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Aktion vor dem Kanzleramt: So geht umfairteilen!

10 Billionen Euro: Der goldene Berg vor dem Bundeskanzleramt leuchtet im Sonnenlicht so intensiv, dass Passanten geblendet die Augen zusammenkneifen. Die Summe auf dem riesigen Schatzkistenstapel wurde erst letzte Woche vom Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung bestätigt: so groß ist das private Nettovermögen der Deutschen. Doch über die Hälfte des Reichtums gehört allein dem reichsten […]

10 Billionen Euro: Der goldene Berg vor dem Bundeskanzleramt leuchtet im Sonnenlicht so intensiv, dass Passanten geblendet die Augen zusammenkneifen. Die Summe auf dem riesigen Schatzkistenstapel wurde erst letzte Woche vom Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung bestätigt: so groß ist das private Nettovermögen der Deutschen. Doch über die Hälfte des Reichtums gehört allein dem reichsten Zehntel der Bevölkerung – während sich die ärmere Hälfte der Menschen nur ein einziges Prozent davon teilt (mehr dazu im Blog-Kommentar).

Die Forderung nach einer einmaligen Vermögensabgabe und Wiedereinführung der Vermögensteuer eint das Bündnis „umfairteilen – Reichtum besteuern“, in dem sich Gewerkschaften, Sozialverbände und über dreißig weitere bundesweite Organisationen zusammengeschlossen haben. Mit einer Aktion vor dem Kanzleramt und einer Pressekonferenz macht das Bündnis noch einmal auf den bevorstehenden Aktionstag am kommenden Samstag, 29.9., aufmerksam: Dann werden zehntausende Menschen in über vierzig Städten für gerechtere Verteilung auf die Straße gehen.

Aktion vor dem Kanzleramt: Reichtum umfairteilen – Fotos cc-by-nc: Jakob Huber für Campact

Wie, wovon und wofür muss umfairteilt werden? Vor dem angehäuften Reichtum finden sich eine Altenpflegerin, ein Kita-Erzieher und eine Handwerkerin ein. Mit traurigen Mienen, denn für wichtige Aufgaben wie Pflege, Bildung und Energiewende stellt die öffentliche Hand schon seit Jahren viel zu wenig Geld zur Verfügung. Doch auf einmal tut sich was: „Um-fair-tei-len“ fordern rund 30 Aktive im Chor und halten überdimensionierte 500-Euro-Scheine hoch. Die Umfairteiler lassen sich nicht lange bitten – Geldscheinbündel und Münzen wandern aus einer der vielen Schatzkisten in die Hände von Beschäftigten, deren Tätigkeiten sonst nur in Sonntagsreden „aufgewertet“ werden. Mit der Stimmung steigt – dank kräftigem Einsatz von „Klatschpappen“ – auch der Lautstärkepegel: „Reich-tum be-steuern!“ Unter dem Jubel der Aktiven erklettern Pflegekraft, Handwerkerin und Erzieher schließlich den „Mount Money“ und rücken damit das Verhältnis von Mittel und Zweck wieder gerade: Privater Reichtum muss auch den Bedürfnissen der ganzen Gesellschaft zugute kommen, getreu Artikel 12 Grundgesetz: „Eigentum verpflichtet“.

Statt eines Erziehers, einer Pflegerin und einer Fachkraft für energetische Gebäudesanierung hätten ebenso gut Arbeiter im sozialen Wohnungsbau, Lehrerinnen, Busfahrer im öffentlichen Nahverkehr oder Sozialarbeiterinnen auf dem Reichtumsberg Platz nehmen können. Denn all diese Bereiche sind seit Jahren chronisch unterfinanziert, während die großen Privatvermögen immer weiter anwuchsen. Auf gute Bildung, menschenwürdige Pflege, vernünftige Verkehrsanbindung und bezahlbare, nachhaltige Energieversorgung sind alle Menschen angewiesen. Ohne den fairen Beitrag der besonders Finanzstarken sind diese notwendigen Leistungen, die zudem viele Arbeitsplätze sichern und weitere schaffen können, nicht ausreichend finanzierbar. Und auch Armut – insbesondere bei Kindern – wird ohne Umfairteilen nicht verschwinden, wie eine am Dienstag veröffentlichte Langzeitstudie der Arbeiterwohlfahrt erneut belegt.

Deshalb heißt es am kommenden Samstag, 29.9.: Raus auf die Straße – für gelebte Solidarität statt sozialer Spaltung. In über vierzig Städten finden Aktionen statt, auch in Ihrer Nähe. Wir hoffen, Sie sind dabei!

Autor*innen

Annette Sawatzki, Jahrgang 1973, studierte Philosophie, Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre in Bonn, Berkeley und Hamburg. Sie arbeitete als Dokumentarin, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Büroleiterin von Bundestagsabgeordneten. Ihre Schwerpunkte als Campaignerin bei Campact liegen in der Sozial-, Wirtschafts- und Finanzpolitik. Alle Beiträge

3 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Religion oder Leben

    „Die Entwicklung vom Herdenmenschen, vom Teilmenschen zum selbständigen Vollmenschen, zum Individuum und Akraten, also zum Menschen, der jede Beherrschung durch andere ablehnt, setzt mit den ersten Anfängen der Arbeitsteilung ein. Sie wäre längst vollendete Tatsache, wenn diese Entwicklung nicht durch Mängel in unserem Bodenrecht und Geldwesen unterbrochen worden wäre – Mängel, die den Kapitalismus schufen, der zu seiner eigenen Verteidigung wieder den Staat ausbaute, wie er heute ist und ein Zwitterding darstellt zwischen Kommunismus und Freiwirtschaft. In diesem Entwicklungsstadium können wir nicht stecken bleiben; die Widersprüche, die den Zwitter zeugten, würden mit der Zeit auch unseren Untergang herbeiführen, wie sie bereits den Untergang der Staaten des Altertums herbeigeführt haben.“

    Silvio Gesell (Vorwort zur 4. Auflage der NWO, 1920)

    Kaum jemand weiß heute noch, dass ursprünglich die Bundesrepublik Deutschland nicht eine kapitalistische Marktwirtschaft mit angehängtem „Sozialstaat“ werden sollte, sondern eine freie Marktwirtschaft ohne Kapitalismus (Freiwirtschaft = echte Soziale Marktwirtschaft), die den Sozialstaat zur Finanzierung kapitalismusbedingter Massenarbeitslosigkeit gar nicht nötig hat, weil sie prinzipbedingt und unabhängig vom jeweiligen Stand der Technologie für natürliche Vollbeschäftigung und absolute soziale Gerechtigkeit sorgt:

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2012/08/personliche-freiheit-und-sozialordnung.html

    Es wurde übersehen, dass der eigentliche Beginn der menschlichen Zivilisation, die Natürliche Wirtschaftsordnung (Globale Soziale Marktwirtschaft), erst dann zu verwirklichen ist, wenn die reale Angst vor der Auslöschung unserer gesamten „modernen Zivilisation“ durch die bevorstehende globale Liquiditätsfalle (Armageddon) insgesamt größer wird, als die seit Urzeiten eingebildete Angst vor dem „Verlust“ der Religion:

    http://opium-des-volkes.blogspot.de/2012/08/behandlung-eines-privatpatienten.html

  2. Was kommt auf uns zu 2013.

    Die Bankenkrise ist eine Systemkrise des Zinsgeldes.
    Ob nun QE5 oder 6, die Schulden der Staaten steigen
    und die vom Steuerzahler zu tragende Zinslast geht
    eh in Richtung 100 %. Das bedeutet 20 bis 25 %
    Mehrwertsteuer 25 % Rente vom letzten Einkommen
    Hungerlöhne, Suppenküchen, Massenarbeitslosigkeit, Elend , Not,
    Raub und Krieg.
    Was Peer Steinbrück fordert, die Trennbanken und
    die Regulierung der Banken wurde von Schröder
    und ihm schon vor ein paar Jahren vernichtet.
    Das sind Kamellen aus einem anderen Jahrhundert,
    zu Zeiten Sir John Keynes. Auch die
    Eingriffe Roosevelts haben die teuflischen Planungen
    der neokonservativen Kriegstreiber des 2. Weltkriegs
    nicht aufgehalten.
    Steinbrück hat nicht im Geringsten die Brisanz der
    heutigen Zeit verstanden.
    Alle die auch nur ein wenig fundierte Ahnung von
    Wirtschaft ,Geschichte und Mathematik und
    der Natur unseres Zinsngel haben, wissen, dass
    er ein Lauschöpper und Leichtgewicht, eben ein
    Täuscher ist.
    Er steht für die Spaltung der Gesellschaft und die
    Rettung der Banken und Reichen. Er und Merkel
    werden Deutschland in den absoluten Untergang führen,
    denn beide haben weder das Problem noch den Feind
    erkannt und navigieren ohne Instrument mit falschen
    Einflüsterungen im Nebel.

    Da Merkel und Steinbrück zu100% hinter der Umverteilung von
    Fleissig und Arm zu Reich stehen, wird diese Politik bis zum
    völligen Zusammenbruch weitergeführt.

    Dann gibt es neues Beschissgeld mit neuem Namen, denn
    die Natur der Bankerlaubnis wird nicht geändert.

    Warum protestieren, wenn es keine frei Wahl und keine Opposition
    gibt, die von den Menschen erkannt und angenommen wird.
    Um Dinge auf dieser Welt zu begreifen muss man ihnen Namen
    geben. Die Mutter und der Vater aller Kriege und allen Elends ist
    der Zins.

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