Appell Verkehr
Das 58-Euro-Ticket, auch Deutschlandticket genannt, steht erneut vor dem Aus. Weil Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) und die Verkehrsminister*innen der Länder sich bei der Finanzierung gegenseitig blockieren, könnte das Ticket schon wieder teurer werden.
Bereits in wenigen Tagen treffen sich die Verkehrsminister*innen der Länder zur Entscheidung. Von 9 auf 49, dann auf 58 Euro – und nun die nächste Preiserhöhung? Campact fordert: Schluss damit! Sorgt endlich dafür, dass das Deutschlandticket dauerhaft bleibt und nicht teurer wird. Denn das Deutschlandticket sorgt schon jetzt, knapp zwei Jahre nach seiner Einführung, für positive Auswirkungen auf Klima und Gesundheit.
Mobilität für alle – Deutschlandticket retten!

Bis 2029 sollte das Deutschlandticket eigentlich nicht teurer werden. Doch jetzt schieben sich Bund und Länder gegenseitig die Verantwortung zu – niemand will die höheren Kosten übernehmen. Darum müssen die Minister*innen jetzt merken, wie wichtig das Ticket für viele in Deutschland ist. Nur dann retten sie es.
Schadstoffbelastung in Städten sinkt
13,5 Millionen Menschen nutzen aktuell das Deutschlandticket, die meisten von ihnen leben in Städten und Ballungsräumen. Das sind 13,5 Millionen Menschen, die zur Arbeit, zum Sport oder in den Urlaub mit Bus und Bahn statt mit dem Auto unterwegs sind.
Das Kopernikus-Projekt Ariadne, ein Verbund mehrerer Forschungsinstitute, veröffentlichte zum zweiten Geburtstag des Deutschlandtickets eine Studie, die einen positiven Effekt auf das Klima unterstreicht. Demnach seien 12 bis 16 Prozent der Deutschlandticket-Fahrten vorher mit dem Auto zurückgelegt worden. Die Verkehrsunternehmen meldeten außerdem: Gäbe es das Ticket nicht, wären rund acht Prozent aller Deutschland-Ticket-Fahrten mit dem Auto unternommen worden. 2,3 Millionen Tonnen CO2 wurden in den ersten zwei Jahren des Tickets eingespart und rund 560 Millionen Autofahrten durch Fahrten mit Bus und Bahn ersetzt. Und da wäre noch viel mehr möglich, wenn noch mehr Menschen durch bezahlbare Preise dazu motiviert würden, vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen.
Mit der Anzahl der Autos nimmt auch allgemein die Schadstoffbelastung in einer Stadt ab. Durch weniger Abgase, Reifenabrieb und Staubaufwirbelung sinkt die Luftverschmutzung. Luftverschmutzung ist einer der größten Risikofaktoren für Krankheiten im Zusammenhang mit dem Klima.
Mehr Sicherheit im Straßenverkehr
Weniger Autos bedeuten natürlich auch: Mehr Platz für alle anderen Verkehrsteilnehmer*innen. Insbesondere Radfahrende würden von einem entschlackten Stadtverkehr profitieren. Denn in eine Vielzahl von Unfällen mit Fahrrädern sind Autos involviert. Wenn das Unfallrisiko niedrig und die Infrastruktur fahrradfreundlich ist, schwingen sich wahrscheinlich sogar noch mehr Menschen aufs Rad. Davon profitieren der Straßenverkehr und natürlich die Personen selbst, auch gesundheitlich.
Auch Kinder im Straßenverkehr würden dadurch besser geschützt. Weniger Autos auf den Straßen machen das Radfahren für sie sicherer. Schutzbereiche wie Tempo-30-Zonen und autofreie Abschnitte vor Schulen erhöhen ebenfalls die Sicherheit für unsere kleinsten Verkehrsteilnehmenden. Gibt es ein übersichtliches, inklusives und breites Nahverkehrsangebot, das Kinder mit berücksichtigt, fühlen auch sie sich in öffentlichen Verkehrsmitteln wohler und sind für Fahrten zur Schule, Musikprobe oder zum Training nicht auf „Elterntaxis“ angewiesen.
Weniger Bürokratie und mehr Übersichtlichkeit
Endlich ein Ticket, dass überall gilt, egal in welchem Bundesland oder Verkehrsverbund man sich befindet: Diesen Traum hat das Deutschlandticket die vergangenen zwei Jahre wahr gemacht. Denn abseits davon ist Deutschland ein Tarif-Dschungel aus unterschiedlichen Verkehrsbetreibern, Geltungsbereichen und Preisgestaltungskonzepten.
Der ehemalige Verkehrsminister Volker Wissing (jetzt parteilos, vorher FDP) sagte bereits über „sein Baby“: „In Wahrheit ist das Deutschlandticket auch ein Digitalisierungsprogramm für öffentlichen Personennahverkehr.“ Damit lässt sich viel Geld sparen. So könnten etwa Vertriebskosten reduziert und Verkehrsverbünde miteinander verschmolzen werden. Die frei werdenden Mittel könnten die Verkehrsbetriebe einsetzen, um das Angebot an Bus- und Bahnverbindungen zu verbessern.
Auch Wissing wies darauf hin, dass diese Ideen „ein Stück weit verlangsamt worden [seien], durch diese Debatte über die Zukunft des Deutschlandtickets“. Niemand setze auf das Ticket oder leite Reformschritte ein, wenn es im jährlichen Rhythmus infrage gestellt werde.
Deutschland braucht weniger Bürokratie – und eine so einfache Lösung wie das Deutschlandticket beizubehalten würde Nerven, Aufwand und Zeit für alle sparen.
Deutschlandticket dennoch vor dem Aus
Trotz all dieser Vorteile könnte das Deutschlandticket für Verbraucher*innen bald richtig teuer werden. Schon am Freitag fällt die Entscheidung. Bitte unterzeichne den Appell von Campact, damit das beliebte Ticket bezahlbar bleibt.