AfD Rechtsextremismus Globale Gesellschaft Trump LGBTQIA* CDU Ostdeutschland Demokratie Montagslächeln Agrar

Schönebeck hat den Anfang gemacht. Am 26. April fand in Sachsen-Anhalt der erste Christopher Street Day des Jahres 2025 statt – und schaffte es gleich in die Nachrichten. Am Rande der Veranstaltung kam es zu Hitlergrüßen und Pöbeleien. Polizei und Ordnungsamt beendeten den CSD frühzeitig. Angeblich hätten die Veranstalter nicht für genügend Sicherheitspersonal gesorgt. Mitte Mai traf es den CSD in Gelsenkirchen. Er wurde aufgrund einer „abstrakten Gefahrenlage“ kurzfristig abgesagt.

Rechtsextreme Angriffe nehmen zu

Rund 200 CSDs und Straßenfeste soll es in diesem Jahr in Deutschland geben, viele davon im Pride Month Juni. Ein Sicherheitskonzept haben sie alle – das ist bei Großveranstaltungen üblich. Doch die Gefährdungslage unterscheidet sich von einem Stadtteilfest und einem Festival. Im ganzen Land, vor allem aber in Ostdeutschland, droht den CSDs rechtsextreme Gewalt. Die große Frage: Wird es noch schlimmer als im letzten Jahr?

2024 waren es Bilder aus Leipzig, Bautzen oder Zwickau, die viele Menschen schockiert haben. Grölende Neonazis, die von der Polizei zurückgehalten werden. Brennende Regenbogenflaggen, Hitlergrüße. In der Mitte der Straße junge Menschen, die für ihre Rechte und mehr Sichtbarkeit demonstrieren wollen und nun von einem Mob bedroht werden. 

Mehr als 30 CSDs wurden im letzten Jahr durch extrem rechte Demonstrationen oder Kundgebungen bedroht. Bei knapp 70 weiteren Veranstaltungen gab es Störungen und Angriffe auf Teilnehmende oder auf die Infrastruktur. „Überall dort, wo ein größerer CSD stattfand, versammelte sich die extreme Rechte zu Gegenprotesten“, heißt es mit Blick auf die sächsischen CSDs in einer Studie des Kulturbüros Sachsen

Der Hass der AfD auf queere Menschen

Dahinter steckt System. Rechtsextreme Gruppen mobilisieren im ganzen Land für ihre Proteste. Sie nutzen queere Menschen als Feindbild, um neue Anhänger*innen zu rekrutieren – unter Jugendlichen und im bürgerlich-konservativen Spektrum. CSDs symbolisieren eine aktive, lebendige Zivilgesellschaft, sie stehen für Freiheit und Vielfalt. All das lehnen Rechtsextreme ab.

Petition: Handeln gegen Orbáns Pride-Verbot!

Während Menschen in Deutschland noch auf die Straße gehen dürfen, sieht es in Ungarn bereits anders aus. Dort hat Staatschef Viktor Orbán die Pride-Parade in Budapest verboten. Eine weitere Attacke des ungarischen Staatschefs auf die LGBTQIA*-Community und ein Verstoß gegen EU-Grundwerte. Auf WeAct fordern bereits über 80.000 Menschen Außenminister Johann Wadephul (CDU) auf, sich für schärfere EU-Sanktionen gegen Orbán einzusetzen, so wie es der Koalitionsvertrag in solchen Fällen vorsieht!


Die AfD befeuert diese Entwicklung. Sie nutzt traditionelle Männlichkeitsbilder, um Jugendliche anzusprechen. So wie ihr Bundestagsabgeordneter Maximilian Krah, der behauptet: „Echte Männer sind rechts.“ Oder sie warnt vor angeblicher Frühsexualisierung von Kindern durch queere Menschen. All das wirkt: In Bautzen, wo die AfD bei der Bundestagswahl 46 Prozent der Stimmen erhielt, standen den knapp 1.000 CSD-Teilnehmenden im letzten Jahr rund 700 Neonazis gegenüber.

CSD-Sponsoren springen ab

So richtig aufgegangen sind die Einschüchterungspläne bislang nicht. Auch 2025 gibt es wieder mehr als 200 CSDs, viele davon in kleinen und mittelgroßen Städten. Doch bundesweit verschärfen Veranstalter ihre Sicherheitskonzepte, in manchen Städten werden sogar Sicherheitskorridore vom Bahnhof in die Innenstadt eingerichtet.

Und es gibt ein weiteres Problem. Immer mehr Pride-Paraden haben Finanzprobleme, denn das Sponsoring bricht ein. Zahlreiche deutsche Ableger großer US-Konzerne geben nichts mehr. Der Grund: Donald Trumps Hass auf queere Menschen. Der Präsident hat in den USA bereits den Bundesbehörden das Geld für Programme zu Vielfalt, Teilhabe und Inklusion gestrichen – und forderte nun Unternehmen auf, das auch zu machen. Leider gehorchen sie ihm.

Campact unterstützt CSDs

Das ist eine traurige Entwicklung. Doch wir müssen nicht tatenlos zusehen. Die Angriffe auf CSDs gehen uns alle an, egal ob hetero oder homo – sie zielen auf unsere demokratischen Werte und unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt. 

Hier findest Du eine Liste mit allen CSDs in Deutschland – bestimmt ist auch einer in Deiner Nähe. Campact unterstützt bundesweit Demos und hilft bei Kosten für Bühnen, technische Ausstattung und notfalls auch Security. Möglich ist das nur, weil Tausende Menschen finanziell unterstützen. Setze auch Du Dich dafür ein, dass queere Menschen weiterhin für ihre Rechte auf die Straße gehen können und spende für unsere CSD-Kampagne

Spende jetzt einen Wunschbetrag für sichere CSDs
TEILEN

Autor*innen

Henrik Düker ist Politikwissenschaftler und Soziologe. Bei Campact arbeitet er als Redakteur, im Blog beschäftigt er sich in seiner Kolumne vor allem mit LGBTQIA*-Themen. Alle Beiträge

Auch interessant

LGBTQIA* Regenbogenflagge: Was Du über sie wissen musst Demokratie, LGBTQIA*, Trump “There are only two genders: male and female” Bundestagswahl, LGBTQIA* LGBTQ*-Check zur Wahl 2025  AfD, LGBTQIA* AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel: „Ich bin nicht queer“ Hate Speech, LGBTQIA*, Medien Ach, Joanne LGBTQIA*, Rechtsextremismus Brauner Nachwuchs LGBTQIA*, Rechtsextremismus Homohass von Rechts LGBTQIA*, Ostdeutschland, Rechtsextremismus „Stabile“ Bürger LGBTQIA*, Menschenrechte Der Hype, der keiner ist LGBTQIA*, Ostdeutschland, Rechtsextremismus Jung, männlich, gewaltbereit: Wer den CSD bedroht