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Ein ❤️ für Radfahrende

Radfahren in Deutschland ist gefährlich – und endet für einige hundert Menschen jedes Jahr tödlich. Wenn Autofahrer*innen mitdenken und helfen, können wir das ändern.

Ein Radfahrer fährt an einem Auto vorbei. Die Autotür geht plötzlich auf und der Radfahrer muss ausweichen.
Solche Dooring-Unfälle können schlimm enden, dabei ließen sie sich leicht vermeiden. Foto: IMAGO / Funke Foto Services

Pro Jahr sterben in Deutschland fast 450 Menschen auf dem Fahrrad – also mehr als eine Person pro Tag. Dafür gibt es viele Gründe, von fehlenden Radwegen an Landstraßen bis zu unvorsichtiger Fahrweise bei Glatteis. In einer Vielzahl der Fälle sind jedoch Autos involviert. Damit die Zahl schlimmer Unfälle zurückgeht, kommen hier ein paar Tipps für Autofahrer*innen zur Unfallprävention.

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Abstand halten!

Laut Straßenverkehrsordnung müssen Autofahrer*innen innerorts 1,5 Meter und außerorts 2 Meter Abstand halten, wenn sie jemanden auf dem Rad überholen wollen. Aus eigener Erfahrung würde ich schätzen, dass über die Hälfte der Autos, die mich jeden Tag überholen, diesen Abstand nicht einhält. Zur Veranschaulichung: Ein Smart ist ungefähr 1,5 Meter breit – und der passt gewiss nicht oft zwischen mich und das überholende Auto. 

Das Einzige, was hier wirklich hilft, ist die richtige Einstellung: Ein Fahrrad muss wie ein vollwertiger Verkehrsteilnehmer behandelt werden. Beim Überholen heißt das: Abstand halten, rechtzeitig blinken und nur überholen, wenn kein Gegenverkehr kommt. Ich versuche oft die Autofahrenden zu unterstützen, indem ich nicht zu sehr am Rand fahre. So können sie mich besser sehen und werden nicht verleitet, trotz Gegenverkehr zu überholen. Gefährlicher als das Überholen ist aber auf jeden Fall das Abbiegen.

Aufpassen beim Abbiegen

In der Fahrschule ist er wichtiger Bestandteil, danach wird er oft vernachlässigt: der Schulterblick. Dabei lernen wir alle, was ein toter Winkel ist und dass gerade Fahrradfahrer*innen sehr leicht darin verschwinden können. Ein Blick in die Außenspiegel, egal ob beim Abbiegen nach links oder rechts, ist einfach nicht genug. Erst wenn der Blick wirklich über die Schulter geht, kann die notwendige Kontrolle erfolgen, ob ein anderer Verkehrsteilnehmer da ist oder nicht.

➡️ Kleiner Tipp: Wenn das Kinn die Schulter nicht berührt, ist es kein richtiger Schulterblick.

Radwege und Schutzstreifen freihalten

Immer wieder geraten Radfahrer*innen in gefährliche Situationen, weil sie zugeparkte Radwege oder Fahrradschutzstreifen verlassen müssen. Auch ich sehe das häufig bei mir in Hamburg: Statt auf der zweispurigen Straße stehenzubleiben und dort ein Hindernis für nachkommende Autos zu bilden, wird schnell auf den Schutzstreifen gefahren und dort gehalten. Der Verkehrsfluss für Autos bleibt bestehen, aber Radfahrer*innen müssen jetzt ihre nicht zufällig als Schutzstreifen bezeichnete Spur verlassen. Das sorgt für Stress und ist gefährlich. Besonders, weil beim Überholen auch noch auf das sogenannte Dooring geachtet werden muss.

Matthias Flieder ist ist Campaigner bei Campact. Im Blog schreibt er über Verkehrspolitik in Deutschland und Europa.

Dooring-Unfälle verhindern – mit diesem Trick

Immer wieder kommen Radfahrende zu Schaden, weil beim Passieren von parkenden oder haltenden Autos vor ihnen die Türen geöffnet werden und sie dann mit diesen zusammenstoßen. Je nach Geschwindigkeit kann das mit schlimmen Verletzungen oder sogar tödlich enden. Dabei ist es ganz einfach, diese Unfälle zu vermeiden – mit dem sogenannten holländischen Griff.

Diese Technik stammt tatsächlich aus den Niederlanden und wird dort von der Mehrzahl der Fahrschulen schon seit den 1970er Jahren zur Unfallprävention gelehrt. Er geht ganz einfach: Immer die Tür mit der Hand öffnen, die am weitesten von ihr entfernt ist. Also: Als Fahrer*in immer mit der rechten Hand die Tür öffnen. Das führt dazu, dass der Oberkörper zur Tür gedreht werden muss und dadurch der Blick nach links Richtung Fahrbahn praktisch automatisch passiert. 

Fazit zur Unfallprävention

Diese kleinen Hinweise für Autofahrer*innen machen das Leben für Radfahrer*innen deutlich sicherer. Der beste Schutz für Radler*innen aber sind Autofahrer*innen, die selber aufs Rad steigen. Je weniger Autos unterwegs sind, umso sicherer werden die Straßen für Menschen, die mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs sind. Gerade jetzt im Frühling bietet sich der Wechsel an die frische Luft doch an.

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Autor*innen

Matthias Flieder ist studierter Geisteswissenschaftler und seit 2017 Campaigner bei Campact. Nachdem er zuvor für Greenpeace hauptsächlich für Klima- und Umweltschutz aktiv war, versucht er jetzt in allen Politikfeldern progressive Politik voranzubringen. Für den Campact-Blog schreibt er über die Freuden und Leiden des Fahrradfahrens und die deutsche Verkehrspolitik. Alle Beiträge

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