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„Der Joghurt mit der Ecke, der Ecke, mit was drin“ – dazu die Melodie von „Mein Hut, der hat drei Ecken“. Diesen Ohrwurm wird man nicht so schnell wieder los. Ebenso bekannt wie der Joghurt mit der Ecke ist die Müllermilch: Im Laufe der 1970er-Jahre machte Theo Müller den Konzern groß. Mittlerweile gehören zu dem Molkerei-Imperium auch Marken wie Landliebe, Weihenstephan, Sachsenmilch oder Homann. Und selbst der Nordsee-Fisch im Supermarkt stammt aus seinen Fabriken.

Rund 9,5 Milliarden Euro Umsatz machte die Unternehmensgruppe im Jahr 2024 laut Unternehmenswebsite und gehört damit zu den größten Molkereikonzernen weltweit. So weit so normal in einem Land, das EU-weit die meiste Kuhmilch produziert. Millionen Menschen greifen täglich zu Joghurts und Milchprodukten mit dem bekannten roten Logo – und finanzieren so nichtsahnend einen Sympathisanten der AfD.

Müllers-AfD-Unterstützung aufdecken

Ein AfD-Logo im Supermarkt? Mit unseren Aufklebern auf Müllermilch und Co. klärst Du direkt im Supermarkt auf: Wer zu Müller-Produkten greift, unterstützt einen Milliardär, der Rechtsextreme salonfähig machen will. Nimm die Sticker mit in den Supermarkt und klebe sie einfach auf Müller-Produkte im Kühlregal.

Champagner mit den Rechtsextremen: Der Müllermilch-Gründer und die AfD

Denn der Gründer des Molkereikonzerns Müller pflegt enge Kontakte zur AfD-Chefin: Auf seiner Geburtstagsparty im Mai, auf dem Gelände der Weihenstephan-Molkerei im bayerischen Freising, feierte Theo Müller, einer der reichsten Deutschen (inzwischen in die Schweiz ausgewandert) – an der Seite seiner Freundin und AfD-Fraktionschefin Alice Weidel. Distanz zur extremen Rechten? Fehlanzeige.

Es ist nicht das erste Treffen von Weidel und Müller. Bereits 2023 bestätigte der Joghurt-Patriarch Kontakte zur AfD-Chefin und behauptete, er habe bei Weidel keine Hinweise auf eine NS-Ideologie erkennen können.

Laut Recherchen des Magazins Der Spiegel befanden sich auf der Geburtstagsparty des Müllermilch-Milliardärs auch andere Politiker und publizistische Stimmen, die Verbindungen in die rechtsextreme Szene haben:

Auch Backwerk-Mitgründer Hans-Christian Limmer gratulierte dem Molkerei-Magnaten und Wahl-Schweizer vor Ort. Laut Recherchen des Spiegels haben sich auch Limmers Eltern in einem völkischen, rechtsextremen Umfeld bewegt, in dem auch bekannte Holocaustleugner verkehrten. 2005 soll Limmer zudem gemeinsam mit ihnen eine Immobilie für einen revisionistischen Verein in Sachsen erworben haben; also einem Verein, der den Holocaust und andere Verbrechen der Nationalsozialisten leugnet. Auf einem Südtiroler Hof, der ihm laut Polizei (mit)gehörte, fand 2007 ein Treffen von Neonazis statt.

Großspenden für die AfD

Nicht nur aus der Molkereibranche erhält die AfD Zuspruch. Ein Blick auf die Konten der AfD zeigt, dass einige andere Unternehmer der Partei sogar finanziell den Rücken stärken. Im Bundestagswahlkampf 2025 gingen die größten Einzelspenden an die rechtsextreme Alternative für Deutschland (AfD). 

Zu den Großspendern gehörten:

  • Horst Jan Winter, Aufsichtsratsmitglied der Böttcher AG – einem bekannten Großhändler für Bürobedarf
  • Winfried Stöcker, Gründer von „Euroimmun“ und umstrittener Arzt. Er hatte während der Corona-Pandemie mit einer illegalen Impfaktion Schlagzeilen gemacht.
  • Bauingenieur und Unternehmer Hartmut Issmer
  • Vermögensverwalter Christian Krawinkel

Sie finanzierten die Partei mit insgesamt über fünf Millionen Euro.

Backwerk und Red Bull: Unternehmer normalisieren Rechtsaußen

Geld ist Treibstoff – und ebenso interessant sind die Verflechtungen, die dahinter stecken. Recherchen von Correctiv legten im Januar 2024 offen: AfD-Politiker, Unternehmer und Rechtsextreme wie der Österreicher Martin Sellner trafen sich im November 2023 in Potsdam. Dort sprachen sie über „Remigration“ von Millionen Deutschen – ein menschenverachtendes Konzept, das die Vertreibung von Menschen anhand rassistischer Kriterien meint.

Auch der bereits erwähnte Backwerk-Mitgründer Hans-Christian Limmer stand auf der Einladungsliste zu dem Treffen in der brandenburgischen Hauptstadt. Correctiv zufolge nahm er daran aber nicht teil. Nach Bekanntwerden der Berichterstattung zeigte er sich empört und wies die Anschuldigungen, er sei daran beteiligt gewesen, zurück. In einer Stellungnahme gegenüber der Wirtschaftswoche bezeichnete er „den Dreiklang“ (aus Geheimtreffen, Geheimplan und Ausweisung nach rassistischen Kriterien) als „frei erfunden“.

Umstritten ist auch der mittlerweile verstorbene Red-Bull-Gründer und Medienunternehmer Dietrich Mateschitz und seine Nähe in die rechtsextreme Szene. Über seinen Fernsehsender Servus TV wurden rechte Ideologien verbreitet. Der österreichische Sender bediente sich in seiner Berichterstattung rechter Narrative und bot Querdenkern, Impfgegner*innen und Rechtsextremen eine Bühne. Im Debattenformat des Senders Hangar 7 trat beispielsweise der bereits erwähnte Martin Sellner auf; jener Rechtsradikale, der die rassistischen und menschenfeindlichen „Remigrations“-Pläne entwickelt und in einem Buch verewigt hat.

Bauen am rechten Rand

Recherchen von Zeit Online zeigen außerdem, wie eng rechtsextreme Akteure auch mit Teilen der Baubranche verknüpft sind. In einst strukturschwachen ostdeutschen Städten wie Anklam in Mecklenburg-Vorpommern kaufen Rechtsextreme gezielt leerstehende Gebäude auf und sanieren sie. Teils eröffnen sie Geschäfte mit offensichtlich rechtsradikalen Chiffren wie der Zahl „88“ auf dem Firmenschild.

Da ist was faul mit Bio: Zwischen Öko-Ideen und rechter Ideologie

Doch nicht nur Milch-Milliardäre, Energiedrink-Erfinder oder ostdeutsche Bauunternehmer tummeln sich in der Nähe von Verschwörungserzählern und Rechtsextremen. Auch im einst nischigen Naturkost- und Esoterik-Milieu finden sich verschwörungsideologische und rechtsextreme Weltbilder. Besonders sichtbar wurde das während der Corona-Pandemie.

Ein Beispiel ist der Chef der bekannten Naturkostfirma Rapunzel: Joseph Wilhelm verbreitete wiederholt Verschwörungsmythen über Impfungen und verharmloste die Corona-Pandemie – Positionen, die eng mit rechtsextremen Narrativen verwoben sind, wie es immer wieder auf Demonstrationen von Corona-Leugner*innen zu sehen war. Bereits vor der Pandemie warb das Unternehmen mit dem Verschwörungstheoretiker und Rechtsradikalen Attila Hildmann. In einer Erklärung auf ihrer Internetseite distanzierte sich Rapunzel 2020 von Hildmann.

Unter den Gästen der firmeneigenen öffentlichen Rapunzel-Events fanden sich in der Vergangenheit mitunter Verbindungen zur völkisch-antisemitischen Anastasia-Bewegung. Ihre Ideologie verbindet Esoterik mit Rassismus und völkischem Denken.

Fest steht: Rechtsextreme Netzwerke agieren nicht nur am Rand der Gesellschaft, sondern sie greifen gezielt auch in Milieus ein, die als alternativ, naturnah oder friedlich gelten. 

Normalisierung passiert, wenn wir schweigen

Wenn Unternehmer*innen, Medien, Politiker*innen und Promis rechtsextremen Positionen eine Bühne bieten und ihnen Nähe schenken, verschiebt sich die Grenze des Sag- und Machbaren. Was gestern aus guten Gründen tabu war, wirkt heute nur noch wie eine unproblematische Meinung.

So funktioniert Normalisierung: Wiederholung, Reichweite und eine respektable Kulisse lassen radikale, menschenverachtende Ideen harmlos erscheinen – bis die reale Gefahr, die von Rechtsextremismus ausgeht, nicht mehr als solche wahrgenommen wird.

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