warteten gespannt.

Nach der Aktion waren wir mit dem gesamten Campact-Klima-Team in einem kleinen Restaurant in Friedrichshain, und pünktlich um 20 Uhr packte ich das Handy aus, um nachzuschauen. Als der vertraute Gong ertönte, war es ein bisschen wie Elfmeterschießen gucken. Ein paar Minuten bangten wir, doch dann war er zu sehen, unser Sonderzug. Wir hatten es in die Tagesschau geschafft! Wir sind alle aufgesprungen, haben uns in den Armen gelegen und gejubelt. Die ganze Aktion war einmalig und das ganze Team ist über sich hinausgewachsen. Ich werde diese Aktion und diesen Moment nie vergessen.

Jan-Philipp, Campaigning

Nah dran

Bei Campact und WeAct setzen Menschen sich für viele wichtige Themen ein – doch einige davon gehen einem näher als andere: Als die Psychotherapeutin Rammiya Gottschalk ihre Petition für mehr Therapieplätze startete, berührte mich das besonders. Durch meinen Job im Community-Management bin ich sehr nah dran an den Menschen, die uns unterstützen. Einige von ihnen haben mir von ihren Schwierigkeiten bei der Therapieplatzsuche erzählt und davon, wie alleingelassen sie sich mitunter deshalb fühlen. Auch, wenn ich ihnen unmittelbar nicht helfen konnte, merkte ich, dass sie sich über den Austausch freuten und es guttat, dass jemand ein Ohr für ihr Anliegen hatte.

Campact legt viel Wert darauf, dass wir mit unseren Unterstützer*innen in Kontakt bleiben können – das ist für beide Seiten ein Gewinn. Außerdem wird mir in solchen Momenten bewusst, wie wichtig es ist, dass wir uns für progressive Politik einsetzen. Petitionen wie die von Rammiya Gottschalk können das Leben vieler Menschen positiv verändern. Ich bin froh, einen Job zu haben, in dem ich meinen Beitrag zu gesellschaftlicher Veränderung leisten kann.

Robin, Community Management

Keine Panzer für Erdogan

Campact-Aktive protestieren bei der Rheinmetall-Hauptversammlung im Mai 2017. Auf Schildern steht: Keine Panzer für Erdogan!
Foto: Jakob Huber/Campact

Ich hatte erst vor zwei Wochen angefangen bei Campact zu arbeiten, als wir einen Eil-Appell starteten: Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall wollte in der Türkei eine Panzerfabrik bauen – der Despot Erdogan hätte diese gegen sein eigenes Volk einsetzen oder sie in Krisengebiete exportieren können. Campact wandte sich gegen den Bau der Fabrik an den Haushaltsausschuss des Bundestages. Der Appell ging damals an fast zwei Millionen Menschen; für mich ein riesiger Verteiler – und ich war mit dafür verantwortlich, alles überzeugend zu formulieren. Als wir den Newsletter verschickten, war ich super aufgeregt. Stimmte auch wirklich jedes Komma? Würde der Appell erfolgreich sein? 

Damals saßen wir noch alle zusammen im Verdener Büro, und die Stimmung werde ich nie vergessen. Ich aktualisierte ständig die Seite, um zu schauen, wie viele Unterschriften schon dazu gekommen waren. Innerhalb kürzester Zeit unterzeichneten mehr als 280.000 Menschen. Wenige Monate später verkündete der Rheinmetall-Chef Armin Papperger das Aus für die Panzerfabrik. 

Vera, Redaktion

Blowing in the Wind

Campact protestiert gegen die Klimablockade der FDP. Dafür durchbrechen Menschen bei einer Demo symbolisch eine Mauer aus gelben Pappkartons.
Foto: Chris Grodotzki / Campact

Berlin im März: Eine Demo von mehreren Hundert Leuten war auf dem Weg zum Kanzleramt, wo der Koalitionsausschuss über Klimapolitik beraten sollte. Die Demonstrierenden sollten kurz vor dem Ziel symbolisch eine Mauer aus Kartons durchbrechen, auf der im Stil der FDP-Wahlplakate in Pink auf Gelb „Klimablockade“ stand. Das war jedenfalls unsere Idee. Doch der kalte Märzwind drohte alles durcheinander zu wirbeln. Schon das Aufbauen der Mauer war eine Herausforderung. Als sie dann stand, gelang es uns nur mit vereinten Kräften, sie aufrechtzuerhalten: Aktionshelfer Lars, Organizerin Judith, Jonathan von Fridays for Future und ich mussten uns fast in den Kartons festkrallen, damit sie nicht weggeweht wurden. Und weil die Mauer so hoch war, konnten wir die Demonstrant*innen nicht ankommen sehen. Doch zum Glück waren sie durch ihre lauten Sprechchöre gut zu hören, sodass wir gerade noch rechtzeitig die Mauer loslassen konnten, bevor sie erfolgreich eingetreten und durchbrochen wurde. Es gab zum Glück keine Verletzten – dafür aber gute Bilder.

Matthias, Campaigning

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