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Protest im Dauerregen: Merkel trifft Atombosse im AKW Emsland

Die Bedingungen hätten widriger kaum sein können. Schon seit den frühen Morgenstunden goss es im Emsland aus Kübeln. So füllte sich der Platz vor dem Atomkraftwerk Emsland nur langsam mit fröstelnden Demonstrant/innen unter Regenschirmen. Doch nicht nur uns machte der Regen Schwierigkeiten, auch die Kanzlerin, die sich im Rahmen ihrer „Energiereise“ zum Besuch im Kraftwerk […]

Die Bedingungen hätten widriger kaum sein können. Schon seit den frühen Morgenstunden goss es im Emsland aus Kübeln. So füllte sich der Platz vor dem Atomkraftwerk Emsland nur langsam mit fröstelnden Demonstrant/innen unter Regenschirmen. Doch nicht nur uns machte der Regen Schwierigkeiten, auch die Kanzlerin, die sich im Rahmen ihrer „Energiereise“ zum Besuch im Kraftwerk angesagt hatte, traf deutlich zu spät ein – ihr Hubschrauber konnte nicht fliegen.

Eigentlich wollten wir Merkel gemeinsam mit der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt die über 160.000 Unterschriften unter unserem Appell „Atomkraft abschalten“ überreichen. Doch aus dem Kanzleramt erhielten wir gestern die Nachricht, dass Merkel hierfür leider keine Zeit habe. Für die Manager der Atomkonzerne RWE und Eon, Jürgen Großmann und Johannes Teyssen hatte Merkel hingegen eineinhalb Stunden Zeit mit gebracht – eine sehr eindeutige Prioritätensetzung für die Kungelrunde mit den Atombossen.

Diese Runde stellten wir denn auch gleich zu Auftakt unserer Aktion dar. Direkt vor dem Kraftwerkszaun klüngelte eine Merkel-Puppe mit vier Atombossen in Skelettkostümen an einem Tisch aus Atommüllfäsern. Viele Demonstrant/innen versammelten sich dahinter mit Schildern und forderten lautstark „Schluss mit der Kungelrunde – Atomkraft abschalten!“ Auf ein Signal hin ließen wir 2.000 schwarz-gelbe Ballon aufsteigen, die vom starken Wind direkt über die Reaktorkuppel und den Kühlturm geweht wurden. Die zahlreichen Medienvertreter waren begeistert.

Kurz vor 11.00 Uhr trafen dann über 30 Landwirte mit ihren Traktoren aus der Region und dem Münsterland ein. Alle strömten ihnen entgegen und begrüßten sie mit Trommeln und Trillerpfeifen. Die Szenerie erinnerte an das Wendland, wo die Bauern bei Castor-Transporten sich mit Hunderten Landmaschinen an den Anti-Atom-Protesten beteiligen.

Gegen 11.30 Uhr fuhr auf dem AKW-Gelände dann die Wagenkolonne der Kanzlerin vor. Merkel hatte einen Nebeneingang genommen, doch keine 25 Meter von uns entfernt entstieg sie ihrem Wagen, um dort von den Chefs der Atomkonzerne in Empfang genommen zu werden. Ohrenbetäubender Lärm schalte ihr über den Zaun hinweg entgegen, gemischt mit rhythmischen „Abschalten“-Rufen.

Trotz des nicht nachlassen wollenden Regens fuhren wir alle in einer fröhlichen und zugleich kämpferischen Stimmung nach Hause. Die meisten verabschiedeten sich mit dem Versprechen: Am 18. September, wenn in Berlin zehntausende gegen Atomkraft protestieren und gemeinsam das Regierungsviertel umzingeln sollen, sind wir wieder dabei.

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Autor*innen

Christoph Bautz ist Diplom-Biologe und Politikwissenschaftler. Er gründete 2002 gemeinsam mit Felix Kolb die Bewegungsstiftung, die Kampagnen und Projekte sozialer Bewegungen fördert. 2004 initiierte er mit Günter Metzges und Felix Kolb Campact. Seitdem ist er Geschäftsführender Vorstand. Zudem ist er Mitglied des Aufsichtsrats von WeMove, der europaweiten Schwesterorganisation von Campact, sowie der Bürgerbewegung Finanzwende. Alle Beiträge

5 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Als Lingenerin und Grüne war ich begeistert, dass so viele Menschen den Weg nach Lingen gefunden haben. Bei öffentlichen Protesten sind wir oft alleine, aber Frau Merkel hat es geschafft, dass wir in den Medien eine große Aufmerksamkeit hatten.

    Ich wünsche mir, dass der Protest nicht so schnell vergeht und dass wir es gemeinsam schaffen, dass die Atomanlagen endlich abgeschaltet werden.

  2. Ich bin in Gedanken bei EUch und hoffe sehr, dass der Plan , die AKW- Laufzeiten zu verlängern durch harten und millionenfachen Protest nicht zustandekommt.
    Die Sanierung der Asse wird eine Milliarde kosten, so ein Quatsch:“billiger STrom durch AKWs“!!!
    Keiner weiß , wohin mit dem Müll , den wir unseren Kindern und Enkelkindern hinterlassen. EIne Schande fürs „christliche Abendland“. Soll man doch endlich die ungeheuren Energien von der Sonne nutzen , die in der Sahara verpuffen. Um diese Energie zu födern und transportieren, dafür muss Geld her.

    Viel Erfolg ! Ich bin inzwischen schwerbehindert und kann nicht mehr mitdemonstrieren.
    MAike

  3. Unsere Kanzlerin war an der Front.
    Was hat Sie uns mitgebracht?
    Billigeren Strom? Nein
    Beurteilung: Kein Vorteil für die Wähler

    Es gab schon Politiker, die reisten auch erstmals an die Front.
    Was haben die uns mitgebracht: Deutsche Kriegsgefangene.
    Beurteilung: grandiose Leistung

    Deutsche sind gerne vorne dabei.
    Wäre es nicht toll, wenn wir den billigsten Atomstrom aller
    westlichen Nationen hätten? Nein wir sind die Teuersten.

    Warum ist der Strom beim Nachbar billiger?
    Warum sind unsere Medikamente beim Nachbar billiger?

    Wir Bürger erhalten keine Antwort auf diese Fragen. Ergo haben
    wir die falschen Verhandlungspartner.

  4. euch, denn ich kann nicht dabei sein. Ich unterstütze Euch leider derzeit nur mental. Ich bin gegen AKWs seit den 80igern und früher auf jeder Demo. Heute habe ich eine Solaranlage auf meinem Dach und somit schon mal einen kleinen Beitrag geleistet, dass die Dinger endlich abgeschaltet werden! Liebe solidarische Grüße, Maria aus Stuttgart

  5. Hallo,

    sehr schön diese Aktion. Vor allen Dingen das Wetter als Bote für eine mögliche Pro-AKW-Entscheidung.
    Schade nur, daß eine vom Volk gewählte Bundeskanzlerin das Volk hat im Regen stehen lassen.
    Nicht mal Zeit für ein shake hands… 🙁 🙁 🙁

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